Sturmkaempfer
Waffe prallte mit einem schrecklichen Krachen gegen Sir Bohvs Bauch und riss ihn aus dem Sattel. Gemeine und Adlige sprangen gleichermaßen auf, riefen, klatschten, schrien und stampften.
Isak ballte die Hand, als Sir Bohv mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel. Seine Nerven waren bereits bis zum Zerreißen gespannt und die Tjost war nur eine weitere Erinnerung an den bevorstehenden Kampf. Der Sieg seines Freundes verblasste zwar vor diesem Gedanken, dennoch hob Isak die großen Hände, um wie Emin zu applaudieren.
»Exzellenter Treffer«, murmelte der König.
Vesna hielt sein Pferd an und ließ das Tier einen engen Kreis beschreiben, wobei er die Lanze zum Gruß an das Publikum hob. Dann lenkte er sein Pferd auf den Ritter zu, der am Boden lag. Ein Sturm von Flüchen zeigte deutlich, dass die Verletzung nicht tödlich war – und so jubelte die Menge erneut, als man Sir Bohv auf die Beine half. Er hielt sich die Rippen, gratulierte aber dem Sieger.
Der Graf wirkte nicht wirklich freundlich, als er gezwungen war, die Sonnenbiene in die königliche Loge schlendern zu sehen und Tilas Gunstbeweis zu erbitten. Sie antwortete zwar nicht, hielt jedoch einem Pagen den weißen Schal hin, damit er ihn um die golden schimmernde Rüstung des Mannes band. Im hellen Sonnenlicht war der Schal an der prächtigen Rüstung kaum zu bemerken,
aber während Vesna den roten Schal an seinem Handgelenk streichelte, hatte er nur dafür Augen. Tilas ausdrucksloses Gesicht blieb ebenso unbemerkt wie Emins zufriedenes Lächeln.
Der Champion der Königswache hatte seinen ersten Lanzengang des Tages mit Leichtigkeit gewonnen. Sein Gegner, ein Adeliger gleichen Alters, hatte sich aus dem Schmutz erhoben und ungelenk vor dem goldenen Ritter verbeugt. Nachdem er die Formalitäten so hinter sich gebracht hatte, hatte er sich umgedreht und war ohne einen weiteren Blick davongestapft.
»In der Kindheit waren sie einmal Freunde«, erklärte der König. »Sie wuchsen als Nachbarn auf, aber einer wählte Gold, der andere Scharlachrot. Heute können sie sich nicht einmal mehr die Hand geben. Doch wir haben Wichtigeres zu besprechen als diese traurigen Wahrheiten des Lebens. Nach der letzten Tjost werde ich verkünden, dass das Duell nun stattfinden wird. Ich erwarte, dass Jex auf einen dramatischen Zeitpunkt warten wird, bevor er den Angriff befiehlt.
»Die Königswache hat sich überall verteilt. Ein Drittel der Männer befindet sich – als Wachen, Händler und Diener verkleidet – in der Arena. Alle Übrigen sind in kleinen Gruppen unterwegs, laufen die Ställe ab oder arbeiten vor sich hin. Die Söldner sind weiter entfernt – nah zwar, aber nicht so nah, dass sie die Aufmerksamkeit einer Wache erregen könnten.«
»Also werden Eure Männer Jex’ Söldner abfangen. Selbst wenn es zu viele sind, wird das den Angriff verzögern und uns genug Zeit geben, um uns den Weg freizukämpfen.«
»Genau. Aber denkt daran: Es ist nur unser Ziel, in den Palast zu gelangen und die Nacht zu überstehen. Sie haben genug Magier, also müssen wir jede Chance nutzen, die sich bietet. Wir dürfen auf niemanden warten. Ich habe einen Mann angewiesen, die Scharniere des Tores zu zerbrechen, sodass Graf Vesna eine Chance hat, sich den Weg hinaus freizukämpfen. Was Euch angeht,
Lord Isak, so werden Euch meine Magier zu Beginn so gut beschützen, wie es möglich ist. Sie halten sich bereit, jeden Zauber, der auf die königliche Loge gewirkt wird, abzuwehren, aber das wird nicht lange so geschehen, da ich nicht hierbleibe, um zu kämpfen. Ich schlage vor, Ihr tut das Gleiche. Ihr seid der beste Kämpfer auf diesem Feld, also bringt Marschall Carelfolden und Mihn die Dame Tila in Eurem Windschatten mit. Wenn Ihr die Stadttore erreicht, und sie sollten halb geschlossen sein, so macht Euch keine Sorgen. Auch wenn der Dämon befreit wurde, wird er Euch passieren lassen.«
Trotz der Dringlichkeit der Lage plagte Isak seine Neugier zu sehr: »Warum greift uns der Dämon nicht an?«, fragte er.
»Der Pakt, der den Dämon bindet, schützt die Torwärter einfach dadurch, dass der Dämon Angst vor ihnen hat«, erklärte er. »Schlicht gesagt: Das Prinzip des Gegensatzes bedeutet, dass er die Leute, die er nicht fürchtet, umso vehementer angreift, je mehr Angst er vor unseren Leuten hat.«
»Aber wir sind keine Torwächter«, widersprach Isak. Das Letzte, was er sich wünschte, war, den Dämon zusätzlich zu Jex’ Söldnern bekämpfen zu
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