Sturmkaempfer
Sein Pferd reagierte großartig auf seine Berührung, galoppierte schneller als sonst los, um die Strecke in kürzerer Zeit zu überwinden, und der junge Mann konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Vesna spürte nur eine leichte Berührung an seinem Schild, als er seiner gepolsterten Spitze dabei zusah, wie sie genau auf die Mittellinie der Sonnenbiene traf.
Rufe und Jubel tobten überall los, als der Champion der Königswache über den Rumpf seines Pferdes hinwegkatapultiert wurde. Der Tumult ließ Isak nach seinem Schwert greifen, noch während er sich erhob, um den Sieg zu bejubeln. Es mochte zwar der Fremde gewonnen haben, aber die Leute spendeten ihm trotzdem donnernden Applaus. Vesna wandte sich um, die Lanze hoch über den Kopf gestreckt, und grüßte jeden Teil des Publikums einzeln, bevor er in die Mitte der Arena trabte und Isak und dem König formell salutierte.
Danach stieg Vesna ab und eilte zu seinem Gegner, der auf dem Rücken am Boden lag. Der Arzt des Königs kniete neben dem Mann, aber als der Graf die aschfahle Sonnenbiene erreichte, fasste er den Mann am Ellbogen und half ihm vorsichtig auf. Das Handgelenk war gebrochen und sein Stolz schien ebenso angeschlagen wie sein Magen. Doch er hatte die Größe, Vesna mit zitternder Hand den weißen Schal anzubieten, den Tila ihm gegeben hatte.
Vesna lachte und schlug dem Mann auf die Schulter, die schlechte Laune vergessend. »Keine Sorge, Junge, du bist im Nu wieder geheilt«, sagte er fröhlich. »Das wird dich beim nächsten Mal daran erinnern, deinem Gegner mehr Aufmerksamkeit zu schenken.« Er wandte sich wieder der ehrfürchtigen Menge zu, der es völlig gleich zu sein schien, dass ihr eigener Champion gedemütigt worden war, noch dazu durch einen Ausländer. Sogar
die Adligen und gehobenen Bürger klatschten und warfen Vesna Blumen zu.
Erst als sich der Herold des Königs erhob, verstummten sie. Isak bemerkte, dass sich der Weiße Zirkel von der Begeisterung nicht anstecken ließ. Aus der Mitte der Frauen starrte Herolen Jex den Helden der Farlan an.
»Euer Majestät, meine Lords, meine Damen, edle Herrschaften«, rief der Herold im Aufstehen… Doch er wurde vom König unterbrochen, der ihm die Hand auf die Schulter legte. Er drehte sich überrascht herum, da bedeutete ihm der König, sich wieder zu setzen.
König Emin trat vor und sagte: »Meine lieben Bürger Narkangs.« Ein erneutes Jubeln von den öffentlichen Rängen unterbrach ihn, denn das einfache Volk liebte den König; für den Reichtum, den er der Stadt gebracht, und den Stolz, den er ihnen geschenkt hatte. Narkang war wenig mehr als eine Stadt gewesen, als König Emin die Herrschaft errang. Und jetzt kam der Krann von Farlan, der Erwählte des Nartis, zu ihnen, um ihre Freundschaft zu erflehen. Es fiel leicht, dem hübschen König zuzujubeln, der seine Genialität auf dem Schlachtfeld bewiesen hatte, ein Mann, der vor den Gefahren seiner eigenen tapferen Pläne nie zurückschreckte.
Der König ließ den Blick über seine Untertanen schweifen, badete noch einige Augenblicke in ihrer Begeisterung, bevor er schließlich die Hand hob, um sie zur Ruhe zu bringen. »Da der Farlan-Schelm meinem Geldbeutel einen schweren Schlag verpasst hat, bin ich nicht geneigt, ihm eine Ruhepause zu gönnen. Es gibt eine offene Frage der Ehre zwischen Graf Vesna und Herolen Jex, und sie wird hier und jetzt durch den ritterlichen Kampf gelöst werden.«
Alle Blicke wandten sich den anderen Rängen zu, wo Herolen Jex entspannt auf seinem Stuhl saß und an einem kleinen Silberbecher
nippte. Er antwortete nicht, sondern sah nur zu, wie Vesna seine Waffe von einem Pagen entgegenahm und sie umschnallte. Der Graf saß wieder auf und wartete.
»Ich dachte, erst käme noch das Gestampfe«, antwortete Jex schließlich und wartete dann lange genug, um es bis zu einer Beleidigung werden zu lassen, bevor er hinzusetzte: »Euer Majestät.« Seine Stimme war tief und klang bedachter, als Isak es von einem Piraten erwartet hätte. Die Menge schnappte nach Luft.
»So war es gedacht, Meister Jex, aber ich habe meine Meinung geändert. Ich glaube, das ist auch mein Recht, denn ich bin der König und dies hier ist mein Königreich.« Sein Tonfall war erheblich strenger geworden.
Die Leute in der Arena klammerten sich an ihren Sitzen fest und blickten nervös auf die Königswache hinab. Die Soldaten aber regten sich nicht. Jex schien über die Worte des Königs nachzudenken, zuckte dann mit den Schultern und warf
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