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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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genießen. Mit einem Mal war die Magie, die er in den vergangenen Jahren immer vage gespürt hatte, in Reichweite und wirklich unter seiner Kontrolle. Alle Nervenenden entflammten daran und er wollte vor Freude laut lachen. Endlich griff er nach dem Symbol und umfasste es sanft. Das Zeichen erzitterte unter seiner Berührung, erschauderte, weil es den eifrigen Wind zurückhalten musste. Er umschloss es für einen Augenblick, und das Verständnis der Magie sickerte in ihn ein. Dann öffnete er die Hände, und als sich die ersten Federn um seine Brust legten und sein Rückgrat hinabschossen, erschien ein breites Grinsen auf seinen Lippen.
    Dann erwachte die Luft zum Leben. Sogar mit geschlossenen Augen konnte Isak die Schatten vorbeitanzen spüren, die forschende Finger über sein Gesicht und seinen Kopf gleiten ließen. Tila kam näher, versteckte sich im Windschatten seiner großen Gestalt, während der Wind mit ihrem Haar spielte und an ihrer Kleidung zerrte. Die Luft wurde dichter, presste sie beide in einem wütend rauschenden Wind aneinander.
    Isak hielt die Augen geschlossen und spürte ihre rasche Abwärtsbewegung bis sie mit einem Ruck am Boden ankamen und
sich der Wind legte. Als Tila es wagte aufzuschauen, umgaben sie nur die finstere untere Kammer und die nun unbewegten Kreidezeichnungen an der Wand.
    Isak drehte sich zu ihr um, sah sie an und war sich plötzlich der Nähe ihres Körpers bewusst, weil sie sich instinktiv an ihn gelehnt hatte. Da tat Tila einen schnellen Schritt zurück und richtete ihr Haar.
    Mit einem schnellen Knicks wich sie in Richtung Tür zurück. »Danke, mein Lord.«
    »Werde ich dich wiedersehen?« Als die Worte heraus waren, verfluchte sich Isak dafür, so etwas Dummes gesagt zu haben. Etwas an ihr spendete ihm Trost – sogar wenn ihr Gesicht zu einer Maske der Angst erstarrt war, wirkte es noch einladender als die stumpfen Blicke, die ihn im Speisesaal empfangen hatten.
    »Natürlich, mein Lord. Ich bin doch Eure Leibzofe«, sagte sie. »Eure Räumlichkeiten und Mahlzeiten liegen im Bereich meiner Verantwortung.« Jetzt erwiderte sie seinen Blick und sah ihn an, als wäre er ein Mensch und nicht ein verdammtes Weißauge. Das gefiel ihm.
    »Oh. Sehr schön«, sagte er, als er seine Stimme wiederfand. »Aber das meinte ich gar nicht. Ich meinte … für ein Gespräch. Ich kenne hier niemanden und weiß nicht, was in Nartis’ Namen ich tun sollte. Setz mich mitten im Wald aus, und ich werde überleben, aber dieser Ort übersteigt mein Wissen. Man hat mir nicht viel über Geschichte oder Etikette beigebracht.«
    »Natürlich, mein Lord«, wiederholte Tila, aber diesmal zeigte sich Anteilnahme in ihrem Gesicht. »Ich werde Euch morgen früh hier abholen und zu Eurem Frühstück bringen. Lord Bahl wird es wohl vorziehen, wenn Ihr mit den Geistern in der großen Halle speist. Doch wenn Ihr mich vorher braucht, so schickt einfach jemanden nach mir, Tila Introl, wie Euer Lordschaft sich gewiss erinnern.«

    »Ja, natürlich, Tila Introl, Tochter des Torwächters. Ich bin selbstverständlich Isak – nur Isak. Mein Familienname ist Fershin, aber wie Lord Bahl hat man mich eines solchen nie für würdig befunden.«
    Tila öffnete den Mund, wohl um sich zu entschuldigen, wie es die meisten Menschen taten, wenn sie dies hörten, doch dann schloss sie ihn, sehr zu Isaks Erleichterung, wieder. Das Letzte, was er von ihr wollte, war Mitleid.
    »Aber wenn das, was Lord Bahl mir sagte, der Wahrheit entspricht, so ist mein Name nun wohl Lordprotektor Anvee. Doch wir wollen bei Isak bleiben, ja?« Er lächelte darüber und sah die Erleichterung in ihrem Gesicht. Dann knickste sie und eilte wieder in ihr Bett.
    Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, drängte sich das, was er da unter den Füßen spürte, wieder in seine Gedanken und vertrieb alles andere daraus. Sein Blick wurde von dem Kreis angezogen, auf dem er stand. Der Drang, die Augen zu schließen, wurde übermächtig und das geflügelte Symbol erschien auch wieder in seinem Geist. Er wollte schon danach greifen, doch da spürte er eine Gegenwart hinter sich. Erschrocken öffnete er die Augen, aber es war nichts zu sehen – bis er hinaufblickte und ihn die Erkenntnis einholte. Er schloss die Augen und spürte sich im ruhigen, windumtosten Turm, aber diesmal war er nicht allein. Noch jemand war bei ihm, jemand, der den Wind anzog.
    Glaubst du nicht, dass du für heute Nacht weit genug gegangen bist? Es fühlte sich merkwürdig

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