Sturmkaempfer
Geist muss noch beschädigter gewesen sein, als wir ahnten. Sein Besitzer zerstörte diesen Schädel Wissen im Wahn nach der Letzten Schlacht. Sonst wäre er über die Jahre immer wieder einmal aufgetaucht, so wie die bestehenden es taten.«
»Genau, mein Lord. Das macht seine Behauptungen ebenso lächerlich wie seinen Einfluss gefährlich. Er hat uns genug Probleme bereitet. Der Azaer-Dämonenkult, den er gefördert hat,
verbreitete überall im Stamm Ketzerei. Jetzt, da er tot ist, können wir da nicht einfach alles auslöschen, was an ihn erinnert?«
»Bring mir erst alles, was die Magier herausgefunden haben. Ich will diese Thesen jede für sich lesen.«
»Mein Lord?« Der Haushofmeister wirkte überrascht. »Ich habe die Zusammenfassung selbst geschrieben, damit niemand sonst die Schriften liest. Die Gedanken des bösen Malich haben genug Schaden angerichtet. Sogar die Magier selbst sind kein Risiko eingegangen. Darum haben sie die Arbeit unter zwanzig von ihnen aufgeteilt. Nekromantie bringt Verdammnis über jeden, selbst über Euch, mein Lord. Und Nartis hat allen Grund, die Schädel nach dem Tod seines Bruders zu hassen, dem edlen Veren…«
Bahl erhob sich halb vom Stuhl und Funken sprühten wütend aus seinen Augen. »Glaube nicht, du könntest mich über Theologie belehren! Das Gebrabbel der Priester und das Schnattern alter Weiber interessiert mich nicht.«
Lesarl erstarrte einen Augenblick, dann fiel er auf ein Knie. Mit ernstem Gesicht senkte er entschuldigend den Kopf. »Vergebt mir, mein Lord. Ich habe mich vergessen. Natürlich wisst Ihr es besser als ich.« Nach all diesen Jahren sollte er sich an Bahls Wutausbrüche gewöhnt haben, aber sie blieben unvorhersehbar und erschreckend und trafen ihn manchmal immer noch unvorbereitet.
Bahl spürte wegen des anklagenden Ausdrucks in Lesarls Miene erneute Wut aufwallen, aber er unterdrückte sie. Sein Haushofmeister hatte recht. Verflucht seiest du, Lesarl! Ich weiß, wie gefährlich der Weg ist, den ich einschlage. Du musst mich nicht daran erinnern, aber du bist es eben nicht, der in seinen Träumen von den Toten verfolgt wird.
Eine unangenehme Stille herrschte einige Herzschläge lang, bis Bahl sich wieder auf den Stuhl setzte.
Lesarl nahm dies als Zeichen, sich wieder zu erheben. Er hatte Bahl beinahe sein Leben lang gedient und hatte sich mit der Launenhaftigkeit des alten Lords längst abgefunden. Nach einer längeren Pause sagte er: »Es gibt noch eine andere Angelegenheit, mein Lord. Menin, Malichs Lehrling, hat eine Fußnote hinzugefügt, die aussagt, sein Herr habe erwähnt, der Schädel befinde sich an einem Ort auf der Weißen Insel. Das geschah während eines der vielen Anfälle, die der Mann damals bereits zu erleiden hatte. Dem Erzmagier zufolge war Malich in dieser Zeit über längere Perioden nicht in der Lage zu schreiben; die Tagebücher sind über weite Strecken in der Handschrift seines Lehrlings verfasst. Er erwähnt Vorbereitungen für eine Reise, aber kein Ziel, darum können wir auch nicht sicher sein. Meiner Meinung nach war das nur ein sinnloses Geplapper; das Gewäsch eines Irren, aber …«
»Aber man kann nicht sicher sein«, sagte Bahl. »Man kann solche Mitteilungen erlangen, wenn man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen. Er hat sich immerhin mit mehreren Dämonenprinzen verbündet. Die Elfen des Waldes? Vielleicht hofften sie, Malich würde ihn für sie holen. Auf die Weiße Insel traut sich mit Sicherheit kein Elf, aber ein Mensch könnte überleben, und Malichs Aufstieg hat ihnen nicht im Geringsten geschadet.«
»Lord, wäre es vermessen zu fragen, wofür Ihr den Schädel nutzen wollt?«, fragte Lesarl mit leicht zitternder Stimme.
»Ja, das wäre es. Es muss reichen, dass es mein Wille ist. Tu, was du tun musst.«
Bahls Ausdruck wurde etwas freundlicher. »Lesarl, ich weiß, dass du diese Fragen stellen musst, die zu stellen sonst niemand wagt, aber dringe in dieser Angelegenheit nicht weiter in mich.«
Bahl dachte an die Ursprünge Cordein Malichs zurück. Er war ein erstaunlich vielversprechender Schüler gewesen, als er an
den Toren ankam, die zur Akademie der Magie gehörten; talentiert genug, dass nicht einmal die eingebildeten Magier Tirahs ihn gefragt hatten, warum er den ganzen Weg von Embere hergereist war, um sich einzuschreiben.
Nach dem zweiten Sommer, in dem Malich dort gewesen war, wurde sein Verhalten zunehmend merkwürdig. Mehrere Leute, die auf seiner wachsenden Feindesliste standen,
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