Sturmkaempfer
meiner Seite – und wieder unter unserer völligen Kontrolle wissen. Also, was für Nachrichten hast du für mich?«
Lesarl blickte wieder fröhlicher drein, als er sich daran erinnerte. Und dann zog er ein zerknittertes Pergamentbündel aus dem Inneren seiner Jacke. »Der Grund, warum ich mich ursprünglich mit dem Erzmagier traf, war der, dass er mir endlich die entschlüsselte Kopie von Malichs Tagebuch geben wollte. Er war ganz und gar nicht glücklich darüber. Er glaubt noch immer, dass jede Art von magischer Forschung auf die geschützten Bibliotheken begrenzt bleiben sollte, bis er und seine Kollegen anderes entscheiden. Er bestand darauf, dass ich es persönlich abhole.«
»Also enthielt es Malichs Forschungen? Wie hast du ihn überredet, es freizugeben?« Bahl schien von der Überzeugungskraft des Haushofmeisters beeindruckt.
»Sie enthielten tatsächlich seine Forschungen, und da sie grundsätzlich nekromantischer Natur waren, bedeutet Euer religiöser Status die rechtliche Herrschaft.« Lesarl lächelte selbstzufrieden. »Ich bin sicher, dass ich mit etwas Mühe auch eine
Nachricht erhalten hätte, in der sie Euch dafür dankten, dass Ihr ihnen gestattet habt, die Übersetzung anzufertigen.«
»Obwohl es sehr viel länger gedauert hätte, jemanden anders zu finden, der dazu in der Lage wäre?«
»Nun, ja, aber er hat meine Argumentation dennoch gewürdigt. Wie dem auch sei, zwischen paranoiden Tiraden, während derer er den Fähigkeiten meiner Spione sehr schmeichelte, konzentrierte sich Malich hauptsächlich auf eine von Verliqs Thesen, um seine Rituale zu entwickeln, die der Entwicklung von …«
»Wie lautete die These?« Das von unten klingende Summen von Eolis und Siulents nagte an Bahls Geduld.
Lesarl blätterte rasch durch die Pergmentbögen. »Da ist es. Das Folgende schrieb der Erzmagier als kurze Erklärung für mich: ›Ein Kristallschädel – der eigens dazu erschaffen wurde, um die Magie der Götter im Allgemeinen und die Tods im Besonderen abzuwehren – kann keine Seele aus dem Land ohne Zeit zurückholen. Es ist durch Experimente bewiesen, dass Seelen keine ausreichende Stabilität bewahren, wenn sie aus der stofflichen Welt entfernt werden. Im Zustand zwischen den Reichen sollten Geister und Gespenster hingegen genug von ihrem Selbst behalten, um – ein passendes Gefäß vorausgesetzt – wieder ins Leben zurückgeholt zu werden.‹ Malich hat das eigentliche Ritual, das er entwickelt zu haben behauptete, nicht verzeichnet, aber der Rat der Akademie glaubt, dass sie es aus seinen zahlreichen Andeutungen rekonstruieren könnten. Das würden sie aber natürlich nie wagen. Es gab eine Reihe von zusätzlichen Faktoren: Durchführung des Rituals, wenn die Götter das Land verlassen, während des Zwielichts oder in der Silbernacht, und Opfer von Leben gemäß einer Art von Pakt …«
»Dem Gesetz der Verpflichtung«, sagte Bahl gedankenverloren. »Dem grundlegenden Prinzip der Magie.«
»Ja, genau das. Wie dem auch sei, all das macht es jedenfalls
notwendig, eine gewaltige Menge an Energie durch den Schädel zu leiten.«
»Seltsam, dass er sein Leben einer Sache verschrieben hat, von der er wissen musste, dass er sie nie ausprobieren konnte.«
»Darum hege ich auch Zweifel an so vielem von dem, was niedergeschrieben wurde. Die Theorie der Nekromantie weiterzuentwickeln ist doch eine seltsame Obsession für einen Mann, der Unsterblichkeit anstrebt. Ich kann nicht ergründen, welchen Nutzen er sich davon versprach. Weder er noch dieser Gehilfe Menin können ihr Anliegen dadurch vorangebracht haben. Dies bezieht sich auf lang verlorene Seelen, nicht die unlängst Verstorbenen, die er als Soldaten nutzte. Und wen von Bedeutung hätten sie ins Leben zurückholen können? Malich behauptet, er habe dereinst einen Jugendfreund zurückgeholt; und dass er für kurze Zeit einen Schädel besessen habe …«
»Ha!«, schnaubte Bahl spöttisch. »Das hätten wir wohl bemerkt, als wir das Schloss erstürmten. Ich bezweifle, dass ich einen Kampf gegen einen Nekromanten seines Geschicks hätte überleben können, wenn er einen Kristallschädel sein Eigen genannt hätte. Hat er uns offenbart, welcher Schädel es sein sollte?«
»Überraschenderweise ja. Er behauptet, es wäre der Schädel gewesen, den man unter dem Namen Wissen kennt.«
Bahl lachte. »Der Mann war nicht nur ein Lügner, sondern ein schlechter noch dazu. Wissen wurde vor beinahe siebentausend Jahren vernichtet. Malichs
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