Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Dirass versuchte einen Hieb in den Schritt, dann begann Lord Isak ihn zu provozieren, beleidigte seine Familie, um ihn wütend zu machen. Und ich glaube, zu diesem Zeitpunkt beschloss dann der Krann, ihn zu töten.«
    »Und das verwundert Euch?« Bahls Stimme war leise, gepresst. Kerin hatte Wut erwartet, aber dies hier verstörte ihn umso mehr. »Der Ritter versuchte einen tödlichen Streich anzubringen. Lord Isak ist ein Weißauge, das wisst Ihr doch wohl noch? Was habt Ihr Euch dabei gedacht, ihn zu einem Duell zu treiben? Das hättet Ihr doch bei keinem anderen Weißauge unter Eurem Kommando getan.«
    »Ich …« Kerin wirkte hilflos, konnte diese Entscheidung nicht erklären, weil er sie selbst nicht nachzuvollziehen vermochte. Seine Erinnerungen waren wie flüchtige Träume, als wäre er nicht einmal wirklich sicher, den Befehl gegeben zu haben. »Ich dachte, Isak würde sich beherrschen, und dass Sir Dirass meine Befehle befolgte …«

    »Ich denke, beim Schwertmeister zeigen sich Spuren seines Alters«, unterbrach ihn Lesarl. »Vielleicht wird es Zeit, ihm ein ruhiges Altenteil irgendwo zu bereiten. Bei einer reichen Witwe auf dem Land vielleicht?«
    »Mein Geist ist so klar wie eh und je«, schnappte Kerin. »Dirass Certinse war schon immer ein selbstgerechter Mann. Ja, er war verzweifelt hinter einem Adler her, aber den Krann zu töten? Das weiß … das wusste er doch gewiss besser.«
    »Warum dann, mein Schwertmeister, versuchte er genau dies?« Bahl war noch immer nicht verärgert.
    »Das kann ich nicht sagen. Er sah aus, als wäre er besessen. Aber …«
    »Das«, sagte Lesarl streng, »ist eine Theorie, die Ihr in der Anwesenheit anderer niemals verbreiten werdet, wenn Ihr nicht den Rest Eurer Tage in einem Kerker verbringen wollt.«
    Kerin war von der Heftigkeit der Reaktion Lesarls überrascht. »Ich meinte nicht …«
    »Es ist mir egal, was Ihr meintet oder was Ihr glaubt. Höre ich auch nur die kleinste Andeutung der Aussage, dass schädliche Einflüsse die Entscheidungen des heutigen Tages beeinflusst haben möchten, so werde ich Euch dafür verantwortlich machen.«
    »Ja«, grollte Bahl nachdenklich. »Diese Idee ist ein verstörender Gedanke. Sie wird nicht vertieft. Man soll sich stattdessen auf die Tatsache beschränken, dass er der geborene Kämpfer ist. Wenn er die Truppen in den Kampf führt, wird er es auch mit mehr als nur einem Krieger vom Schlage eines Schwertmeisters aufnehmen können.« Der alte Lord wies zur Tür. »Danke, Schwertmeister. Das ist alles.«
    Kerin nahm den Befehl mit einer Verbeugung entgegen und war unfähig, eine der vielen Fragen zu formulieren, die ihm im Kopf umhergingen. Er war noch immer etwas verwundert, dass man die Angelegenheit so schnell abgehandelt hatte. Bis er seine
Fassung wiedergefunden hatte und zur Tür ging, hatte sich Bahl schon wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zugewandt.
     
    Bahl wartete, bis sich die Tür hinter Kerin schloss, dann schob er die Papiere von sich und schaute in das erwartungsvolle Gesicht seines Haushofmeisters.
    »Ich werde mit dem Jungen sprechen, ihn an die Notwendigkeit erinnern, sich zu beherrschen und keine wertvollen Soldaten zu töten.«
    »Und was ist mit Certinses Eltern? Wenn sie davon erfahren, wird der Lordprotektor eine Anklage gegen Isak und den Schwertmeister führen. Verdammter Junge, warum konnte er nicht jemanden töten, der weniger wichtig ist? Es gibt doch wirklich genug Kriminelle in den Kerkern, falls es ihn nach Blut giert.«
    »Genug, Lesarl. Er war erregt und der Mann versuchte ihn zu töten. Er tat, was man von einem Weißauge erwarten muss. Ich hätte das Gleiche getan. Mich interessiert vielmehr, warum das überhaupt geschah. Kerin ist doch eigentlich zu vernünftig, um ein solches Duell zuzulassen – und Sir Dirass war ein erwachsener Mann. Nicht nur, dass er schon mit Weißaugen gekämpft hat und ihr aufbrausendes Gemüt kannte, auch die politischen Probleme, die daran hängen, hätten seine Hand aufhalten müssen.«
    Bahl starrte über seinen Schreibtisch hinweg auf die nackte Wand, tief in Gedanken verloren. Dann blickte er zu Lesarl. »Aracnan sagte, dass etwas nicht stimmte, als er den Jungen traf. Du sagst, dass sein Vater ihn in der letzten Nacht hängen sehen wollte, und jetzt missachtet ein kluger Mann Befehle und versucht ihn zu töten«, sagte er leise.
    Er erinnerte sich an Aracnans Worte in der vergangenen Nacht: Der Junge bedeutet Ärger, aber jetzt ist es dein

Weitere Kostenlose Bücher