Sturmkaempfer
erarbeitet.
»Man sagte mir, Anvee brächte Kohl und Ziegen hervor, keine Helden.« Eine Gruppe Geister stellte sich hinter Isaks still dastehendem Pferd auf. Die Köpfe der restlichen Soldaten der vorbeiziehenden Armee wandten sich den beiden Männern zu. Sergeanten beschimpften ihre Soldaten, als sich die ordentlichen Reihen verzogen.
»Ihr ehrt mich, mein Lord.« Isak lachte beinahe auf, als er Graf Vesnas sorgfältig gesetzte Worte hörte. Wie oft kniet schon der Held aus Kindheitstagen vor einem? »Ich kann nur hoffen, dass ich mich dessen als würdig erweise, indem ich an Eurer Seite kämpfe.«
»Genug. Das Erste, was Ihr meinen Gefolgsleuten sagen könnt, ist, dass die einzigen Leute, die ich zu meinen Füßen sehen will, jene sind, die ich selbst dorthin geschickt habe. Und ich danke Euch für den Respekt, den Ihr mir erwiesen habt. Ich bin sicher, dass sich die Männer aus Anvee auf dem Feld beweisen werden.«
Der Graf erhob sich erleichtert und ein Lächeln funkelte in seinen Augen. Isak sah es und war beinahe zu sehr erfreut darüber, dass der Mann so ungezwungen mit ihm umging. Er wies auf das Pferd des Grafen. »Kommt, wir halten die Armee auf. Wir können im Sattel reden.«
Vesna verbeugte sich kurz, sofort wieder voller Selbstsicherheit, nun, da er Isaks Gemüt einschätzen konnte. Dann ergriff der den Sattelknauf und zog sich mit geübter Eleganz hinauf. Eine kurze Berührung mit der Hacke führte sein Pferd herum und auf den rechten Weg.
»Darf ich fragen, was mein Lord über den Feind gehört hat?«
Isak nickte dem General zu, als er sein massiges Streitross neben das schwarz belegte Jagdpferd des Grafen führte. Das Pferd wirkte ruhig und friedlich – es war nicht unbedingt das Reittier, das Isak bei einem berühmten Tunichtgut erwartet hätte. Er nahm es als gutes Zeichen dafür, dass hinter den Geschichten und dem Ruf ein scharfer Verstand steckte. Ein feuriger Hengst, der dahingaloppierte, wäre sicher eindrucksvoller, aber dieser ruhigen Mähre konnte man im Chaos des Kampfes leichter trauen.
Er wandte die Aufmerksamkeit vom Pferd wieder auf den Reiter. »Für die Hellsicht der Magier sind wir noch zu weit entfernt, aber wir wissen genug.« Er gab dem General ein Zeichen, der Graf Vesna gerne berichtete, was sie wussten. Isak lehnte sich zurück und ließ die Worte an sich vorbeiziehen. General Lahk würde die Strategie festlegen, wenn es so weit war, und Bahl und Lesarl waren sich einig gewesen, dass Isak abwesend erscheinen sollte, statt Fragen stellen zu wollen, denn er würde sich Lahk ohnehin unterordnen müssen.
»Der Feind hat sich in drei Lager aufgeteilt, die alle nördlich von Lomin liegen«, sagte der General. »Eines belagert die Tore der Stadt, das zweite liegt weiter westlich und das dritte befindet sich auf halber Strecke zwischen Gipfeltor und Lomin. Vitil und Kohm sind niedergebrannt worden.«
Es war nun immer der Feind , wenn die Soldaten sprachen, nicht die Elfen. Der Feind war ein gesichtsloses Wesen, eines, das man zerstören musste. Es brauchte keinen Namen.
»Und die Leute dort?«
»Wir verloren dreihundert Infanteristen bei Vitil, aber ihr Tod hat den anderen Zeit für die Flucht erkauft. Die Kavallerie bei Lomin ist wohl aufgerieben …«
»Was? Alle?« Unter Vesnas Ruhe zeigten sich Wut und Unglaube.
»Das vermuten wir. Die stehende Wache von dreitausend Mann rückte zum jährlichen Aufmarsch aus. Sie kehrten nicht zurück.«
»Ich dachte, man wollte damit aufhören.«
»Das wollte man ja auch, aber da der Tag mit dem letzten Tag der Jagdsaison zusammenfiel, beschloss der Erbe von Lomin, dass es im letzten Jahr etwas Besonderes sein sollte.«
»Schicksal hat wirklich Sinn für Humor.« Vesna sprach mit müder, eintöniger Stimme, die ihn plötzlich wie den General
klingen ließ. Es war die Stimme eines alten Soldaten, der das alles schon einmal erlebt hatte.
Für eine Meile ritten sie in verbitterter Stille. Isak blieb sehr ruhig, wie ein Kind, das nicht gesehen werden wollte. Der Graf starrte ins Nichts und seine Lippen bewegten sich beinahe unmerklich. Isak konnte die Bewegung aus dem Augenwinkel gerade so wahrnehmen, wusste aber nicht, was sie bedeutete. War sein neuer Lehnsmann eine Art religiöser Fanatiker? War da denn noch mehr an ihm, als man sah? Und wenn ja, konnte er überhaupt noch irgendjemandem trauen? Als er das dachte, tadelte Isak sich selbst, so wie es Carel getan hätte.
Götter, Lesarl hat dich mit seinem Verfolgungswahn
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