Sturmkaempfer
ohnehin schon leeren Leben.
Während Isak sie ansah, gelegentlich auch einen Blick auffing, spürte er eine Veränderung in der Luft. Es wurden mehr. Vor ihnen bildeten die versprengten Gruppen an der Straße allmählich eine größere Menge. Er bewegte sich im Sattel, denn er spürte eine Mischung aus Verachtung dafür, dass er erst jetzt zu ihrer
Rettung eilte, und Furcht, Ehrfurcht und Erleichterung. Die Farlan waren ein abergläubisches Volk, und die Legenden von Aryn Bwr lebten in den Herzen seiner ärgsten Feinde weiter. Aber die Zeit stellt seltsame Dinge an und die Götter ehrten ihn, auch wenn sie ihn nach Ghenna verdammten. Durch seinen Mut und seine Genialität hatte Aryn Bwr einen merkwürdigen Platz in den Geschichten des Volkes errungen. Er war nie wirklich beliebt gewesen, aber zu wunderbar, um ihn wirklich zu verabscheuen. Jetzt standen die Leute erneut vor dieser Zerrissenheit und niemand fühlte sich wirklich wohl dabei.
»Wie helfen wir ihnen?«, murmelte Isak. Er drehte sich im Sattel, um General Lahk einen Blick zuzuwerfen.
»Mein Lord?«
»Vorräte? Nahrung? Larat hole Euch, es ist Winter! Hat man nichts für sie getan? Sollen sie hier draußen einfach sterben, während sie darauf warten, dass wir ihre Heimat zurückerobern?«
»Bisher hat man noch nichts getan, mein Lord.«
Wieder gab seine Stimme nichts preis. Isak hätte sich mit offener Ablehnung besser gefühlt, mit irgendeinem Zeichen dafür, dass der General am Leben war.
»Nun, warum nicht?«
»Haushofmeister Lesarl war in diesem Punkt sehr klar, mein Lord. Wir sollten nichts unternehmen, bis sie sehen würden, dass Ihr den Befehl dazu gebt. Euer Volk sollte Euch für Eure Befehle lieben und nicht nur wegen Eurer Stärke fürchten.«
Er überging Isaks ungläubigen Blick und rief mit donnernder Stimme nach dem Hauptmann der Palastgarde: »Sir Cerse, mein Lord wünscht, dass unser Essen an seine Untertanen verteilt wird.«
Wütend sah Isak den Ritter scharf salutieren und dann seine Lieutenants ausschicken, den Befehl zu befolgen. Die Wagen mit
den Vorräten kamen wundersam schnell vom Ende des Zuges herüber und eine Gruppe von Männern ritt daneben und reichte alles, was da war, an jeden Farlan heraus, der nur eifrig die Hand ausstreckte.
Isak war sprachlos. Erneut hatte man seine Handlung vorausgeahnt und ihn entsprechend gelenkt. Er schloss die Faust im silbernen Kettenhandschuh um den Griff seiner Klinge und war innerlich wütend auf sich selbst, dass er zu Lesarls Spielzeug geworden war.
»Mein Lord ist nicht beeindruckt.«
»Fickt Euch, Lahk. Wenn Ihr oder Lesarl glaubt, ich nehme es hin, derart manipuliert zu werden … Nur weil ich Euch für den Kampf noch brauchen könnte, töte ich Euch jetzt nicht.«
»Ich verstehe, mein Lord. Zu unserer Art passt ein solches Verhalten nicht …«
»Und Ihr wisst, wie es ist, ich zu sein? Habt Ihr meine Träume? Oder spielen die Götter selbst mit Euch Spiele, an denen sich nicht einmal Lesarl zu beteiligen wagt?«
»Wir sind alle Marionetten, mein Lord. Der einzige Unterschied ist, dass die Götter bemerken, was mit Euch geschieht. Der Rest von uns ist nicht so wichtig.«
Isak fühlte einen Stich seines Gewissens, als der gezeichnete General instinktiv einen Finger über den Nacken gleiten ließ. Das zackige Durcheinander aus Narben begann hinter seinem Ohr und verschwand unter dem Kettenhemd. Isak fand dazu keine Worte. Er wandte sich wieder dem Grübeln über die Frage zu, welche Pläne die Götter mit ihm haben mochten. Seit er ein Erwählter geworden war, fühlte er sich noch eingeschränkter, als zu der Zeit, in der sein Vater sein Leben bestimmt hatte. Das Gefühl, eine einfache Spielfigur zu sein, hasste er sogar noch mehr als die Hilflosigkeit während seiner Kindheit als Diener. Das rieb heftig an ihm, ganz im Gegensatz zu seiner Rüstung.
Isak strich über die Brustplatte und verlor sich in Gedanken, während er über Siulents nachdachte. Sie war fehlerlos gefügt und es gab keine zweite Rüstung dieser Art im ganzen Land. Indem er mit einem Finger über die vollkommen glatte Oberfläche fuhr, konnte er das Echo der Runen spüren, die Aryn Bwr in das Silber graviert hatte. Jede dieser Runen trug einen Zauber in sich. Er schätzte die Zahl auf mehr als einhundert, und das obwohl höchstens ein Dutzend existierender Rüstungen mehr als zwanzig Runen trugen. Lesarl hatte gesagt, dass man nur mit den Fingern schnippen musste, um zwanzig Männer herbeizurufen, die
Weitere Kostenlose Bücher