Sturmkaempfer
den schweren Weg gewählt
und jene Teile seiner Seele abgelegt, die Trauer über seine Ablehnung empfanden. Isak bewunderte ihn dafür beinahe, auch wenn ihm der Gedanke daran große Angst machte.
Einige Schneeflocken wirbelten um Isak herum, als er durch die Banner starrte, um zu sehen, wohin der General ging. Doch der unbeschäftigte Blick wurde bald von den Flaggen und Farben selbst abgelenkt. Die Tracht der Palastgarde war in tristem Schwarz und Weiß gehalten – ohne Zweifel um Bahls unnachgiebigen Geist zu symbolisieren. Aber es passte besser zu Lahk, vor allem nachdem der Schmutz und die Strapazen einiger Wochen alles gedämpft erscheinen ließen. Während sie durch die Ländereien gereist waren, um Truppen zu sammeln, von Tebran über Nelbove nach Danva, dann an der Grenze von Ahmah und Vere entlang, hatten sich ihrer Truppe langsam Farbkleckse hinzugesellt. Die Chetse nannten die Farlan-Kavallerie »stählerne Pfauen« – protzig und überheblich, aber auch Furcht einflößend, ganz gleich wie viel Seide und Spitze sie trugen.
Ingesamt acht Lordprotektoren reisten jetzt mit der Armee, einschließlich des Kranns selbst, und elf Grafen, ungefähr fünfzig Marschälle und grob sechshundert Ritter. Die Hunderten von Bannern und Wimpeln, Abzeichen und Tuniken lieferten sich vor dem matten Untergrund des winterlichen Waldes eine Farbenschlacht.
Jeder einzelne Adlige war beim Krann vorstellig geworden – und man hatte seinen Titel verkündet, aber nur an die Lordprotektoren erinnerte sich Isak. Der Rest war ein Schleier aus Prunk und Zeremoniell.
Der alte Haudegen Fordan hatte die Ehre, und zwar noch vor ranghöheren Lordprotektoren, die Vorhut führen zu dürfen – eine Entscheidung, die Sir Cerse, den Hauptmann der Palastwache, hatte zusammenzucken lassen. Aber Fordan hatte sich als angenehme Gesellschaft und vernünftiger Ratgeber erwiesen.
Isak war sich bei Sir Cerse weniger sicher, einem jungen und ehrgeizigen Ritter aus Torl, der vor allem dadurch aufgefallen war, dass er kurz nach seinem Beitritt zu den Geistern schon die Adlerklinge eines Schwertmeisters bekommen hatte.
Das Banner Fordans, mit einem roten Bergfried darauf, war zu weit entfernt, um es zu erkennen, ebenso wie die Hunde in Gold und Grün des reichen Lordprotektors Nelbove und der grüne Greif des verhassten Lordprotektor Selsetin. Etwas an diesem Mann brachte Isaks Nackenhaare dazu, sich zu sträuben, schon bevor Fordan etwas davon murmelte, dass Nelbove und Selsetin in den Malich-Skandal verwickelt wären. Ohne genau zu wissen, was das bedeutete, erkannte Isak doch, dass sie ihm deswegen nicht eben wohlgesonnen waren. Die anderen Adligen nickten bei Fordans Worten wissend. Der Skandal war offensichtlich allgemein bekannt.
Der goldene Falke im Sturzflug des vor Kurzem erst aufgestiegenen Lordprotektors Danva flatterte vor ihm. Sein Bruder war erst seit zwei Wochen tot und man wettete bereits auf die Lebensdauer seines Neffen im Säuglingsalter, der den Titel bekäme, wenn er das Erwachsenenalter erreichte. Die herausragende Stimme des Lordprotektors war über den Wind hinweg gut zu hören, und Isak konnte auch eine eindringliche Diskussion zwischen den Lordprotektoren Amah und Ked verstehen. Der weiße Hirsch von Amah schien sich gegen den gelben Löwen gut zu halten, auch wenn er ihm beinahe zwanzig Sommer unterlegen war.
Der letzte anwesende Lordprotektor war zudem der ranghöchste, stammte er doch aus einer der ältesten Familien und einer der reichsten Provinzen. Doch zu Isaks Überraschung hatte sich ihm der mürrische, übermäßig untertänige Lordprotektor Torl nur kurz vorgestellt und war dann mit den Spähern ausgeritten. Sein Symbol, eine Eiskobra, wirkte so ungewöhnlich und
seltsam wie der verschwiegene Lordprotektor selbst. Ebenso einmalig war es, dass er einfaches Leder trug, auf dessen Brust das Abzeichen seiner Familie eingenäht war, nach Art der eingeschworenen Soldaten, statt der Rüstung eines Ritters, wie man es erwartet hätte. Sein Plattenpanzer war gut verstaut, ebenso wie die Panzer der Rittereinheit, die als seine Leibwache dienten.
Zuerst hatte Isak den Mann für einen Feigling gehalten, der sich als einfacher Kavallerist kleidete, um sich nicht wie die anderen Edelmänner als Ziel anzubieten. Als er aber mehr über ihn herausgefunden hatte, war er sehr froh, dass er seine Zunge dieses eine Mal im Zaum gehalten hatte. General Lahk, der nicht gerade die Angewohntheit hatte, übermäßiges Lob zu
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