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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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angesteckt. Vesna betet nur. Der Mann ist ein Soldat, der um Tote trauert, weil ihn das gleiche Los treffen kann.
    »Ich habe Gerüchte über Trolle gehört. Sind sie wahr?«
    Isak zuckte zusammen, als Vesna wieder sprach. Vielleicht lag es nur am Verlust so vieler Männer, doch der Graf klang nervös. Möglicherweise hatte er aber auch bereits einmal gegen Trolle gekämpft.
    »Sie sind wahr«, bestätigte General Lahk. »Wir sollten herausfinden können wie viele, sobald wir die Hellsicht einzusetzen vermögen, aber wir müssen das Schlimmste annehmen und etwa einhundert erwarten.«
    »Und unsere schwere Reiterei?«
    Der Ruf von Trollen flößte solche Furcht ein, dass nur die schwere Kavallerie es wagen konnte, sie anzugreifen. Das war der Preis der Ritter- oder Adelswürde: In Zeiten wie diesen mussten sie sich den schlimmsten Feinden der Farlan stellen. Es hieß, Trolle spürten keinen Schmerz, nicht einmal bei einer tödlichen Wunde. Am wirksamsten bekämpfte man sie vom Sattel aus mit langen Lanzen. Fußsoldaten kämen kaum an den Kopf heran und könnten ihn darüber hinaus ohnehin nicht hart genug treffen,
um einen wirklichen Schaden zu verursachen. Am besten tötete man Trolle, indem man ihnen den Schädel einschlug. Bei allem anderen blieb der Angreifer schrecklich verletzlich zurück.
    »Achthundert Geister und weitere siebenhundert Adelige und Leibwachen. Das sind alle Jäger, die wir ins Feld führen können. Die Infanterie-Legion der Geister kann sie zwar unterstützen, aber die Verluste werden dennoch schwer sein.«
    Das Gespräch wandte sich der Logistik, dem Nachschub und den Truppenbewegungen zu. Isak hatte in den letzten Wochen genug Zählungen von ganzen und halben Tagen gehört. Wie schnell sie Lomin erreichen konnten, wie bald die Infanterie vom Gipfeltor und Lomin einträfe … Er schloss die Augen wieder und ließ das Land an sich vorbeiziehen.
    Der Tag verging langsam, kühl und langweilig. Pagen, Herolde und Quartiermeister eilten ständig hin und her, um mit General Lahk zu sprechen, aber nichts von dem, was sie sagten, schien ihn zu interessieren oder gar zu überraschen. Seine Antworten waren kurz und knapp. Als die Armee aufgebrochen war, waren einige der Pagen General Lahk eine Weile nachgelaufen, weil sie nicht sicher waren, ob sie sich wieder entfernen durften. Dann drehte er sich um und schickte sie weg, woraufhin sie erbleichten und davoneilten.
    Vesna stellte endlose Fragen, besprach noch die kleinste Einzelheit mit dem General, nur um in Isaks Nähe zu bleiben. Isak war zu seiner eigenen Verwunderung darüber nicht erzürnt. Die volle, edle Stimme klang interessanter als das Klatschen der Hufe im Schlamm. Träge bemerkte er, dass diese Tatsache über Vesnas Zukunft entscheiden könnte, ganz gleich ob seine Ziele politisch, habsüchtig oder beides zugleich waren. Das reichte, um das Wagenzugkind, das noch in ihm lebte, vor Wut speien zu lassen. Er riss die Augen auf und grollte die tropfenden Bäume am Wegesrand an.

    Gegen Mittag standen immer mehr Leute neben der Straße. Hungrige, eingefallene Gesichter starrten in stummem Neid auf die reiche Kleidung, die gesunden Pferde und die bunten Farben der Banner. In voller Kampfmontur wäre der Zug noch eindrucksvoller  – Leibwachen mit den Flaggen auf dem Rücken und Ritter mit seidenen Bändern an den Schultern, Helmen, Ellbogen und am Rücken. Im vollen Sturm zeigten sie die Banner des Luxus.
    Der Wettstreit um den meisten Eindruck verfehlte seine Wirkung bei den Bauern nicht, die sich mit heruntergekommenen Wagen weiterkämpften, auf denen all ihre weltlichen Güter lagen. Isak konnte Abscheu ebenso deutlich erkennen wie Erleichterung, doch über beidem lagen Dreck und Erschöpfung. Die Armee linderte die Furcht vor dem Feind, unterstrich aber, wie breit die Kluft zwischen Bauern und dem Adel war. Ihre Mühe auf den Feldern war mit dem Glanz der Ritterehre nicht zu vergleichen. Die meisten Adeligen ritten teilnahmslos und ohne sie zu bemerken vorbei.
    »Warum sind all diese Leute hier?«
    »Es sind Flüchtlinge, mein Lord. Bauern, die von ihrem Land um Lomin geflohen sind. Sie wissen, was es bedeutet, vom Feind gefangen zu werden.« Der General klang beinahe, als habe er Mitleid mit den eingeschüchterten, verhungernden Gestalten, die von der Straße treten mussten, damit die Reiter passieren konnten. Beinahe. Wie alles andere auch waren die Bauern dem Weißauge gleich. Sie bedeuteten nur noch mehr Hintergrundgeräusche in seinem

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