Sturmkaempfer
den Rest ihres Lebens damit verbringen würden, Siulents zu untersuchen, und dass doppelt so viele doppelt so lang dafür brauchen würden, es zu vollenden.
Obwohl seine Rebellion grausam gewesen war, hieß es über den letzten König in den Geschichten, dass er nobel und gerecht gewesen sei. Solange er ihnen diente, war er der Liebling der Götter. Es war das größte Geheimnis der Geschichte, warum sich Aryn Bwr gegen die Götter gewendet hatte.
Isak lernte langsam eine andere Seite des Mannes kennen, denn indem er in seine Fußstapfen trat, erfuhr er eine andere Geschichte, als sie die Harlekine erzählten: Siulents passte zu einem Mörder, unmenschlich und über alle Maßen gefährlich. Es fühlte sich an wie etwas, das ein Weißauge hergestellt hatte, nicht ein Elf, dessen Gedichte Leitah, die Göttin der Weisheit und des Lernens, dazu gebracht hatte, ihm nur noch ihren eigenen Bruder Larat vorzuziehen. Und dann war Leitah im Kampf niedergestreckt worden, getötet durch einen Kristallschädel, den Aryn Bwr gefertigt hatte.
Der Helm, das einzige Stück, das er noch nicht angelegt hatte, beunruhigte Isak am meisten. Die Tradition wollte es, dass er nur für den Kampf aufgesetzt wurde – und damit war er auch völlig einverstanden. Diese spitzen Kämme und das ausdruckslose
Gesicht versprachen etwas, das er nicht allzu bald kennenlernen wollte.
Die seltsamen Träume, die außergewöhnlichen Geschenke, die ›Herz‹-Rune, die Stimme einer jungen Frau, die seinen Namen durch die Dunkelheit rief – es bildete sich langsam so etwas wie ein Teppich, und hinter jeder Ecke wartete ein weiterer Faden auf ihn, der ihn fester daran band. Auf die Bauern, die Isak betrachteten, während sie sich das Brot in die knurrenden Mägen stopften, wirkte er ruhig und ohne Sorgen. Sein Pferd bewegte sich mit selbstsicherer Überheblichkeit, zog die Hufe weit hoch und die silbernen Ringe und Schellen schlugen aneinander und sangen in einen düsteren Tag hinaus.
Vesna, der die zunehmende Beunruhigung in Isaks Gesicht sah, räusperte sich, um die Aufmerksamkeit seines neuen Lords zu erregen.
Isak warf seinem Lehnsmann einen scharfen Blick zu, doch der Graf beachtete ihn gar nicht und lenkte das Pferd näher heran. Jetzt wurde Isak ein wenig neugierig und beugte sich herunter, um die Worte des Mannes zu hören.
»Mein Lord, ich bin Euer Lehnsmann und gehorche Euren Befehlen. Mein Eid und das Gesetz verlangen, dass ich Eure Interessen schütze. Ich kenne die politischen Spiele gut und beherrsche sie noch besser, wenn Euch dies zum Nutzen gereichen kann.«
»Und warum solltet Ihr das tun?«, murmelte Isak unhöflich. »Warum sollte ich einem Mann mit Eurem Ruf trauen, den ich zudem kaum kenne?«
Der Graf wirkte überrascht. »Mein Ruf, mein Lordprotektor, besagte noch nie, dass ich ein Eidbrecher sei.« In der Stimme lag eine schneidende Kälte, und Isak glaubte, dass der Mann sich wirklich beleidigt fühlte. Selbst wenn dem so war, würde sich Isak nicht entschuldigen. Einen Lehnsmann, selbst einen Grafen, konnte er bedenkenlos verärgern.
»Ich bin Euer Gefolgsmann. Mein Schicksal ist an das Eure gekettet, darum ist Euer Erfolg auch sehr wichtig für mich. Und mein guter Ruf ist alles, was ich besitze. Gäbe ich mich dem Verrat hin, ich verlöre ihn.«
Isak lehnte sich, von der Inbrunst in Vesnas Stimme beeindruckt, zurück. »Was würdet Ihr mir also raten?«
»Der General ist nicht Euer Feind. Ihn für einen solchen zu halten, wäre ein Fehler.«
»Er ist nicht eben freundlich.«
Vesna zuckte die Achseln. »General Lahk steht treu zu seinem Stamm. Er respektiert die Autorität von Lord Bahl und seiner loyalsten Diener. Er vertraut vollkommen darauf, dass ihre Befehle zum Besten des Stammes sind. Behandelt ihn wie einen zuverlässigen Diener – und er wird sich auch so verhalten.«
»Und Lesarl?«
»Der Haushofmeister ist ein Sadist, der die Macht liebt, aber er ist auch ein treuer Untergebener Lord Bahls, der weiß, dass er seinen Freuden nachgehen kann, indem er die Interessen des Stammes vertritt. Spione und Meuchelmörder sind seine Spielzeuge. Seine Loyalität ist gesichert, weil sie ihn mit dem versorgt, was er am meisten liebt. Sogar Lesarls Feinde müssen zugeben, dass er ein Genie von Verwalter ist. Ich glaube, er wird Euch ehren, wenn Ihr Lord seid. Bis dahin denkt er vermutlich, dass Ihr lernen müsst, ein Lord zu sein, der die Ehre verdient.«
Isak blickte erneut auf General Lahk und dachte über Vesnas
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