Sturmkaempfer
Worte nach. Sie ergaben einen Sinn – und auch wenn das nicht bedeutete, dass sie wahr sein mussten, es würde ihm doch nicht schaden, sich nach ihnen zu richten. »Wer sind dann meine Feinde?«, fragte er sanft.
»Im Augenblick lagern Eure Feinde vor Lomin. Das zu vergessen wäre tödlich.«
Die Tage vergingen schnell. Isak erinnerte sich nur an weniges aus seinen Träumen, lediglich der Lärm von Kämpfen, die er nicht bestritten hatte, und die immer gleiche suchende Stimme blieben ihm im Gedächtnis. Auch von den Tagen blieb wenig zurück. Der Schlafmangel erschöpfte ihn und das stete Grau des Himmels sowie die Bewegungen des Pferdes lullten ihn ein. Bahl hatte ihm gesagt, er solle sich in sich selbst zurückziehen und auf den Kampf vorbereiten, aber Isak hätte ohnehin nicht viel anderes zu tun gehabt.
Das nagende Gefühl des Feindes, der irgendwo vor ihnen lag, war als ein leichtes Prickeln an seinem Hinterkopf stets wahrnehmbar, während er einfache Kontrollübungen in seinem Geist durchführte. Noch konnte er keine Magie heraufbeschwören, aber schon das erlernbare Wissen um die Verteidigung dagegen konnte ihm das Leben retten. General Lahk zuckte ein halbes Dutzend Mal im Sattel zusammen, wenn er einen Energieimpuls vom übenden Krann ausgehen spürte.
Eine Woche später bot sich eine Abwechslung vom gewöhnlichen Einerlei des Marsches, als Späher berichteten, der Feind sei von Lomin weg auf offenes Gelände gezogen. Erst als Vesna es ihm erklärte, begriff Isak, dass die Elfen durch diesen frühen Rückzug das Schlachtfeld wählten. So konnten sie genug Platz für ihre Überzahl sicherstellen und verhindern, dass isolierte Gruppen nach und nach von der Farlan-Reiterei aufgerieben wurden.
Karlat Lomin ritt mit seiner Leibwache ins Lager, vor den Fußsoldaten, die sich bemühten, die Reiter einzuholen, um dann gemeinsam widerwillige Ehrbezeugungen durchzuführen. Als Vesna ihn fand, rührte Isak lustlos in einer fetten Brühe, und er machte so lange ein Getue um seine Erscheinung, bis Isak schlau – und aufmerksam – genug war, um den Erben von Lomin zu treffen. Es zeigte kaum Wirkung, als er Isak auf die Füße
zog und seine Tunika zuknöpfte, aber als Vesna ganz kurz die Scheide berührte, in der Eolis steckte, erntete er dafür einen scharfen Blick von Isak, der bewies, dass er endlich ganz wach war.
Als er sein Pferd vor Isaks Zelt anhielt, gab der junge Wolf in den Bronze- und Rottönen seiner Familie ein eindrucksvolles Bild ab, und der rot gesprenkelte Helm in der Form eines Wolfskopfes glühte gespenstisch im Licht des Feuers. Er trug nur die halbe Rüstung, Harnisch und Kette über teurem Leder mit Gold-und Bronzenähten. Der Wolfskopf hing wie eine blutige Trophäe an seinem Sattel, wie sie Isak einmal an den Wänden einer Chetse-Stadt hatte hängen sehen.
Als Lomin elegant aus dem Sattel glitt, trat Vesna vor seinen Lord, um den Mann zu begrüßen. Ein Mann der Leibwache trat einen halben Schritt vor und ein schmales Lächeln kroch auf Isaks Lippen, als er die Absicht des Mannes erkannte, Unruhe zu stiften. Aber Lomin hob einen Finger und hielt ihn damit auf. Die beiden Männer waren sich offensichtlich schon einmal begegnet.
»Guten Abend, Erbe Lomin«, rief der Graf fröhlich und formte mit nach oben gerichteten Handflächen die traditionelle Willkommensgeste. Er betonte den Titel des jüngeren Mannes besonders, denn er stand im Rang unter ihm.
Der Erbe ließ sich Zeit, bis er Vesnas Gruß entgegennahm. Er reichte einem Pagen die Zügel, schüttelte sorgfältig sein langes schwarzes Haar aus und fingerte an den beiden goldenen Schließen, die den Mantel an den Schultern hielten. Isak erkannte, dass auch diese die Form von Wolfsköpfen hatten. Das war interessant, denn sie hätten eigentlich das Bergfried-Wappen der Familie Lomin zeigen sollen. Als die Schließen zu seiner Zufriedenheit arrangiert waren, sah Lomin den Grafen an und seine Lippen verzogen sich angewidert zu einer schmalen Linie. Dieser eine Blick
überzeugte Isak, dass Vesna loyal zu ihm stünde, denn aus ihm sprach reiner Hass.
»Der Abend ist nicht gut, Graf Vesna, und ich bin kein Erbe.«
Vesna zwang sich auf ein Knie, als Lomin gebieterisch auf ihn zuging. »Dann entbiete ich Euch meine Entschuldigung, Herzog Lomin«, sagte er und wollte schon das herzogliche Siegel berühren.
Der Herzog hob einen Finger, um Vesna zu unterbrechen. »Herzog Certinse, Vesna. Ich habe beschlossen, den Familiennamen meiner
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