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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sollte. Aber Siri war nie dabei gewesen. Sie war überflüssig. Unwichtig.
    Doch das hatte sich jetzt geändert.
    Sie schaute aus dem Fenster. Ihr Vater hatte ihr die hübscheste Kutsche des ganzen Königreichs und eine Ehrengarde aus zwanzig Soldaten mitgegeben, die sie sicher nach Süden bringen sollte. Diese Männer sowie ein Diener und mehrere junge Lakaien bildeten die größte Prozession, die Siri je gesehen hatte. Es grenzte beinahe an Prunksucht, was sehr erregend für sie gewesen wäre, wenn diese Prozession sie nicht fort von Idris gebracht hätte.
    So sollte es nicht sein, dachte sie. So sollte es ganz und gar nicht sein!
    Aber es war so.
    Nichts davon ergab einen Sinn. Die Kutsche schaukelte, aber Siri saß einfach nur benommen da. Sie hätten mir wenigstens zu reiten erlauben sollen, anstatt mir diese Kutsche aufzuzwingen, dachte sie. Doch leider wäre das nicht die angemessene Weise, in Hallandren einzureisen.
    Hallandren.
    Sie spürte, wie ihr Haar weiß vor Furcht wurde. Sie wurde nach Hallandren geschickt– in ein Königreich, das ihr eigenes Volk mit jedem zweiten Atemzug verfluchte. Sie würde ihren Vater lange Zeit nicht wiedersehen– vielleicht sogar nie mehr. Sie würde nicht mehr mit Vivenna reden, den Lehrern zuhören, von Mab getadelt werden, nie mehr die königlichen Pferde reiten, in der Wildnis nach Blumen Ausschau halten oder in der Küche arbeiten. Sie würde…
    Den Gottkönig heiraten. Den Schrecken von Hallandren; das Ungeheuer, das noch nie einen Atemzug getan hatte. In Hallandren war seine Macht allumfassend. Aus einer reinen Laune heraus konnte er eine Hinrichtung befehlen.
    Aber ich werde in Sicherheit sein, oder?, dachte sie. Ich werde seine Frau sein.
    Seine Frau. Ich werde heiraten.
    O Austre, Gott der Farben, dachte sie und fühlte sich krank. Sie zog die Beine an die Brust– ihr Haar war inzwischen so weiß geworden, dass es zu leuchten schien– und legte sich auf den Sitz der Kutsche. Sie wusste nicht, ob das Zittern, das sie empfand, aus ihr selbst oder von der Kutsche kam, die unerbittlich auf ihrem Weg nach Süden voranrollte.
    » Ich glaube, du solltest deine Entscheidung noch einmal überdenken, Vater«, sagte Vivenna ruhig, während sie– wie es ihr beigebracht worden war– schicklich mit den Händen im Schoß dasaß.
    » Ich habe lange genug darüber nachgedacht«, sagte König Dedelin und machte eine abwehrende Handbewegung. » Meine Entscheidung steht fest.«
    » Sie ist für diese Aufgabe nicht geeignet.«
    » Sie wird es schaffen«, wandte ihr Vater ein, während er einige Papiere auf seinem Schreibtisch überflog. » Sie muss lediglich ein Kind bekommen. Ich bin mir sicher, dass sie dafür durchaus › geeignet‹ ist.«
    Was ist dann mit meiner Ausbildung?, dachte Vivenna. Wofür musste ich mich zweiundzwanzig Jahre vorbereiten? Was sollte das, wenn es ausschließlich darum ging, einen passenden Unterleib nach Hallandren zu schicken?
    Sie hielt ihr Haar schwarz, ihre Stimme ruhig, ihre Miene gelassen. » Siri muss doch außer sich sein«, sagte sie. » Ich glaube nicht, dass sie gefühlsmäßig in der Lage ist, damit umzugehen.«
    Ihr Vater schaute auf, und seine Haare wurden ein wenig rot– das Schwarz blutete fort, wie Farbe, die von einer Leinwand lief. Das zeigte ihr seinen Ärger.
    Ihre Abreise regt ihn mehr auf, als er zuzugeben bereit ist.
    » Es ist zum Besten unseres Volkes«, sagte er und arbeitete offenbar unter großen Anstrengungen daran, sein Haar wieder schwarz werden zu lassen. » Wenn der Krieg ausbricht, braucht Idris dich hier.«
    » Und was wird aus Siri, wenn der Krieg ausbricht?«
    Ihr Vater dachte nach. » Vielleicht bricht er ja gar nicht aus«, sagte er schließlich.
    Austre …, dachte Vivenna entsetzt. Das glaubt er doch selbst nicht. Er ist überzeugt, dass er sie in den Tod geschickt hat.
    » Ich weiß, was du denkst«, sagte ihr Vater und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf seine Augen. Sie schauten so ernst drein. » Wie konnte ich die eine der anderen vorziehen? Wie konnte ich Siri in den Tod schicken und dich hier überleben lassen? Ich habe es nicht aufgrund von persönlichen Vorlieben getan, egal was die Leute denken mögen. Ich habe das getan, was für Idris das Beste ist, wenn es zum Krieg kommt.«
    Wenn es zum Krieg kommt. Vivenna schaute auf, und ihre Blicke begegneten sich. » Ich sollte den Krieg verhindern, Vater. Ich sollte die Braut des Gottkönigs werden! Ich sollte mit ihm reden, ihn überzeugen. Dafür habe

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