Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Schamweberin darstellte. Natürlich waren beide vollkommene Beispiele weiblicher Schönheit. Schamweberin war der schlanke, aber vollbusige Typ, während es sich bei Gnadenstern um den üppigen– und ebenfalls vollbusigen– Typ handelte. Gnadenstern lag lässig ausgestreckt auf einem plüschigen Sofa, und einige ihrer Diener wedelten ihr mit großen Palmblättern Luft zu.
Sie besaß nicht Schamweberins feines Stilempfinden. Es war eine Kunst, helle Farben auszuwählen, die nicht grell wirkten. Lichtsang besaß diese Fähigkeit nicht, aber er hatte Diener, die darin erfahren waren. Gnadenstern hingegen schien nicht einmal zu wissen, dass eine solche Kunst existierte.
Aber Orange und Gold sind zugegebenermaßen nicht leicht mit Würde zu tragen, dachte er.
» Gnadenstern, meine Liebe«, sagte Schamweberin freundlich. Einer der Diener holte einen gepolsterten Schemel herbei und schob ihn unter Schamweberin, gerade als sie sich neben Gnadensterns Ellbogen niederließ. » Ich verstehe, wie du dich fühlst.«
» Ja?«, fragte Gnadenstern. » Wirklich? Es ist schrecklich. Irgendein… irgendein Übeltäter hat sich in meinen Palast eingeschlichen und meine Diener belästigt! Wer würde denn so etwas tun?«
» Es muss wirklich ein Irrer gewesen sein«, sagte Schamweberin besänftigend. Lichtsang stand neben ihr, lächelte mitfühlend und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Eine kühle Nachmittagsbrise wehte durch den Hof und den Pavillon. Einige von Schamweberins Gärtnern hatten Blumen und Bäume herbeigeschafft, die nun den Pavillon umgaben und die Luft mit ihren unterschiedlichen Düften erfüllten.
» Ich kann das nicht begreifen«, sagte Gnadenstern. » Die Wachen beim Tor sollen doch solche Dinge verhindern! Warum haben wir Mauern, wenn die Menschen einfach hereinspazieren und unsere Häuser entehren können? Ich fühle mich überhaupt nicht mehr sicher.«
» Bestimmt werden die Wachen in Zukunft besser aufpassen«, sagte Schamweberin.
Lichtsang runzelte die Stirn und warf einen Blick auf Gnadensterns Palast, in dem die Diener wie Bienen umherschwirrten. » Was mag der Eindringling gesucht haben?«, fragte er leise, als würde er mit sich selbst reden. » Kunstwerke vielleicht? Bestimmt gibt es Händler, die viel leichter auszurauben sind.«
» Wir wissen zwar nicht, was er hier wollte«, sagte Schamweberin sanft, » aber wir wissen wenigstens ein bisschen über ihn Bescheid.«
» Wirklich?«, fragte Gnadenstern und hob den Blick.
» Ja, meine Liebe«, sagte Schamweberin. » Nur jemand ohne den geringsten Respekt vor Tradition, Eigentum und Religion würde es wagen, das Haus einer Göttin widerrechtlich zu betreten. Es muss eine niederträchtige, respektlose und ungläubige Person gewesen sein…«
» Ein Idrier?«, fragte Gnadenstern.
» Hast du dich je gefragt, meine Liebe, warum sie statt ihrer ältesten Tochter die jüngste zum Gottkönig geschickt haben?«
Gnadenstern runzelte die Stirn. » Haben sie das?«
» Ja, meine Liebe«, bestätigte Schamweberin.
» Das ist doch ziemlich verdächtig, oder nicht?«
» Irgendetwas geht am Hof der Götter vor, Gnadenstern«, sagte Schamweberin und beugte sich näher zu ihr. » Der Krone könnten gefährliche Zeiten bevorstehen.«
» Schamweberin«, sagte Lichtsang. » Auf ein Wort. Bitte.«
Sie sah ihn verärgert an. Er erwiderte ihren Blick standhaft, und schließlich seufzte sie auf. Sie tätschelte Gnadensterns Hand und zog sich zusammen mit Lichtsang aus dem Pavillon zurück, während die Diener und Priester hinter ihnen herliefen.
» Was machst du da?«, fragte Lichtsang, sobald sie außer Hörweite von Gnadenstern waren.
» Ich rekrutiere«, antwortete Schamweberin mit einem Glitzern in den Augen. » Wir brauchen ihre Leblosen-Kommandos.«
» Davon bin ich noch nicht überzeugt«, sagte Lichtsang. » Vielleicht ist ein Krieg gar nicht nötig.«
» Wie ich schon sagte, wir müssen vorsichtig sein«, erwiderte Schamweberin. » Ich treffe bloß Vorbereitungen.«
» In Ordnung«, meinte er. Darin lag eine gewisse Weisheit. »Aber wir wissen nicht, ob es ein Idrier war, der in Gnadensterns Palast eingebrochen ist. Warum hast du angedeutet, es könnte einer gewesen sein?«
» Glaubst du, es ist reiner Zufall, dass sich gerade jetzt, wo Krieg droht, jemand in einen unserer Paläste stiehlt?«
» Ja, reiner Zufall.«
» Und der Eindringling hat sich zufällig einen der vier Zurückgekehrten ausgesucht, der– oder die– Zugang zu
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