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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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in Wirklichkeit bist du ziemlich komisch.
    Sie lächelte. » Ich versuche mein Bestes.«
    Er schaute auf.
    » Das war wieder Sarkasmus«, sagte sie. » Ich versuche nicht, komisch zu sein. Es passiert einfach.«
    Er sah sie an. Wie hatte sie jemals vor diesem Mann Angst haben können? Wie hatte sie ihn so missverstehen können? Der Blick in seinen Augen zeugte nicht von Anmaßung oder Gefühllosigkeit. Es war der Blick eines Mannes, der angestrengt versuchte, die Welt um sich herum zu verstehen. Er sprach von Unschuld. Von Aufrichtigkeit.
    Aber er war nicht einfältig. Die Geschwindigkeit, mit der er zu schreiben lernte, bewies das. Natürlich hatte er die gesprochene Sprache bereits vorher verstanden– und er hatte die Buchstaben in dem Buch schon Jahre vor seiner ersten Begegnung mit Siri auswendig gelernt. Sie brauchte ihm nur noch die Regeln der Rechtschreibung und Aussprache zu erklären.
    Es war noch immer erstaunlich für sie, wie schnell er die Dinge aufnahm. Sie lächelte ihn an, und zögerlich erwiderte er ihr Lächeln.
    » Warum sagt Ihr, dass ich komisch bin?«, fragte sie.
    Du verhälst dich nicht so wie andere Menschen, schrieb er. Alle kriechen vor mir, die ganze Zeit über. Keiner redet mit mir. Nicht einmal die Prihster; sie geben mir nur manchmal Anwaisungen – und selbst das haben sie schon seit Jahren nicht mehr getan.
    » Beleidigt es Euch, dass ich nicht vor Euch krieche und mit Euch wie mit einem Freund rede?«
    Er wischte seine Tafel sauber. Mich beleidigen? Warum sollte es mich beleidigen? Machst du es aus Sarkasmus?
    » Nein«, antwortete sie rasch. » Ich rede wirklich gern mit Euch.«
    Dann verstehe ich es nicht.
    » Alle haben Angst vor Euch«, sagte Siri. » Das liegt an Eurer Macht über die Armeen und die Menschen. Ihr seid der Gottkönig. Ihr könntet jeden Menschen in Eurem Reich töten lassen.«
    Aber warum sollte ich das tun?, schrieb er. Ich würde nie einen guten Menschen töten lassen. Das müssen sie doch wissen.
    Siri lehnte sich auf dem weichen Bett zurück. Hinter ihnen knisterte das Feuer im Herd. » Ich weiß das jetzt«, sagte sie, » aber sonst niemand. Sie kennen Euch nicht; sie wissen nur, wie mächtig Ihr seid. Also fürchten sie Euch. Und deswegen zeigen sie Euch ihren Respekt.«
    Er dachte nach. Und du respektierst mich nicht?
    » Doch, selbstverständlich«, sagte sie und seufzte. » Ich bin bloß nie gut im Befolgen von Regeln gewesen. Wenn jemand mir sagt, was ich tun soll, dann tue ich für gewöhnlich genau das Gegenteil.«
    Das ist sehr seltsam, schrieb er. Ich dachte, alle Menschen tun das, was man ihnen sagt.
    » Ihr würdet feststellen, dass die meisten es nicht tun«, sagte sie lächelnd.
    Das wird dich in Schwierigkeiten bringen.
    » Haben Euch das die Priester gelehrt?«
    Er schüttelte den Kopf, streckte die Hand aus und ergriff sein Buch. Das Buch mit den Geschichten für Kinder. Er brachte es immer mit, und an der ehrerbietigen Art, wie er es berührte, erkannte sie, wie sehr er es schätzte.
    Vermutlich ist es sein einziges Besitztum, dachte sie. Alles andere wird ihm jeden Tag weggenommen und am nächsten Morgen ersetzt.
    Dieses Buch, schrieb er. Meine Mutter hat mir die Geschichten vorgelesen, als ich noch ein Kind war. Ich habe sie alle auswendig gelernt, bevor mir meine Mutter weggenommen wurde. Darin steht vieles von Kindern, die nicht das tun, was man ihnen sagt. Sie werden oft von Ungeheuern gefressen.
    » O, wirklich?«, fragte Siri und lächelte wieder.
    Hab keine Angst, schrieb er. Meine Mutter hat mir gesagt, dass die Ungeheuer nicht wirklich sind. Aber ich erinnere mich an das, was mir die Geschichten beigebracht haben. Gehorsam ist gut. Du solst die Menschen gut behandeln. Geh nicht allein in den Urwald. Lüge nicht. Tu niemandem weh.
    Siris Lächeln wurde breiter. Alles, was er in seinem Leben gelernt hatte, stammte entweder aus moralisierenden Märchen oder von Priestern, die ihm beigebracht hatten, eine Repräsentationsfigur zu sein. Sobald sie das begriffen hatte, war es für sie nicht mehr so unverständlich, dass er ein einfacher und ehrlicher Mann geworden war.
    Aber was hatte ihn dazu geführt, sich dem Gelernten zu widersetzen und Siri zu bitten, ihn zu unterrichten? Warum wollte er seine Unterrichtsstunden vor den Männern geheim halten, die ihn sein ganzes Leben hindurch gelehrt hatten, gehorsam zu sein und ihnen zu vertrauen? Er war nicht ganz so unschuldig, wie er zu sein schien.
    » Diese Geschichten«, sagte sie. » Euer

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