Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
antun?
Sie warf Susebron einen raschen Blick zu. Aufmerksam durchblätterte er sein Geschichtenbuch. Sie lächelte, als sie den Ausdruck der Anspannung auf seinem Gesicht bemerkte, während er den Text entzifferte.
Bei dem, was er über Sex weiß, brauchen wir erst einmal keine Angst vor einem Kind zu haben, dachte sie.
Aber sie befürchtete, dass sich das Ausbleiben eines Kindes als genauso gefährlich herausstellen könnte.
Kapitel 25
Vivenna ging unter den Einwohnern von T’Telir einher und hatte das Gefühl, dass jeder sie erkannte.
Sie bezwang dieses Gefühl. Eigentlich war es ein Wunder, dass Zham– der aus ihrer Heimatstadt stammte– sie aufgestöbert hatte. Die Menschen um sie herum würden Vivenna nicht mit den Gerüchten verbinden, die sie möglicherweise über die Prinzessin gehört hatten, vor allem nicht angesichts ihrer Kleidung.
Unbescheidenes Rot und Gelb lag auf ihrem Kleid in mehreren Schichten übereinander. Es war das einzige, das Parlin und Tonk Fah nach den strengen Anweisungen von Vivenna hatten finden können. Es war nach einem ausländischen Schnittmuster röhrenartig angefertigt und kam aus Tedradel, das jenseits des Binnenmeeres lag. Es reichte ihr fast bis zu den Fußknöcheln, und obwohl es so eng anlag, dass es ihren Busen hervorhob, bedeckte es sie wenigstens bis beinahe zum Hals und hatte lange Ärmel.
Sie ertappte sich dabei, wie sie den anderen Frauen in ihren lockeren, kurzen Röcken und ärmellosen Oberteilen rasche Blicke zuwarf. So viel entblößte Haut war skandalös, aber angesichts der niederbrennenden Sonne und der verfluchten Feuchtigkeit in Küstennähe konnte Vivenna die Frauen verstehen.
Nach einem Monat in der Stadt gewöhnte sie sich allmählich daran, im Verkehrsstrom mitzuschwimmen. Sie wusste noch immer nicht recht, ob sie überhaupt draußen sein wollte, aber Denth hatte sie dazu überredet.
Wisst Ihr, was das Schlimmste ist, das Leibwächtern passieren kann?, hatte er sie gefragt. Wenn die Person, die wir beschützen sollen, getötet wird, während wir nicht da sind. Wir sind nur eine kleine Truppe, Prinzessin. Wir können uns entweder aufteilen und jeweils einen Wächter bei Euch lassen, oder Ihr kommt mit uns. Ich persönlich hätte Euch lieber in unserer Nähe, damit ich ein Auge auf Euch werfen kann.
Also war sie mitgegangen. Sie hatte eines ihrer neuen Kleider angezogen, die Haare blond gefärbt und ließ es frei herabfallen. Sie umrundete den Gartenplatz, als ob sie sich auf einem Spaziergang befände, und bewegte sich so, dass es nicht nervös wirkte. Die Bewohner von T’Telir liebten Gärten– es gab sie überall in der Stadt. Tatsächlich schien der größte Teil der Stadt ein einziger Garten zu sein. Palmen und Farne wuchsen an jeder Straße, und exotische, ganzjährige Blumen blühten überall.
Vier Straßen kreuzten den Platz, dessen vier Quadrate bepflanzten Bodens ein Schachbrettmuster bildeten. Auf jedem wuchs ein Dutzend verschiedener Palmen. Die Gebäude, die die Gärten umgaben, waren eleganter als die weiter oben auf dem Markt. Obwohl viele Menschen zu Fuß gingen, hielten sie sich doch auf den gepflasterten Bürgersteigen, denn überall auf der Straße fuhren Kutschen. Das hier war ein reiches Einkaufsviertel. Es gab keine Zelte, nur wenige Schausteller, dafür bessere Waren und teurere Geschäfte.
Vivenna schlenderte an dem nordöstlichen Gartengeviert entlang. Rechts von ihr befanden sich Farne und Gras. Auf der anderen Seite der Straße, zu ihrer Linken, befanden sich vielfältige hübsche und– natürlich– farbenprächtige Geschäfte. Tonk Fah und Parlin lungerten zwischen zwei dieser Läden herum. Parlin hatte den Affen auf der Schulter und trug eine grellrote Weste sowie seinen grünen Hut. Vivenna fand, dass der Waldläufer noch weniger nach T’Telir passte als sie selbst, doch er schien keinerlei Aufmerksamkeit zu erregen.
Vivenna ging weiter. Juwelchen folgte ihr irgendwo in der Menge. Die Frau war gut. Vivenna bemerkte sie nur selten, und das auch nur, weil sie wusste, wo sie hinschauen musste. Denth sah sie überhaupt nicht. Er war auch hier irgendwo, aber er verhielt sich so unauffällig, dass sie ihn nicht wahrnehmen konnte. Als sie das Ende der Straße erreicht hatte und sich umdrehte, um denselben Weg zurückzugehen, erkannte sie Klump. Der Leblose stand so reglos wie eine der Statuen von D’Denir, welche die Gärten säumten, und beobachtete unbeteiligt die vorbeiziehenden Massen. Die meisten Menschen
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