Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Schranken zu verweisen, darin besteht, jemand anderem ebenfalls zwei Kommandos zu verschaffen«, erklärte Lichtsang. » Vielleicht hält sie das auf. Vielleicht tut sie dann nichts Unüberlegtes.«
Stille breitete sich in dem Zimmer aus.
» Stillseherin hat dir vertraut«, sagte Allmutter schließlich.
» Das war ihr einziger Makel, wie ich gestehen muss«, sagte Lichtsang. » Anscheinend sind sogar Göttinnen nicht unfehlbar. Aber ich habe es für meine Pflicht als Ehrenmann gehalten, nie darauf hinzuweisen.«
» Sie war die Beste von uns allen«, erwiderte Allmutter und schaute in die Richtung ihrer Bittsteller. » Sie hat diese Menschen jeden Tag angehört. Sie haben ihre Göttin dafür geliebt.«
» Untergrenze Blau«, sagte Lichtsang. » Das ist meine Sicherheitslosung. Nimm sie bitte an dich. Ich werde Schamweberin sagen, du hättest mich gezwungen, sie dir zu geben. Sie wird natürlich wütend auf mich sein, aber das ist ja nicht das erste Mal.«
» Nein«, sagte Allmutter nach einer langen Pause. » Nein, so leicht kommst du aus dieser Sache nicht heraus, Lichtsang.«
» Wie bitte?«, fragte er verwirrt.
» Spürst du es nicht?«, wollte sie von ihm wissen. » Etwas geht in der Stadt vor sich. Diese Sache mit den Idriern und ihren Armenquartieren und die immer heftiger werdenden Streitereien unter den Priestern.« Sie schüttelte den Kopf. » Ich werde es nicht zulassen, dass du dich aus der Verantwortung stiehlst. Du bist für den Platz ausgewählt worden, an dem du stehst. Du bist ein Gott wie wir alle, auch wenn du alles tust, um das Gegenteil zu beweisen.«
» Du besitzt doch schon mein Kommando, Allmutter«, sagte er mit einem Schulterzucken und ging auf die Tür zu. » Mach damit, was du willst.«
» Grüne Glocken«, sagte Allmutter. » Das ist meines.«
Lichtsang erstarrte mitten in der Bewegung.
» Jetzt kennen zwei die beiden Losungen«, sagte Allmutter. » Wenn das, was du vorhin gesagt hast, der Wahrheit entspricht, dann ist es besser, wenn unsere Kommandos aufgeteilt werden.«
Er drehte sich rasch um. » Du hast mich vorhin einen Narren genannt! Und jetzt vertraust du mir das Kommando über deine Soldaten an? Bitte halte mich nicht für grob, Allmutter, aber was im Namen aller Farben stimmt nicht mit dir?«
» Ich habe geträumt, dass du kommst«, sagte sie und begegnete seinem Blick. » Ich habe es vor einer Woche in den Bildern gesehen. Die ganze Woche hindurch habe ich Muster aus Kreisen in den Gemälden erkannt, alle in Rot und Gold. In deinen Farben.«
» Zufall«, sagte er.
Sie schnaubte leise. » Eines Tages wirst du deine dumme Eigensüchtigkeit überwinden müssen, Lichtsang. Hier geht es nicht nur um uns. Ich habe beschlossen, meine Sache von nun an besser zu machen. Vielleicht solltest auch du dir ins Gedächtnis rufen, wer du bist und was du tust.«
» Ach, meine liebe Allmutter«, sagte Lichtsang. » Weißt du, die Schwierigkeit bei dieser Herausforderung liegt in der Unterstellung, ich hätte mich nie bemüht, etwas anderes zu sein, als ich bin. Jedes Mal, wenn ich es versuche, endet es in einer Katastrophe.«
» Nun, jetzt hast du meine Kommandos, was auch immer das zur Folge haben mag.« Die gealterte Göttin drehte sich um und ging zurück zu dem Raum, in dem ihre Bittsteller warteten. » Ich jedenfalls bin neugierig darauf, wie du damit umgehen wirst.«
Kapitel 43
V ivenna erwachte elend und erschöpft. Sie war durstig und stand kurz vor dem Verhungern.
Aber sie lebte.
Sie schlug die Augen auf und verspürte ein seltsames Gefühl. Bequemlichkeit. Sie lag in einem angenehm weichen Bett. Sofort richtete sie sich auf; in ihrem Kopf drehte sich alles.
» An Eurer Stelle wäre ich vorsichtig«, sagte eine Stimme. » Euer Körper ist sehr schwach.«
Sie blinzelte benommen und richtete den verschwommenen Blick auf eine Gestalt, die in geringer Entfernung von ihr an einem Tisch saß; sie hatte Vivenna den Rücken zugekehrt. Es war ein Mann; er schien zu essen.
Ein schwarzes Schwert in silberner Scheide lehnte gegen den Tisch.
» Du«, flüsterte sie.
» Ich«, sagte er zwischen zwei Bissen.
Sie schaute an sich selbst herunter. Sie trug nicht mehr ihr Hemdchen, sondern stattdessen einen Schlafanzug aus Baumwolle. Ihr Körper war sauber. Sie hob die Hand an ihr Haar und spürte, dass es nicht mehr schmutzig und verfilzt war. Es war noch weiß.
Es war ein so seltsames Gefühl, sauber zu sein.
» Hast du mich vergewaltigt?«, fragte sie leise.
Er schnaubte
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