Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Mann zusammenleben muss, den sie nicht kennt.
» Unsinn«, sagte Siri. » Vivenna hatte sich darauf gefreut. Ich glaube nicht, dass sie so etwas wie Hass empfinden kann. Sie ist immer ruhig und vorsichtig und vollkommen.«
Susebron runzelte die Stirn.
» Klinge ich verbittert?«, fragte Siri und seufzte. » Das wollte ich nicht. Ich liebe Vivenna wirklich. Sie war stets da und hat auf mich aufgepasst. Aber mir ist es immer so erschienen, dass sie sich zu viel Mühe gemacht hat, mich in Schutz zu nehmen. Meine große Schwester hat mich aus allen Schwierigkeiten herausgeholt, mich ruhig getadelt und dann dafür gesorgt, dass ich nicht so hart bestraft wurde, wie ich es eigentlich verdient hatte.« Sie zögerte. » Vermutlich sitzen sie jetzt alle zu Hause und sind krank vor Sorge um mich.«
Du klingst, als würdest du dir eher Sorgen um sie machen, schrieb er.
» Das stimmt«, gab sie zu. » Ich habe dem Streit der Priester in der Arena zugehört. Das klingt nicht gut, Susebron. Es leben eine Menge Idrier in der Stadt, und sie werden immer aufsässiger. Vor ein paar Wochen war die Stadtwache gezwungen, Truppen in eines der Armenviertel zu schicken. Das hilf nicht gerade dabei, die Spannungen zwischen unseren Ländern abzubauen.«
Susebron schrieb darauf keine Erwiderung, sondern schlang wieder den Arm um sie und zog sie an sich heran. Es war ein gutes Gefühl, seine Nähe zu spüren. Ein sehr gutes Gefühl.
Nach einigen Minuten nahm er seinen Arm von ihr und schrieb, nachdem er zunächst die früheren Sätze unbeholfen ausgewischt hatte: Weißt du, ich hatte Unrecht.
» Womit?«
Mit etwas, das ich vorhin behauptet habe. Ich habe geschrieben, dass meine Mutter die einzige Person war, die mir je Liebe und Freundlichkeit entgegengebracht hat. Aber das stimmt nicht. Da gibt es noch eine andere.
Er hielt im Schreiben inne und sah sie an. Dann senkte er den Blick wieder auf die Tafel. Du musstest mir keine Freundlichkeit entgegenbringen, schrieb er weiter. Du hättest mich auch dafür hassen können, dass du meinetwegen deine Heimat und deine Familie aufgeben musstest. Doch stattdessen hast du mir das Lesen beigebracht und dich mit mir angefreundet. Stattdessen liebst du mich.
Er sah sie an. Sie sah ihn an. Dann beugte er sich zögernd zu ihr herunter und küsste sie.
Oje … dachte Siri, und ein Dutzend Einwände meldeten sich in ihren Gedanken. Es war schwierig für sie, sich zu bewegen, ihm zu widerstehen oder auch nur irgendetwas zu tun.
Irgendetwas anderes, als seinen Kuss zu erwidern.
Ihr war heiß. Sie wusste, dass sie damit aufhören mussten, denn sonst bekam die Priesterschaft genau das, was sie haben wollte. Sie verstand all das. Aber diese Einwände wurden immer unbedeutender, je länger sie ihn küsste. Ihr Atem ging immer schneller.
Er hielt inne und schien nicht genau zu wissen, was er als Nächstes tun sollte. Siri schaute auf zu ihm, atmete schwer, zog ihn wieder zu sich herunter und küsste ihn erneut. Sie spürte, wie sich die Farbe ihres Haares zu einem tiefen, leidenschaftlichen Rot wandelte.
An diesem Punkt hörte sie auf, sich über irgendetwas zu sorgen. Susebron wusste nicht, was er tun sollte. Aber sie wusste es. Ich bin zu hastig, dachte sie, als sie ihr Hemd auszog. Ich sollte meinen Trieb besser beherrschen.
Ein andermal.
Kapitel 45
I n jener Nacht träumte Lichtsang vom brennenden T’Telir. Vom toten Gottkönig und von Soldaten auf den Straßen. Von Leblosen, die Menschen in farbenprächtiger Kleidung töteten.
Und von einem schwarzen Schwert.
Kapitel 46
V ivenna würgte ihre Mahlzeit herunter. Das getrocknete Fleisch schmeckte stark nach Fisch, aber sie hatte gelernt, dass sie den Geschmack größtenteils vermeiden konnte, wenn sie beim Essen durch den Mund atmete. Nach jedem Bissen spülte sie mit einigen Schlucken warmen, aufgekochten Wassers nach.
Sie war allein in dem Zimmer. Es war eine kleine Kammer in einem Haus, das in der Nähe der Armenviertel lag. Vascher hatte es für ein paar Münzen einen Tag lang gemietet, aber im Augenblick war er nicht hier. Er musste etwas erledigen.
Sie lehnte sich zurück, nachdem sie ihre Mahlzeit gegessen hatte, und schloss die Augen. Sie hatte einen Punkt erreicht, an dem sie vor lauter Erschöpfung nicht einmal mehr schlafen konnte. Die Tatsache, dass das Zimmer so winzig war, machte es ihr auch nicht gerade leichter. Sie konnte sich nicht einmal der Länge nach ausstrecken.
Vascher hatte nicht übertrieben, als er ihr gesagt
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