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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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schon fast den ganzen Tag damit verbracht. Sie war geistig erschöpft, und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Schließlich starrte sie einfach aus dem Fenster und ärgerte sich. Denth hatte sie auf seine Erkundungsgänge immer mitgenommen.
    Aber nur deshalb, weil er mich in seiner Nähe haben wollte, dachte sie. Wenn sie jetzt auf diese Zeit zurückblickte, stellte sie fest, dass es offenbar eine Menge gab, was Denth vor ihr verborgen hatte. Vascher hingegen machte sich erst gar nicht die Mühe, ihr etwas vorzuspielen.
    Wenn sie fragte, gab er seine Informationen durchaus bereitwillig preis. Zwar brummte und grummelte er dann, aber er antwortete. Sie dachte noch immer an ihr Gespräch über das Erwecken– weniger wegen dem, was er gesagt hatte, sondern wegen dem, was er nicht gesagt hatte.
    Sie hatte sich in ihm geirrt. Dessen war sie sich inzwischen so gut wie sicher. Sie musste aufhören, Menschen einzuschätzen. Aber war das möglich? Beruhte der zwischenmenschliche Umgang nicht auf Einschätzungen? Der Hintergrund und die Art eines Menschen beeinflussten die Art und Weise, wie Vivenna auf ihn reagierte.
    Es hatte also keinen Sinn, diese Einschätzungen nicht mehr vorzunehmen. Es war besser, sie als veränderlich anzusehen. Sie hatte Denth als Freund angesehen, aber sie hätte stärker darauf achten sollen, dass er immer wieder behauptet hatte, Söldner besäßen keine Freunde.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Vivenna fuhr zusammen und legte sich die Hand auf die Brust.
    Vascher trat ein. » Greift nach dem Schwert, wenn etwas Euch erschreckt«, sagte er. » Es hat keinen Sinn, Euer Hemd zu packen; es sei denn, Ihr wollt es Euch vom Leib reißen.«
    Vivenna errötete, und auch ihr Haar wurde flammend rot. Das Schwert, das er ihr geschenkt hatte, lag an der Seite des Raumes; sie hatte noch nicht viel Gelegenheit gehabt, damit zu üben. Sie wusste nicht einmal, wie man es richtig hielt. » Also?«, fragte sie, als er die Tür schloss. Draußen war es schon dunkel, und in der Stadt glitzerten die Lichter.
    » Der Raub war vorgetäuscht«, sagte Vascher. » Das eigentliche Ziel war die Kutsche. Denth hatte den Dieben wertvolle Beute versprochen, wenn sie den Raubzug durchführten und das Feuer legten. Beides war als Ablenkung gedacht, damit sie leichter an die Kutsche herankamen.«
    » Warum?«, fragte Vivenna.
    » Ich bin mir nicht sicher.«
    » Wegen der Münzen?«, fragte Vivenna. » Als Klump auf das Pferd eingeschlagen hat, ist eine Kiste heruntergefallen. Sie war voller Gold.«
    » Was ist dann passiert?«, fragte Vascher.
    » Ich bin zusammen mit einigen anderen weggegangen. Ich war der Meinung, die Kutsche sei das Ablenkungsmanöver, und sobald sie umgekippt war, sollte ich mich davonmachen.«
    » Und Denth?«
    » Wenn ich es mir recht überlege, war er gar nicht dabei«, sagte Vivenna. » Die anderen haben mir gesagt, dass er den Dieben hilft.«
    Vascher nickte und ging hinüber zu seinem Gepäck. Er warf die Schlafsäcke beiseite und nahm einige Kleidungsstücke heraus. Dann zog er sein Hemd aus und entblößte einen muskulösen und ziemlich stark behaarten Oberkörper. Vivenna blinzelte überrascht und errötete. Vermutlich hätte sie sich abwenden sollen, aber die Neugier in ihr war zu stark. Was hatte er vor?
    Seine Hose behielt er glücklicherweise an; er schlüpfte nur in ein anderes Hemd. Die Ärmel waren an den Handgelenken zu langen Bändern geschlitzt.
    » Auf Zuruf«, sagte er, » werdet zu meinen Fingern und packt das, was ich packen muss.«
    Die Bänder zuckten.
    » Warte«, sagte Vivenna, » was war denn das? Ein Kommando?«
    » Zu kompliziert für Euch«, sagte er, kniete sich hin und krempelte die Hosenaufschläge herunter. Vivenna sah, dass sich an ihnen ebenfalls zusätzliche Stoffbänder befanden. » Werdet zu meinen Beinen und gebt ihnen Kraft«, befahl er.
    Die Bänder verschränkten sich unter seinen Füßen und wurden steif. Vivenna wollte mit ihm nicht darüber streiten, ob diese Kommandos wirklich zu kompliziert für sie waren; sie speicherte sie einfach in ihrer Erinnerung.
    Schließlich warf sich Vascher den Mantel über, der an einigen Stellen aufgeschlitzt war. » Beschütze mich«, befahl er, und sie sah, wie ein großer Teil seines verbliebenen Hauchs in den Mantel strömte. Vascher schlang sich den Seilgürtel um die Hüfte– das Seil war dünn, aber stark, und Vivenna wusste, dass sein Hauptzweck nicht darin bestand, die Hose zu halten.
    Schließlich nahm er Nachtblut

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