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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Falltür. Vivenna folgte mit leisem Schritt und übersprang eine bestimmte Stufe, auf die Vascher sie hingewiesen hatte. Die Treppe endete in einem groben Tunnel– das zumindest spürte sie, als sie sich an den Wänden des lichtlosen Korridors entlangtastete.
    Vascher schritt voraus; sie hörte nur das leise Rascheln seiner Kleidung. Vivenna folgte ihm und bemerkte bald vor sich ein Licht. Auch hörte sie Stimmen. Männer redeten miteinander und lachten.
    Bald erkannte sie Vaschers Umrisse. Sie trat dicht hinter ihn und spähte aus dem Tunnel in einen unterirdischen Raum. In der Mitte brannte ein Feuer, und der Rauch zog durch eine Öffnung in der Decke ab. Das Zimmer darüber– im Erdgeschoss des Gebäudes– war vermutlich nur Fassade, denn die Kammer hier unten wirkte sehr bewohnt. Kleiderstapel, Schlafsäcke, Töpfe und Pfannen lagen herum. Alles war so schmutzig wie die Männer, die lachend um das Feuer saßen.
    Vascher deutete auf die Seite des Raumes. Dort zweigte in einer Entfernung von etwa zwei Fuß ein weiterer Tunnel ab. Vivennas Herz tat vor Schreck einen Sprung, als Vascher in den Raum und auf den zweiten Tunnel zukroch. Sie warf einen raschen Blick hinüber zum Feuer. Die Männer waren ganz mit ihrem Gelage beschäftigt und geblendet vom Licht. Sie schienen Vascher nicht zu bemerken.
    Vivenna holte tief Luft und folgte Vascher in die Schatten des großen Raumes. Durch den Feuerschein in ihrem Rücken fühlte sie sich bloßgestellt. Vascher blieb jedoch bald stehen. Beinahe wäre Vivenna mit ihm zusammengestoßen. Er wartete eine Weile, bis Vivenna ihm den Finger in den Rücken bohrte, damit er beiseitetrat und sie sehen konnte, was er da sah. Er regte sich und gewährte ihr einen Blick auf das, was vor ihm lag.
    Dieser Tunnel endete unvermittelt– anscheinend war es eher eine Ausbuchtung. Vor der hinteren Wand befand sich ein Käfig, der Vivenna bis zur Hüfte reichte. In ihm steckte ein Kind.
    Vivenna keuchte leise auf, drückte sich an Vascher vorbei und kniete sich neben dem Käfig hin. Das Wertvolle in dieser Kutsche, dachte sie und zog endlich die richtigen Schlüsse. Es waren nicht die Münzen. Es war die Tochter des Priesters. Das perfekte Unterpfand, wenn man jemanden erpressen will, seine Haltung am Hof zu ändern.
    Als Vivenna niederkniete, wich das Mädchen ans hintere Ende des Käfigs zurück. Es schluchzte leise und zitterte. Im Käfig stank es nach menschlichen Abfällen, und das Kind war mit Schmutz überzogen– außer ihren Wangen, die von ihren Tränen gewaschen waren.
    Vivenna schaute zu Vascher auf. Seine Augen lagen im Schatten, denn er stand mit dem Rücken zum Feuer, aber sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss. Sie erkannte die Anspannung in seinen Muskeln. Er drehte den Kopf zur Seite, und sein Profil wurde vom Schein des roten Feuers erhellt.
    In dem einzelnen beleuchteten Auge erkannte Vivenna große Wut.
    » He!«, rief einer der Diebe.
    » Hol das Kind heraus«, sagte Vascher in harschem Flüsterton.
    » Wie seid ihr hereingekommen?«, rief ein anderer Mann.
    Vascher sah Vivenna mit seinem vom Feuerschein beleuchteten Auge an, und sie fühlte sich, als würde sie unter seinem Blick zusammenschrumpfen. Sie nickte, und Vascher wandte sich von ihr ab. Die eine Hand ballte er zur Faust, und die andere packte Nachtblut mit festem Griff. Langsam und zielstrebig näherte er sich den Männern; sein Mantel raschelte. Vivenna wollte tun, was er ihr gesagt hatte, aber es fiel ihr schwer, den Blick von ihm abzuwenden.
    Die Männer zogen ihre Waffen. Vascher machte eine plötzliche Bewegung.
    Das noch in der Scheide steckende Nachtblut traf einen der Männer in der Brust, und Vivenna hörte, wie die Knochen brachen. Ein anderer Mann griff an. Vascher wirbelte herum und schlug mit der Hand aus. Die Bänder an seinem Ärmel bewegten sich aus eigener Kraft, wickelten sich um die Klinge des gegnerischen Schwertes und packten es. Vaschers Schwung riss dem Mann die Waffe aus der Hand. Die Bänder ließen sie los, und sie flog zur Seite.
    Das Schwert fiel auf den Lehmboden des Kellers. Vaschers Hand schoss nach oben und packte das Gesicht des Diebs. Die Bänder wickelten sich um seinen Kopf wie die Tentakel eines Tintenfischs. Vascher warf den Mann nach hinten und auf den Boden– dabei ging er in die Knie, damit er noch größeren Schwung bekam– und gleichzeitig rammte er das noch immer in der Scheide steckende Nachtblut gegen die Beine eines weiteren Mannes und fällte ihn dadurch. Ein

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