Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
diese Sache hineingezogen«, sagte sie. » Du sagst andauernd, du seiest nutzlos, aber wir alle wissen, dass du einer der wenigen bist, die sich jedes Bild, jede Skulptur und jeden Wandbehang in ihrer Galerie ansehen. Du bist derjenige, der jedem Gedicht und jedem Lied lauscht. Derjenige, der seinen Bittstellern so eingehend zuhört wie sonst niemand.«
» Ihr seid Dummköpfe«, sagte er. » An mir gibt es nichts, was man respektieren könnte.«
» Falsch«, wandte sie ein. » Du bist derjenige, der uns zum Lachen bringt, selbst wenn du uns beleidigst. Verstehst du nicht, was das bewirkt? Verstehst du nicht, dass du dich damit unbeabsichtigt über alle anderen erhebst? Das machst du nicht vorsätzlich, Lichtsang, und deshalb funktioniert es so gut. In dieser Stadt der Leichtsinnigkeit bist du der Einzige, der ein gewisses Maß an Weisheit zeigt. Meiner Meinung nach ist das der Grund, warum du den Befehl über einen großen Teil der Armee hast.«
Darauf erwiderte er nichts.
» Es war mir klar, dass du mir Widerstand leisten wirst«, sagte sie, » aber ich hatte geglaubt, ich könnte dich trotzdem nach meinem Willen beeinflussen.«
» Das kannst du auch«, sagte er. » Wie du schon sagtest, ist es dein Werk, dass ich in diese Sache hineingezogen wurde.«
Sie schüttelte den Kopf und erwiderte noch immer seinen Blick. » Ich weiß einfach nicht, welches Gefühl für dich in mir stärker ist: meine Liebe zu dir oder meine Enttäuschung über dich.«
Er nahm ihre Hand und küsste sie. » Ich nehme beides gern entgegen, Schamweberin. Das eine ehrt mich genauso wie das andere.« Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und ging zu seiner Loge. Wetterlieb war eingetroffen; nun fehlten nur noch der Gottkönig und seine Braut. Lichtsang nahm Platz und fragte sich, wo Siri sein mochte. Normalerweise kam sie schon lange vor Beginn einer Veranstaltung in die Arena.
Es fiel ihm schwer, die Gedanken auf die junge Königin zu richten. Schamweberin stand noch immer dort, wo er sie verlassen hatte, und beobachtete ihn.
Schließlich drehte sie sich um und begab sich zu ihrer eigenen Loge.
Siri ging durch die Palastkorridore. Sie war von Dienerinnen in brauner Uniform umgeben, und ein Dutzend verschiedener Sorgen kreisten durch ihren Kopf.
Geh als Erstes zu Lichtsang, sagte sie sich, als sie ihren Plan noch einmal überdachte. Es wird nicht seltsam aussehen, wenn ich neben ihm sitze – bei solchen Veranstaltungen verbringen wir oft die Zeit miteinander.
Ich werde warten, bis Susebron eintrifft. Dann frage ich Lichtsang, ob wir ein paar persönliche Worte miteinander reden können, ohne dass unsere Diener oder seine Priester uns zuhören. Ich erkläre ihm, was ich über den Gottkönig herausgefunden habe. Ich teile ihm mit, dass Susebron gefangen gehalten wird. Und dann werden wir sehen, was er unternimmt.
Ihre größte Angst bestand darin, dass Lichtsang das alles möglicherweise schon wusste. War er vielleicht ein Teil dieser ganzen Verschwörung? Sie vertraute ihm so viel und so wenig wie allen anderen mit Ausnahme von Susebron, aber sie hatte die anstrengende Angewohnheit, alles und jeden in Frage zu stellen.
Sie schritt durch einen Raum nach dem anderen; jeder war in einem eigenen Farbschema ausgekleidet. Sie bemerkte nicht einmal mehr, wie strahlend hell diese Farben waren.
Falls Lichtsang uns wirklich helfen will, dachte sie, dann warte ich bis zur Pause. Sobald die Priester den Sand der Arena verlassen, wird Lichtsang mit einigen anderen Göttern sprechen. Sie werden zu ihren Priestern gehen und diesen befehlen, in der Arena ein Gespräch darüber zu beginnen, warum der Gottkönig nie mit ihnen redet. So zwingen sie die Priester des Gottkönigs, ihm zu gestatten, sich selbst zu verteidigen.
Es gefiel ihr nicht, dass sie bei diesem Plan auf die Priester angewiesen war, auch wenn diese nicht zu Susebrons Priesterschaft gehörten, aber das schien der beste Weg zu sein. Außerdem würden Lichtsang und die anderen erkennen, dass sie von ihren eigenen Dienern hintergangen wurden, falls die Priester der verschiedenen Götter nicht das tun sollten, was ihnen befohlen worden war. Wie dem auch sei, Siri begriff, dass sie sich auf sehr gefährliches Terrain begab.
Aber dort halte ich mich sowieso schon auf, dachte sie, als sie die offiziellen Zimmer des Palastes verließ und den dunklen äußeren Korridor betrat. Der Mann, den ich liebe, wird mit dem Tode bedroht, und alle Kinder, die ich gebären werde, wird man mir
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