Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
vollkommen erschöpfend in deiner selbst zurechtgezimmerten, mit Eigenlob überschütteten Logik.«
» In dieser Hinsicht bin ich ziemlich außergewöhnlich.«
» Zweifellos.«
» Indem ich viel verblüffender bin als du«, fuhr er fort und hob den Finger, » lade ich die Leute dazu ein, dich nicht zu beachten und stattdessen mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Das wiederum lädt dich dazu ein, dein übliches bezauberndes Selbst zu zeigen– also Wutanfälle zu bekommen und überaus verführerisch zu sein, womit du die Aufmerksamkeit wieder auf dich lenkst. Und in diesem Zustand bist du, wie ich schon sagte, am majestätischsten. Daher besteht die einzige Möglichkeit, dir die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen, darin, sie erst einmal von dir abzulenken. Und das ist wirklich recht schwierig. Ich hoffe, du weißt all die Anstrengungen zu schätzen, die ich unternehme, nur damit du so wundervoll erscheinst.«
» Ich kann dir versichern, dass ich sie schätze«, meinte sie. » Ich schätze sie sogar so sehr, dass ich mir wünschte, du würdest in dieser Hinsicht eine Pause einlegen. Du darfst jetzt in die zweite Reihe treten. Ich werde die schwere Bürde, die wunderbarste aller Gottheiten zu sein, wieder selbst auf mich nehmen.«
» Das darf ich nicht zulassen.«
» Aber wenn du zu wunderbar bist, mein Lieber, dann wirst du das Bild von dir vollkommen zerstören.«
» Dieses Bild wird sowieso allmählich langweilig«, sagte Lichtsang. » Ich habe mich intensiv genug bemüht, den Ruf des Faulsten aller Götter zu erlangen, doch ich erkenne mehr und mehr, dass diese Aufgabe zu groß für mich ist. Die anderen sind so viel unnützer als ich. Sie tun nur so, als wüssten sie das nicht.«
» Lichtsang!«, sagte sie. » Man könnte glauben, dass du allmählich eifersüchtig wirst.«
» Man könnte auch glauben, dass meine Füße wie Guaven riechen«, meinte er. » Nur weil man es glauben kann, heißt das noch lange nicht, dass es auch stimmt.«
Sie lachte. » Du bist in unmöglicher Stimmung.«
» Ach ja? Ich dachte, ich bin in T’Telir. Wann sind wir umgezogen?«
Sie hob den Finger. » Das war ein sehr bemühtes Witzchen.«
» Vielleicht war es nur eine Finte.«
» Eine Finte?«
» Ja, ein absichtlich schwacher Scherz, der von dem wirklichen ablenken sollte.«
» Und der wäre?«
Lichtsang zögerte und warf einen Blick in die Arena. » Der Scherz, der uns allen gespielt wurde«, sagte er mit sanfterer Stimme. » Der Scherz, den die anderen im Pantheon mit mir getrieben haben, indem sie mir so viel Einfluss auf die Handlungen unseres Königreiches eingeräumt haben.«
Schamweberin runzelte die Stirn und spürte offenbar die wachsende Bitterkeit in seiner Stimme. Sie blieben auf dem Wandelpfad stehen. Schamweberin sah ihn an; sie hatte der Arena den Rücken zugekehrt. Lichtsang täuschte ein Lächeln vor, doch die Magie des Augenblicks erstarb. Sie konnten nicht mehr so weitermachen. Nicht, während um sie herum so wichtige Angelegenheiten besprochen wurden.
» Unsere Brüder und Schwestern sind nicht so schlecht, wie du sie machst«, sagte sie leise.
» Sie sind bloß eine beispiellos dämliche Gruppe von Idioten, die mir die Kontrolle über ihre Armeen gegeben haben.«
» Sie vertrauen dir.«
» Sie sind faul«, erwiderte Lichtsang. » Sie wollen, dass andere die schwierigen Entscheidungen treffen. Und das System unterstützt das, Schamweberin. Wir alle sind hier eingesperrt und sollen unsere Zeit mit Müßiggang und Vergnügungen verbringen. Woher sollen wir wissen, was das Beste für unser Land ist?« Er schüttelte den Kopf. » Wir haben mehr Angst vor dem Draußen, als wir zugeben wollen. Alles, was wir von dort besitzen, sind Kunstwerke und Träume. So sind du und ich zu diesen Armeen gekommen. Niemand sonst will derjenige sein, der unsere Truppen in den Krieg schickt. Sie wollen alle mitreden, aber niemand will die Verantwortung übernehmen.«
Er verstummte. Sie schaute auf zu ihm– die Göttin der vollkommenen Gestalt. Sie war so viel stärker als die anderen, aber das verbarg sie unter einem Schleier der Belanglosigkeit. » Ich weiß, dass eines, was du gesagt hast, stimmt«, meinte sie leise.
» Und was ist das?«
» Du bist wundervoll, Lichtsang.«
Er stand da und sah ihr eine Weile in die Augen. In die weit auseinanderstehenden, wunderschönen grünen Augen.
» Du wirst mir deine Kommandolosungen nicht geben, oder?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf.
» Ich habe dich in
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