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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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unverhältnismäßig. Müssen wir wirklich so viel Tod und Leid verursachen, nur weil wir beweisen wollen, dass man uns nicht herumschubsen kann?«
    » Wie würdest du dich entscheiden?«
    » Zum Glück muss ich diese Entscheidung nicht fällen.«
    » Und wenn du dazu gezwungen würdest?«, fragte Lichtsang.
    Llarimar saß eine Weile schweigend da. Dann nahm er vorsichtig seine Mitra vom Kopf und enthüllte sein schütteres schwarzes Haar, das durch den Schweiß am Kopf klebte. Er legte seine zeremonielle Kopfbedeckung beiseite.
    » Ich spreche zu Euch nicht als Priester, sondern als Freund, Lichtsang«, sagte Llarimar leise. » Der Priester darf seinen Gott nicht beeinflussen, damit er die Zukunft nicht verändert.«
    Lichtsang nickte.
    » Und als Freund habe ich mit dieser Entscheidung große Schwierigkeiten«, bekannte Llarimar. » Ich habe in der Arena nicht mitdiskutiert.«
    » Das tust du nur selten«, sagte Lichtsang.
    » Ich mache mir Sorgen«, sagte Llarimar und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. » Ich glaube nicht, dass wir die Bedrohung für unser Königreich außer Acht lassen dürfen. Es ist eine Tatsache, dass Idris ein Land von Aufständischen ist, das innerhalb unserer eigenen Grenzen existiert. Wir haben es viele Jahre hindurch nicht beachtet und ihre beinahe tyrannische Kontrolle über die nördlichen Pässe ertragen.«
    » Du bist also für einen Angriff?«
    Llarimar dachte nach und schüttelte schließlich den Kopf. » Nein. Nein, ich glaube, nicht einmal die Rebellion der Idrier kann das Gemetzel rechtfertigen, das sich bei der Rückeroberung der Pässe unweigerlich ereignen würde.«
    » Großartig«, sagte Lichtsang tonlos. » Also sollten wir deiner Meinung nach in den Krieg ziehen, aber nicht angreifen.«
    » Ja, genau«, sagte Llarimar. » Wir erklären den Krieg, zeigen unsere Stärke und jagen ihnen Angst ein, damit sie erkennen, wie brenzlig ihre Lage ist. Wenn wir dann Friedensgespräche einleiten, können wir möglicherweise sehr vorteilhafte Verträge über die Benutzung der Pässe abschließen. Die Idrier widerrufen offiziell ihren Anspruch auf unseren Thron, und wir erkennen ihre Souveränität an. Ist es nicht das, was beide Seiten erreichen wollen?«
    Lichtsang saß nachdenklich da. » Ich weiß nicht«, sagte er. » Das ist eine sehr vernünftige Lösung, aber ich glaube nicht, dass die Befürworter des Krieges sie annehmen würden. Wir haben irgendetwas übersehen, Huscher. Warum gerade jetzt? Warum sind die Spannungen ausgerechnet nach der Hochzeit so groß geworden, wo sie uns doch vereinen sollte?«
    » Ich weiß es nicht, Euer Gnaden«, bekannte Llarimar.
    Lichtsang lächelte und stand auf. » Dann werden wir es jetzt herausfinden«, sagte er und blickte dabei seinen Hohepriester eingehend an.
    Siri war gleichermaßen verärgert wie entsetzt. Sie saß allein in dem schwarzen Schlafgemach. Es fühlte sich falsch an, dass Susebron nicht bei ihr war.
    Sie hatte gehofft, es würde ihm noch erlaubt sein, sie nach Einbruch der Dunkelheit aufzusuchen. Aber er kam nicht. Was immer die Priester vorhatten, ihre Schwangerschaft war dazu offenbar nicht mehr nötig. Jetzt nicht mehr, wo sie Siri eingesperrt hatten.
    Die Tür knirschte, und sie setzte sich mit neu erwachender Hoffnung im Bett auf. Aber es war nur der Wächter, der wieder nach ihr sah– einer der grobschlächtigen soldatenhaften Männer, die sie in den letzten Stunden bewachten. Warum haben sie diese Männer genommen?, fragte sie sich, als der Wächter die Tür wieder schloss. Was ist aus den Leblosen und Priestern geworden, die mich bisher bewacht haben?
    Sie legte sich wieder auf dem Bett zurück, starrte hoch zum Baldachin; noch immer trug sie ihr elegantes Kleid. Ihre Gedanken wanderten zurück zu ihrer ersten Woche im Palast, als sie zur Vorbereitung auf den » Hochzeitsjubel« eingesperrt worden war. Schon damals war es schwierig genug gewesen, aber sie hatte wenigstens gewusst, wann ihre Gefangenschaft enden würde. Jetzt wusste sie nicht einmal, ob sie die nächsten Tage überleben würde.
    Nein, dachte sie. Sie werden mich so lange leben lassen, bis mein »Baby« geboren wird. Ich bin ihre Versicherung. Wenn etwas schiefgeht, brauchen sie mich noch, weil sie mich dann vorzeigen müssen.
    Doch das war nur ein geringer Trost. Der Gedanke daran, sechs Monate im Palast eingesperrt zu sein– und niemanden sehen zu dürfen, damit niemand bemerkte, dass sie nicht schwanger war–, war so erschreckend,

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