Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Seitentunnel, aber nun wählte er die andere Abzweigung. Sie teilte sich schon bald auf und wand sich hin und her.
    » Das sind Tunnel zu anderen Palästen«, vermutete er und klopfte gegen einen der Holzbalken, die den Gang stützten. » Alt– viel älter als der Tunnel zu den Kasernen.«
    Llarimar nickte.
    » Also gut«, sagte Lichtsang, » es wird Zeit, herauszufinden, wohin der Haupttunnel führt.«
    Llarimar folgte Lichtsang, als sich dieser wieder dem Haupttunnel näherte. Lichtsang schloss die Augen und versuchte festzustellen, wie nahe er dem lebenden Wesen war. Er spürte es nur schwach; es überstieg beinahe seine Wahrnehmungskraft. Wenn nicht alles andere in den Katakomben ausschließlich Stein und Lehm gewesen wäre, hätte er dieses Leben erst gar nicht bemerkt. Er nickte Llarimar zu, und sie gingen den Tunnel so leise wie möglich weiter entlang.
    Beherrschte er plötzlich die Kunst des Anschleichens? Besaß er Erfahrung darin, an die er sich nicht erinnern konnte? Er war darin eindeutig besser als Llarimar. Vermutlich aber bewegte sich sogar ein Erdrutsch leiser als Llarimar mit seiner voluminösen Kleidung und seinem ächzenden Atem.
    Für eine Weile gab es in diesem Tunnel keinerlei Abzweigungen. Lichtsang schaute nach vorn und versuchte zu erraten, was vor ihm lag. Der Palast des Gottkönigs?, dachte er, war sich aber nicht sicher; es war schwer, unter der Erde Richtung und Entfernung einzuschätzen.
    Er war aufgeregt. Erregt. Diese Gefühle sollte kein Gott haben. Und kein Gott sollte sich durch die Nacht schleichen, durch Geheimgänge spazieren und nach Geheimnissen und Rätseln suchen. Seltsam, dachte er. Sie geben uns alles, was wir angeblich haben wollen. Sie überhäufen uns mit Sinneseindrücken und Erfahrungen. Aber die wahren Gefühle – Angst, Neugier, Aufregung – sind uns völlig verlorengegangen.
    Er lächelte. In der Ferne hörte er Stimmen. Er löschte die Lampe und schlich besonders leise weiter. Llarimar bedeutete er mit einer Handbewegung zurückzubleiben.
    » …haben ihn oben«, sagte eine männliche Stimme gerade. » Er hat nach der Schwester der Prinzessin gesucht, wie ich es vermutet habe.«
    » Dann hast du ja, was du wolltest«, sagte eine andere Stimme. » Wirklich, du schenkst ihm viel zu viel Aufmerksamkeit.«
    » Unterschätze Vascher nicht«, sagte die erste Stimme. » Er hat in seinem Leben mehr erreicht als hundert Mann, und er hat mehr für das Volk getan, als du je begreifen wirst.«
    Schweigen.
    » Willst du ihn nicht umbringen?«, fragte die zweite Stimme.
    » Ja.«
    Schweigen.
    » Du bist ein seltsamer Kerl, Denth«, sagte die zweite Stimme. » Wie dem auch sei, unser Ziel ist erreicht.«
    » Noch habt ihr nicht euren Krieg.«
    » Wir werden ihn bekommen.«
    Lichtsang drückte sich gegen einen kleinen Schutthaufen. Er sah Licht vor sich, konnte aber außer einigen Schatten nichts erkennen. Er hatte ungeheures Glück gehabt, genau in diesem Augenblick hier angekommen zu sein, so dass er dieses Gespräch mithören konnte. War das der Beweis dafür, dass es sich bei seinen Träumen tatsächlich um Prophezeiungen handelte? Oder war alles nur ein Zufall? Es war sehr spät am Abend, und jeder, der noch auf den Beinen war, ging vermutlich heimlichen Tätigkeiten nach.
    » Ich habe eine Aufgabe für dich«, sagte die zweite Stimme. » Es gibt da jemanden, der befragt werden muss.«
    » Wie schade«, sagte die erste, leiser werdende Stimme. » Ich bin gerade dabei, einen alten Freund zu foltern. Ich habe nur eine Pause gemacht, um dieses monströse Schwert wegzuwerfen.«
    » Denth! Komm sofort zurück!«
    » Du hast mich nicht angeheuert, kleiner Mann«, sagte die erste Stimme, die immer schwächer wurde. » Wenn ich etwas für dich tun soll, dann musst du deinen Vorgesetzten holen. Du weißt ja, wo du mich finden kannst.«
    Stille. Doch dann bewegte sich etwas hinter Lichtsang. Er wirbelte herum und sah undeutlich, wie Llarimar auf ihn zukroch. Lichtsang bedeutete ihm mit einem Handzeichen anzuhalten und gesellte sich zu dem Priester.
    » Was ist los?«, fragte Llarimar im Flüsterton.
    » Stimmen vor uns«, flüsterte Lichtsang zurück. » Sie reden über den Krieg.«
    » Wer sind sie?«, fragte Llarimar.
    » Ich weiß nicht«, flüsterte Lichtsang, » aber ich werde es herausfinden. Warte hier, während ich…«
    Er wurde durch einen lauten Schrei unterbrochen. Lichtsang fuhr zusammen. Der Laut kam von derselben Stelle, an der er die Stimmen gehört hatte, und er

Weitere Kostenlose Bücher