Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
göttlicher Hauch, der ihn zum Zurückgekehrten macht. Die andere ist der Hauch, der ihm als Schatz von Friedensstifter vererbt wurde und der fünfzigtausend Hauche stark ist. Diesen kann er wie jeder andere Erwecker einsetzen, solange er mit seinen Kommandos vorsichtig ist. Ohne ihn kann er überleben– wie jeder andere Zurückgekehrte auch. Jeder der anderen Götter könnte das Gleiche tun, wenn er zusätzlich zu dem einen Hauch in jeder Woche, den er zum Überleben braucht, noch weitere erhält. Natürlich wird davon jede Woche einer verbraucht, aber man könnte sie anhäufen und in der Zwischenzeit die überzähligen Hauche benutzen.«
» Das verheimlicht ihr den Göttern aber«, meinte Siri.
» Wir verheimlichen es nicht gerade«, sagte der Priester und wandte den Blick von ihr ab. » Es kommt einfach niemand auf dieses Thema zu sprechen. Warum sollten sich die Zurückgekehrten für das Erwecken interessieren? Sie haben doch alles, was sie brauchen.«
» Außer Wissen«, sagte Siri. » Ihr haltet sie in Unwissenheit. Ich bin überrascht, dass ihr nicht ihnen allen die Zunge herausgeschnitten habt, um eure wertvollen Geheimnisse zu hüten.«
Treledees sah sie wieder an; seine Miene wurde hart. » Ihr richtet über uns. Wir tun nur das, was wir tun müssen, Gefäß. Die Macht, die der Gottkönig mit diesem Schatz besitzt– fünfzigtausend Hauche–, könnte ganze Königreiche vernichten. Das ist eine zu große Waffe. Unsere einzige, göttliche Mission ist es, diesen Schatz zu sichern und dafür zu sorgen, dass er nicht benutzt wird. Wenn Kalads Armee je aus ihrem Exil zurückkehrt, dann…«
Aus einem der Zimmer in der Nähe drang ein Geräusch. Besorgt schaute Treledees auf, und Susebron packte Siris Schulter fester.
Ängstlich hob sie den Blick. » Treledees«, sagte sie, » ich muss es wissen. Wie kann Susebron seinen Hauch weitergeben? Er kann kein Kommando aussprechen!«
» Ich…«
Treledees wurde von einer Gruppe Lebloser unterbrochen, die durch eine Tür links von ihnen brachen. Treledees schrie Siri zu, sie solle fliehen, doch eine weitere Meute dieser Kreaturen drang auf der anderen Seite ein. Siri fluchte, packte Susebrons Hand, zog ihn auf eine weitere Tür zu und öffnete sie.
Auf der anderen Seite stand Blaufinger. Er sah ihr in die Augen; sein Gesicht hatte einen bösen Ausdruck angenommen. Leblose standen hinter ihm.
Siri verspürte einen Stich des Entsetzens und wich vor ihm zurück. Kampflärm ertönte hinter ihr, aber sie konzentrierte sich ganz auf Blaufinger und die Leblosen, die sie und Susebron jetzt umzingelten. Der Gottkönig schrie auf; es war ein zungenloses, wortloses, wuterfülltes Ächzen.
Und dann waren die Priester da. Sie warfen sich vor die Leblosen und versuchten verzweifelt, ihren Gottkönig zu schützen. Siri klammerte sich an ihren Gemahl und beobachtete, wie die Priester von den gefühllosen Kriegern mit den grauen Gesichtern abgeschlachtet wurden. Ein Priester nach dem anderen sprang vor, einige hatten Waffen, andere gebrauchten bei ihrem hoffnungslosen Angriff nur die Arme.
Sie sah, wie Treledees mit den Zähnen knirschte. Entsetzen lag in seinem Blick, als er vorstürmte und einen Leblosen anzugreifen versuchte. Er starb wie all die anderen auch. Und seine Geheimnisse starben mit ihm.
Die Leblosen stiegen über die Leichen am Boden. Susebron schob Siri mit zitternden Armen hinter sich, während er zu einer der Wände zurückwich und dabei die blutbesudelten Ungeheuer anstarrte. Schließlich blieben die Leblosen stehen. Blaufinger umrundete sie und schaute an Susebron vorbei auf Siri.
» Und jetzt, Gefäß, werden wir uns auf den Weg machen.«
» Es tut mir leid, Herrin«, sagte der Wächter und hob die Hand. » Jeder Zutritt zum Hof der Götter ist verboten.«
Vivenna biss die Zähne zusammen. » Das gilt nicht für mich«, sagte sie. » Ich muss der Göttin Allmutter sofort Bericht erstatten! Siehst du nicht, wie viel Hauch ich habe? Du kannst mich nicht einfach heimschicken!«
Die Wächter blieben stur. Etwa zwei Dutzend standen vor dem Tor und hielten jeden an, der Einlass begehrte. Vivenna wandte sich ab. Was immer Vascher in der vergangenen Nacht dort drinnen getan hatte, es hatte einen ziemlichen Aufruhr verursacht. Viele Menschen drängten sich um den Zugang zum Hof, wollten Antworten haben und fragten, ob etwas nicht in Ordnung sei. Vivenna zog sich vom Tor zurück.
Begib dich zur Seite, sagte Nachtblut. Vascher fragt nie, ob er eintreten darf.
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