Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
ins Meer geworfen, aber ich bin wieder aufgetaucht. Ich bin ziemlich zufrieden mit mir. Du solltest mir sagen, dass ich es gut gemacht habe.
Sie gab keine Antwort.
Oh, meinte Nachtblut. Ich glaube, Vascher ist verletzt. Wir sollten auf die Suche nach ihm gehen.
Sie hob den Blick. » Wo?«, fragte sie, obwohl sie nicht einmal wusste, ob das Schwert sie verstehen konnte.
Im Palast des Gottkönigs, antwortete Nachtblut. Er ist dorthin gegangen, weil er deine Schwester befreien wollte. Ich glaube, er mag dich, auch wenn er sagt, dass das nicht der Fall ist. Er sagt, du bist lästig.
Vivenna blinzelte. » Siri? Ihr wart zu Siri unterwegs?«
Ja, aber Vara Treledees hat uns aufgehalten.
» Wer ist das?«, fragte sie und runzelte die Stirn.
Du kennst ihn unter dem Namen Denth. Er ist Schascharas Bruder. Ich frage mich, ob sie ebenfalls da ist. Ich weiß nicht genau, warum er mich ins Wasser geworfen hat. Ich war der Meinung, er mag mich.
» Vascher…«, sagte sie, stand auf und fühlte sich benommen unter dem Einfluss des Schwertes. Vascher war von Denth abgefangen worden. Zitternd erinnerte sie sich an die Wut in Denths Stimme, als er von Vascher gesprochen hatte. Sie biss die Zähne zusammen, nahm ein schmutziges Laken von dem grob gezimmerten Bett und wickelte es um Nachtblut, damit sie es nicht berühren musste.
Ah, sagte Nachtblut. Das musst du wirklich nicht tun. Der alte Mann hat mich gesäubert, nachdem er mich aus dem Wasser gefischt hat.
Sie beachtete das Schwert nicht weiter. Es gelang Vivenna, ihren Ekel größtenteils zu unterdrücken, als sie das Bündel anhob. Dann verließ sie das Haus und machte sich auf den Weg zum Hof der Götter.
Lichtsang saß auf dem Boden und starrte die Steine vor ihm an. Ein Rinnsal aus Schamweberins Blut bahnte sich einen Weg durch einen Riss im Fels.
» Euer Gnaden?«, fragte Llarimar leise. Er lehnte an den Gitterstäben des Käfigs.
Lichtsang antwortete ihm nicht.
» Euer Gnaden, es tut mir leid. Ich hätte Euch nicht anschreien dürfen.«
» Was bringt es überhaupt, ein Gott zu sein?«, flüsterte Lichtsang.
Schweigen. Laternen flackerten an den Wänden der kleinen Kammer. Niemand hatte Schamweberins Leichnam fortgeräumt, obwohl einige Priester und Leblose zu Lichtsangs Bewachung zurückgeblieben waren. Sie brauchten ihn noch, falls sich herausstellen sollte, dass er ihnen die falschen Kommandolosungen gegeben hatte. Aber das hatte er nicht.
» Wie bitte?«, fragte Llarimar schließlich.
» Wozu ist es gut?«, meinte Lichtsang. » Wir sind keine Götter. Götter sterben nicht so. Ein kleiner Schnitt. Nicht einmal so breit wie ein Finger.«
» Es tut mir leid«, sagte Llarimar. » Sie war eine gute Frau, sogar nach den Maßstäben der Götter.«
» Sie war keine Göttin«, sagte Lichtsang. » Niemand von uns ist göttlich. Die Träume lügen, wenn sie mir das einreden wollen. Ich habe die Wahrheit schon immer gekannt, aber es hört ja keiner zu, wenn ich etwas sage. Sollten die Gläubigen nicht demjenigen zuhören, den sie anbeten? Vor allem dann, wenn er ihnen sagt, sie sollen ihn nicht anbeten?«
» Ich…« Llarimar schienen die Worte zu fehlen.
» Sie hätten es erkennen müssen«, zischte Lichtsang. » Sie hätten die Wahrheit über mich erkennen müssen! Ich bin ein Idiot. Kein Gott, sondern ein Schreiber. Ein dummer kleiner Schreiberling, der ein paar Jahre lang Gott spielen durfte! Ein Feigling.«
» Ihr seid kein Feigling«, wandte Llarimar ein.
» Ich habe sie nicht retten können«, entgegnete Lichtsang. » Ich konnte gar nichts tun. Ich habe nur hiergesessen und gekreischt. Wenn ich tapferer gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht mit ihr zusammengetan und die Kontrolle über die Armeen erlangt. Aber ich habe gezögert. Und jetzt ist sie tot.«
Schweigen.
» Ihr wart ein Schreiber«, sagte Llarimar leise in die feuchte Luft hinein, » und Ihr wart einer der besten Menschen, die ich je gekannt habe. Ihr wart mein Bruder.«
Lichtsang schaute auf.
Llarimar starrte durch die Gitterstäbe auf eine der flackernden Lampen, die an der kahlen Steinwand hing. » Schon damals war ich ein Priester. Ich habe im Palast von Frohwind dem Ehrlichen gearbeitet. Ich habe gesehen, wie er politische Spielchen getrieben und intrigiert hat. Je länger ich in seinem Palast war, desto mehr schwand mein Glaube.«
Er schwieg eine Weile, dann schaute er auf. » Und schließlich seid Ihr gestorben, als Ihr meine Nichte gerettet habt. Sie ist das Mädchen in
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