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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Ein Anführer war jemand, der etwas unternahm. Niemand sonst würde Siri helfen, also musste Vivenna es tun.
    Sie wusste, dass sie unerfahren war. Sie hoffte, ihre Vorsicht würde sie davor bewahren, allzu tollkühn zu sein, aber sie hatte die beste Erziehung und politische Unterweisung erhalten, die ihr Königreich bieten konnte, und ein großer Teil ihrer Ausbildung hatte die Sitten und Gebräuche Hallandrens zum Gegenstand gehabt. Als fromme Tochter Austres hatte sie sich ihr ganzes Leben hindurch bemüht, nicht aufzufallen. In einer riesigen, chaotischen Stadt wie T’Telir konnte sie sich gut verstecken.
    Riesig war sie in der Tat. Vivenna hatte Karten von ihr gesehen, aber diese hatten sie nicht auf den Anblick, die Geräusche, Gerüche und Farben der Stadt an einem Markttag vorbereitet. Sogar das Vieh trug bunte Bänder. Vivenna stand gebückt am Rande der Straße neben einem Haus, das mit flatternden Wimpeln geschmückt war. Vor ihr trieb ein Hirte eine kleine Schafherde auf den Marktplatz zu. Jedes Tier war anders eingefärbt. Ruiniert das nicht die Wolle?, dachte Vivenna mürrisch. Die verschiedenen Farben bissen sich so sehr, dass sie wegsehen musste.
    Arme Siri, dachte sie. Sie ist in alldem gefangen, eingesperrt im Hof der Götter und vermutlich so überwältigt, dass sie kaum mehr klar denken kann. Vivenna war dazu ausgebildet, mit den Schrecken von Hallandren umzugehen. Auch wenn die Farben sie krank machten, besaß sie die Stärke, ihnen zu widerstehen. Wie lange würde Siri das gelingen?
    Vivenna wippte mit dem Fuß, während sie neben dem Gebäude im Schatten einer großen Steinstatue stand. Wo ist dieser Mann bloß?, dachte sie. Parlin war noch nicht von seinem Erkundungsgang zurückgekehrt.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten. Sie warf einen Blick hoch zu der Statue neben ihr; es war eine der berühmten D’Denir-Darstellungen. Die meisten der Statuen zeigten Krieger. Überall in der Stadt standen sie in allen möglichen Posen, sie waren mit Waffen versehen und steckten oft in farbenprächtiger Kleidung. Vivennas Lektionen zufolge stellte das Bekleiden der Statuen für das Volk von Hallandren einen beliebten Zeitvertreib dar. Zuerst war er unter Friedensstifter dem Gesegneten aufgekommen, dem Zurückgekehrten, der am Ende der Vielkriege die Herrschaft in Hallandren übernommen hatte. Jedes Jahr war die Anzahl der Statuen gewachsen, die von den Zurückgekehrten in Auftrag gegeben worden waren– doch natürlich kam das Geld dafür vom Volk selbst.
    Exzess und Verschwendung, dachte Vivenna und schüttelte den Kopf.
    Schließlich bemerkte sie, wie Parlin auf sie zuschritt. Sie runzelte die Stirn, als sie erkannte, dass er lächerlichen Flitterkram auf dem Kopf trug. Es sah ein wenig wie eine Socke aus, war aber viel größer. Der hellgrüne Hut sackte an der einen Seite seines kantigen Gesichts herunter und passte nicht zur mattbraunen Reisekleidung. Parlin war groß, aber nicht schlaksig und nur wenige Jahre älter als Vivenna. Sie kannte ihn schon seit ihrer Kindheit; General Yarlas Sohn war sozusagen im Palast aufgewachsen. In letzter Zeit hatte er sich hingegen oft im Wald aufgehalten; er beobachtete die Grenze zu Hallandren oder bewachte einen der nördlichen Pässe.
    » Parlin?«, fragte sie, als er sich ihr näherte. Sie bemühte sich, jede Spur von Verärgerung aus ihrer Stimme und ihrem Haar fernzuhalten. » Was ist das da auf deinem Kopf?«
    » Ein Hut«, sagte er auf seine übliche wortkarge Weise. Parlin war nicht unfreundlich, aber er wusste oft nicht recht, was er sagen sollte.
    » Ich sehe, dass es ein Hut ist, Parlin. Woher hast du ihn?«
    » Der Mann auf dem Markt hat gesagt, dass sie jetzt sehr beliebt sind.«
    Vivenna seufzte. Sie hatte gezögert, Parlin mit in die Stadt zu nehmen. Er war ein guter Mann– so robust und zuverlässig wie kein zweiter–, aber er war es gewohnt, in der Wildnis zu sein und einsame Außenposten zu bewachen. Vermutlich wirkte die Stadt überwältigend auf ihn.
    » Dieser Hut ist lächerlich, Parlin«, sagte Vivenna und bemühte sich, das Rot aus ihrem Haar herauszuhalten. » Außerdem fällst du mit ihm zu sehr auf.«
    Parlin setzte den Hut ab und steckte ihn in die Tasche. Er sagte nichts weiter, sondern drehte sich um und beobachtete, wie die Menschenmassen vorbeizogen. Sie schienen ihn genauso nervös zu machen wie Vivenna, vielleicht sogar noch nervöser. Doch sie war froh, ihn dabeizuhaben. Er war einer der wenigen, die sie nicht bei

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