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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ihrem Vater verraten würden; sie wusste, dass Parlin ihr zugetan war. Als sie beide noch jung gewesen waren, hatte er ihr oft Geschenke aus dem Wald mitgebracht. Üblicherweise hatte es sich dabei um Tiere gehandelt, die er erlegt hatte.
    » Dieser Ort ist seltsam«, sagte Parlin. » Die Menschen bewegen sich wie Herdentiere.« Seine Blicke folgten einem hübschen Hallandrenermädchen, das an ihnen vorbeiging. Das Flittchen trug– wie die meisten Frauen in T’Telir– so gut wie gar nichts. Die Bluse war bis weit unter den Hals geöffnet, der Rock hörte schon über den Knien auf, und manche Frauen trugen sogar Männerhosen.
    » Was hast du auf dem Markt herausgefunden?«, fragte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Parlin.
    » Es gibt eine Menge Idrier hier«, sagte er.
    »Was?«, fragte Vivenna. Sie vergaß sich selbst und zeigte deutlich ihr Entsetzen.
    » Idrier«, wiederholte Parlin. » Auf dem Markt. Einige treiben Handel, aber viele sehen wie einfache Arbeiter aus. Ich habe sie beobachtet.«
    Vivenna runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. » Und das Speiselokal?«, fragte sie. » Hast du es ausgekundschaftet, wie ich es dir gesagt habe?«
    Er nickte. » Scheint sauber zu sein. Ich finde es komisch, dass Menschen etwas essen, das von Fremden gekocht worden ist.«
    » Hast du jemand Verdächtigen gesehen?«
    » Was bedeutet › verdächtig‹ in dieser Stadt?«
    » Ich weiß nicht. Du bist doch derjenige, der unbedingt vorher alles auskundschaften wollte.«
    » Das ist immer eine gute Sache, wenn man auf die Jagd geht. So verscheucht man die Tiere nicht.«
    » Leider sind Menschen in dieser Hinsicht nicht wie Tiere, Parlin«, sagte Vivenna.
    » Das weiß ich«, entgegnete er. » Tiere handeln sinnvoll.«
    Vivenna seufzte. Aber dann begriff sie, dass Parlin zumindest in einer Hinsicht Recht hatte. Sie bemerkte eine Gruppe Idrier, die ganz in ihrer Nähe die Straße entlangging; einer von ihnen zog einen Karren hinter sich her, auf dem vermutlich Waren gelegen hatten. Sie waren deutlich an ihrer farblosen Kleidung und dem leichten Akzent zu erkennen. Es überraschte Vivenna, dass sie so weite Reisen für ihre Geschäfte unternahmen. Aber in letzter Zeit war der Handel in Idris nicht mehr besonders gut gelaufen.
    Widerstrebend schloss sie die Augen und veränderte ihr Haar von Grau zu Braun, wobei sie ihr Kopftuch benutzte, um diese Verwandlung zu verdecken. Wenn es noch andere Idrier in der Stadt gab, dann würde sie vermutlich nicht auffallen. Da würde es mehr Verdacht erregen, wenn sie versuchte, wie eine alte Frau zu erscheinen.
    Sie empfand es noch immer als falsch, sich so offen zu zeigen. In Bevalis wäre sie sofort erkannt worden. Aber Bevalis hatte nur wenige Tausend Einwohner. Die schiere Größe von T’Telir hingegen erforderte besondere und bewusste Anpassung.
    Sie gab Parlin ein Zeichen, biss die Zähne zusammen, mischte sich unter die Menschen und machte sich auf den Weg zum Marktplatz.
    T’Telir war eine Hafenstadt, und die Farben, die hier verkauft wurden– hergestellt aus den Tränen von Edgli, einer nur in dieser Gegend vorkommenden Blume–, machten sie zu einem Handelszentrum. Das war überall zu sehen. Vivenna bemerkte exotische Seide und Kleidung. Sie sah die braunhäutigen Händler aus Tedradel mit ihren langen, schwarzen Bärten, die durch fest verzurrte Lederschnüre in zylindrische Form gebracht waren. Es gab frische Speisen aus den Städten entlang der Küste. In Idris lebte der größte Teil der Bevölkerung auf weit voneinander entfernten Gehöften und ausgedehntem Weideland. In Hallandren– einem Land, das ein gutes Drittel der Küste des Binnenmeeres kontrollierte– war es anders. Hier konnte alles blühen. Wachsen.
    Wuchern.
    In der Ferne erkannte sie die Erhebung, auf der sich der Hof der Götter befand, der profanste Ort unter Austres farbenprächtigen Augen. Innerhalb seiner Mauern– im schrecklichen Palast des Gottkönigs– wurde Siri von Susebron persönlich gefangen gehalten. Vivenna wusste, was ihr Vater mit seiner Entscheidung beabsichtigt hatte. Nach rein politischen Maßstäben war Vivenna wertvoller für Idris als Siri. Da der Krieg unausweichlich sein würde, war es sinnvoller, die weniger nützliche Tochter als Mittel der Verzögerung auszusenden.
    Aber es fiel Vivenna schwer, Siri als » weniger nützlich« anzusehen. Sie war gesellig und hatte die anderen aufgemuntert, wenn sie niedergeschlagen gewesen waren. Sie hatte

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