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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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und auch Gnadenstern. Lichtsang ging mit seinem Gefolge an der für ihn reservierten Loge vorbei und näherte sich einer, die von einem grünen Baldachin überdacht war. Darin hielt sich Schamweberin auf. Ihr grünes und silbernes Kleid war von verschwenderischer Pracht und enthüllte wie immer viel. Trotz seiner reichen Bordüren und Stickereien war es kaum mehr als eine lange Stoffbahn mit einigen Bändern und einem Loch in der Mitte für den Kopf. Von der Schulter bis zur Wade war es an den Seiten vollkommen offen, und Schamweberins Schenkel wölbten sich üppig darunter. Sie richtete sich auf und lächelte.
    Lichtsang holte tief Luft. Schamweberin behandelte ihn immer freundlich und hatte sicherlich eine hohe Meinung von ihm, aber in ihrer Nähe hatte er beständig das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Bei einer Frau wie ihr konnte jeder Mann leicht in die Falle geraten.
    In die Falle geraten und nie wieder hinausfinden.
    » Lichtsang, mein Lieber«, sagte sie und lächelte noch breiter, als Lichtsangs Diener voraneilten, um seinen Sessel, den Fußschemel und das Naschtischchen aufzustellen.
    » Schamweberin«, erwiderte Lichtsang, » mein Hohepriester hat mir gesagt, dass du für dieses schreckliche Wetter verantwortlich bist.«
    Schamweberin hob eine Braue, und Llarimar, der mit den anderen Priestern etwas abseits stand, errötete. » Ich mag Regen«, sagte Schamweberin schließlich und legte sich wieder auf ihr bequemes Sofa. » Er ist so… anders. Ich mag Dinge, die anders sind.«
    » Dann solltest du von mir durch und durch gelangweilt sein, meine Liebe«, sagte Lichtsang, setzte sich und nahm eine Handvoll gehäuteter Trauben aus der Schale auf seinem Tischchen.
    » Gelangweilt?«, fragte Schamweberin.
    » Ich will nichts anderes als mittelmäßig sein, und Mittelmäßigkeit ist wohl kaum anders. Ich möchte sogar behaupten, dass sie gegenwärtig bei Hofe sehr in Mode ist.«
    » So etwas solltest du nicht sagen«, meinte Schamweberin. » Die Leute könnten anfangen, dir zu glauben.«
    » Du verstehst mich falsch. Genau darum sage ich so etwas. Wenn ich schon keine richtig göttlichen Wunder wirken kann– wie zum Beispiel das Wetter beherrschen–, dann sollte ich mich auf das kleinere Wunder stürzen, derjenige zu sein, der immer die Wahrheit sagt.«
    » Hm«, machte sie und räkelte sich. Ihre Fingerspitzen zitterten, als sie vor Behagen seufzte. » Nach der Ansicht unserer Priester besteht der Zweck der Götter nicht darin, mit dem Wetter zu spielen oder Katastrophen zu verhindern, sondern dem Volk Visionen zu geben und ihm zu dienen. Vielleicht ist deine Haltung nicht gerade der beste Weg, von ihm gemocht zu werden.«
    » Natürlich hast du Recht«, sagte Lichtsang. » Ich hatte soeben eine Offenbarung. Mittelmäßigkeit ist nicht der beste Weg, vom Volk gemocht zu werden. Ich mag es schließlich auch nicht so.«
    » Wie dann?«
    » Halb durch, auf einem Bett aus Süßkartoffelscheiben«, sagte er und steckte sich eine Traube in den Mund. » Mit einer Prise Knoblauch und in einer leichten Weißweinsauce.«
    » Du bist unverbesserlich«, sagte sie und beendete ihr Recken und Strecken.
    » Ich bin, wozu das Universum mich gemacht hat, meine Liebe.«
    » Dann beugst du dich also den Launen des Universums?«
    » Was sollte ich sonst tun?«
    » Dagegen kämpfen«, sagte Schamweberin. Sie kniff die Augen zusammen, streckte geistesabwesend die Hand aus und griff nach einer der Trauben in Lichtsangs Hand. » Kämpfe gegen alles und jedes und zwinge das Universum, sich vor dir zu beugen.«
    » Das ist eine bezaubernde Vorstellung, Schamweberin, aber ich glaube, das Universum und ich spielen in unterschiedlichen Gewichtsklassen.«
    » Ich glaube, das siehst du falsch.«
    » Willst du damit etwa andeuten, ich sei fett?«
    Sie bedachte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. » Ich will damit sagen, dass du nicht so unterwürfig sein sollst, Lichtsang. Du bist ein Gott.«
    » Ein Gott, der nicht einmal den Regen verhindern kann.«
    »Ich will, dass es gießt, donnert und blitzt. Vielleicht ist dieser Nieselregen der Kompromiss zwischen uns.«
    Lichtsang steckte sich eine weitere Traube in den Mund, zerquetschte sie zwischen den Zähnen und spürte, wie ihm der süße Saft den Gaumen hinunterrann. Einen Augenblick lang kaute er und dachte dabei nach. » Schamweberin, meine Liebe«, sagte er schließlich, » hat unsere Unterhaltung etwa eine unterschwellige Botschaft? Du weißt ja bestimmt, dass ich unterschwellige

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