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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hinter euch auf, und andere werden das nach uns tun. Vielleicht sogar eine neue, eine veränderte Menschheit.
    Khalis streckte einen langen, knochigen Finger aus und deutete auf Tariks Augenklappe: »Er hat etwas an dich weitergereicht. Die Macht, zu sehen. Hinüber in die andere Welt.«
    Tariks Hand berührte die Augenklappe. »Ich vermute, er hat lange geglaubt, dass es die Zukunft sei. Eine Zukunft ohne Dschinne, eine Welt, in der es nur noch uns Menschen gibt. Ist es das, wovon er die anderen Dschinnfürsten überzeugt hat? Dass sie verhindern müssen, dass diese Vision jemals wahr wird?«
    Khalis nickte. »Darum bekämpfen sie uns mit allem, was sie haben.«
    »Aber zuletzt schien Amaryllis es besser zu wissen.« Tarik wiederholte, was der Narbennarr vor seinem Tod gesagt hatte. »Er hat geglaubt, dass die Dschinne die nächste Stufe der Entwicklung sind und dass danach noch etwas anderes kommen wird. Wieder wir Menschen, so, wie in seiner Vision.«
    »Aber er hat sich geirrt«, sagte Khalis bedächtig. »Amaryllis hat sich von Anfang an geirrt.«
    »Was macht dich da so sicher?«, fragte Sabatea.
    »Weil ich die Wahrheit kenne. Weil der Ring des Dritten Wunsches viele Jahre lang geforscht hat, in alten Quellen und Berichten. Weil wir Beschwörungen vollführt und Geister angerufen haben. Weil wir, im Gegensatz zu den Dschinnen, die noch jung und neu in dieser Welt sind, auf das Wissen unserer Vorfahren und deren Vorfahren zurückgreifen können. Die Wahrheit lag in der Vergangenheit begraben, in den Jahren kurz vor dem Ausbruch der Wilden Magie, und wir haben sie zurück ans Licht geholt. Wie hätte das einem Dschinn gelingen können? Sie vermögen nicht einmal unsere Schrift zu lesen, geschweige denn die Aufzeichnungen unserer Ahnen zu studieren. Sie können vielleicht Dämonen beschwören, aber sie wissen nicht, welche Fragen sie ihnen stellen müssen. Sie sind nur stark mit den Waffen, die sie von uns gestohlen oder grobschlächtig nachgebaut haben. Sie machen Menschen zu besessenen Sklaven, um gegen andere Menschen zu kämpfen. Selbst ihre Kettenmagier gehörten einst zu uns! Die gesamte Macht der Dschinne gründet sich auf Raub und Nachahmung. Sie tun alles, um so zu sein wie wir. Sogar Amaryllis versteckte sich im Zerrbild eines menschlichen Körpers! Sie sagen, dass sie uns fürchten? Warum äffen sie uns dann nach?«
    »Weil wir noch immer das gründlichste Mittel sind, um uns selbst zu besiegen«, sagte Sabatea.
    In Khalis’ Augen brannte jetzt das düstere Feuer der Überzeugung. Seine Stimme klang kraftvoller als noch vor wenigen Minuten. »Sie bekämpfen uns mit unseren eigenen Waffen, unseren eigenen Brüdern und Schwestern, mit Magie, die einst in unseren Diensten stand. Und sie wissen, dass sie ohne uns nichts sind. Wenn ein menschlicher Leichnam verwest, dann bricht das, was ihn verfaulen lässt, aus ihm selbst heraus, aus seinem Inneren. Das sind die Dschinne. Sie sind unsere eigene Fäulnis, die Würmer, die aus dem Aas unserer Reiche kriechen und die Überreste fressen.« Khalis wies in einer weiten Geste über das prachtvolle Bagdad. »Warum wohl besitzen sie keine eigenen Städte so wie wir? Keine eigenen Imperien? Weshalb verkriechen sie sich in Lagern, die sie mit kochendem Schlamm beschützen statt mit machtvollen Mauern und Türmen? Und warum hausen sie in den verlassenen Nestern der Roch, statt eigene Festungen zu erbauen? Selbst ihre Monumente errichten sie aus unseren Toten! Sie sind nur eine Krankheit, eine Pest, die uns alle hinwegfegen wird, aber niemals etwas Neues erschafft. Sie errichten keine Dschinnreiche, die die unseren überdauern könnten. Sie besitzen keine Kultur, keine Geschichte. Sie werden schon bald nach uns untergehen, und die Gescheiten unter ihnen wissen das nur zu genau.«
    »Amaryllis hat es erkannt«, bestätigte Tarik.
    »Nicht alles!«, erwiderte Khalis. »Nicht, worum es wirklich geht.«
    »Aber du weißt es?«, fragte Sabatea zweifelnd. »Und wirst es uns verraten?«
    »Wenn Tarik mir hilft, meine Tochter zu retten. Und dabei vielleicht uns alle.«
    Tarik zögerte. »Einverstanden«, sagte er dann.
    Sabatea starrte ihn an. »Du vertraust ihm doch nicht etwa?«
    »Ich weiß, worauf er hinauswill. Ich hab es gesehen.«
    »Ich wusste es!« Khalis riss vor Begeisterung die Arme in die Höhe. »Ich wusste es gleich, als ich den Dschinnpropheten in dir gespürt habe.«
    Tarik sah den alten Mann an, aber eigentlich sprach er zu Sabatea. »Was Amaryllis gesehen

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