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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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– was soll ich dort? Ich würde nur wie alle anderen darauf warten, dass die Dschinne die Armee des Kalifen besiegen, Bagdad dem Erdboden gleichmachen und sich dann wieder den Osten vornehmen. Sie werden Samarkand nicht ewig in Frieden lassen.«
    »Niemand weiß das«, gab Jibril zu bedenken. »Wir versuchen seit vielen Jahren, ihre Entscheidungen vorauszusehen, aber sie überraschen uns ein ums andere Mal.«
    Seit vielen Jahren? Dieses Kind?
    »Die Menschen von Samarkand sind wie Lämmer, die darauf warten, dass man sie auf die Schlachtbank treibt«, sagte Junis geringschätzig.
    »Und du glaubst, anderswo würden sich die Menschen nicht genauso verhalten?« Jibril klang müde. Mit Daumen und Zeigefinger massierte er sich die entzündeten Augen. »Unsere Späher in Bagdad melden uns, dass das Leben dort weitergeht wie bisher. Dabei wissen alle, dass die Heere der Dschinne gegen die Stadt anrücken. Aber das Volk schaut nur zu, als wäre es davon gar nicht betroffen. Mittlerweile gibt es nicht einmal Flüchtlinge aus dem Umland, weil dort niemand mehr am Leben ist. Diese Menschen wissen genau, was geschehen wird, aber sie schließen die Augen vor dem heraufziehenden Unheil. So, als ginge es niemanden etwas an außer den Soldaten, die sich vor den Stadtmauern versammeln. Aber wie lange werden sie die wohl halten können? Ein paar Tage? Zwei, drei Wochen?« Bei der Erwähnung Bagdads, das er nie mit eigenen Augen gesehen hatte, kroch ein Schauer über Junis’ Rücken.
    »Ich weiß, was in dir vorgeht«, fuhr Jibril mit seiner ernsten Kinderstimme fort. »Die beiden, die du verloren hast, sind vielleicht dort. Oder sie sind unter den Trümmern der Hängenden Städte begraben. Aber wenn sie es sind, die du suchst, was willst du dann bei den Sturmkönigen?«
    Junis senkte den Blick. »Falls die beiden tot sind, dann werden die Dschinne dafür bezahlen.«
    »Es geht dir um Rache?«, fragte Jibril.
    Maryam kam Junis zuvor. »Unser Krieg hat nichts mit Rache zu tun. Wir kämpfen für die Freiheit. Für eine Zukunft. Weißt du, wie viele Freunde ich in den letzten Jahren verloren habe? Wie viele Gefährten, die mir ein ums andere Mal das Leben gerettet haben? Und trotzdem ist es keine Rache, die mich antreibt.«
    Er war ihre selbstgerechte Arroganz endgültig leid. »Was dann?«, fuhr er sie an. »Die Träume? Welche deiner Träume, Maryam? Die von einer besseren Welt ohne Dschinne oder die von dem Kerker, den du um dich herum erbaut hast? Hast du dir mal überlegt, dass diese Gefangenschaft, die dir im Schlaf so zu schaffen macht, genau das hier sein könnte? Dieses Leben im Dreck, abgeschottet von der übrigen Welt?« Er sprang auf und trat mit einem Schritt ganz nah vor sie hin. »Wofür kämpfst du, Maryam? Und komm mir nicht wieder mit diesem billigen Gerede von Freiheit und einer ach so goldenen Zukunft. Wenn du mir deine wahren Gründe nennst, dann, und erst dann, werde ich entscheiden, ob sie besser sind als meine!«
    Ihre Blicke fochten ein stummes Duell. Schweigend stand der Junge da und beobachtete sie.
    Ganz tief in ihren grünen Augen war noch immer ein Schatten ihres alten Selbst, etwas, das er wiedererkannte, ganz gleich, wie sehr die Zeit bei den Dschinnen und Sturmkönigen sie verändert haben mochte. Fast wünschte er sich, er hätte es nicht bemerkt und könnte weiterhin nur die verbitterte, hochmütige Rebellenführerin in ihr sehen. Solange sie sich verhielt wie gerade eben, war es leicht, mit ihr fertig zu werden; dann ging es nicht um die besseren Argumente oder um Aufrichtigkeit, nur um die lautere Stimme und den größeren Zorn. Aber jetzt stand sie nur da, ihre Miene wie versteinert.
    Mit einem Mal wandte sie sich wortlos ab, ließ ihn und den Jungen stehen und ging davon. Man hätte es für eine Flucht halten können, ganz sicher einen Rückzug, wäre es nicht Maryam gewesen, die gerade davoneilte, das Haupt erhoben, die Lippen fest aufeinandergepresst.
    »Und du bist wirklich sicher«, flüsterte Jibril erstaunt, »dass sie damals die Geliebte deines Bruders war?«
     

     
    Die Dschinne kamen am Abend.
    Die Sonne stand niedrig über dem Horizont, als der Angriff begann. Aus einem Ozean roter Himmelsglut rückten sie heran, begleitet von den Phantomen der heraufziehenden Dunkelheit: dem Flirren, das wie flüssiges Glas vom Himmel floss, der Brandung aus Sand, die sich an Dünen und Felsen brach, dem geisterhaften Wispern der Nachtwinde.
    Sie kamen von Westen, aus den Salzpfannen der Kavir und

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