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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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er das Lager hinter sich lassen, konnte Tarik und Sabatea suchen, die er beim Untergang der Hängenden Städte hatte zurücklassen müssen.
    Trotzdem empfand er keine Erleichterung. Stirnrunzelnd sah er von dem zusammengerollten Teppich zu Maryam auf, dem Mädchen, das er einst heimlich geliebt hatte, damals, als sie seinem Bruder den Vorzug gegeben hatte, und für die er noch vor wenigen Wochen gestorben wäre. Aber das war die Maryam aus seiner Erinnerung gewesen, das verklärte Idealbild einer unerfüllten Liebe. Jene Maryam, die er – genau wie Tarik – für tot gehalten hatte.
    Die junge Frau aber, die nun vor ihm stand, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der Maryam von einst. Sie hatte die weiten hellen Hosen in ihre Stiefel gesteckt und trug ein enges Oberteil, grob genäht und auf den ersten Blick zu warm für die brütende Wüstenhitze. Aber mittlerweile wusste Junis, dass sich die Sturmkönige damit gegen die aufgewirbelten Staubmassen ihrer Tornados schützten. Das Haar hatte sie seit ihrer ersten Begegnung vor einigen Tagen kurz geschnitten, damit es beim Kampf nicht im Weg war, und ihr Gesicht, früher frisch und ein wenig kindlich, trug nun die Spuren all der Jahre in glühender Sonnenhitze und schmirgelnden Sandstürmen. Ihre Züge waren härter geworden, als hätte jemand die Haut mit einer Schraube am Hinterkopf straffer über ihren Schädel gespannt. Nur ihre grünen Augen leuchteten in derselben Intensität, ein wenig wie die einer Besessenen. Als er sie hatte lachen hören, ein einziges Mal während der vergangenen Tage, da hatte es so hell und aufgeweckt geklungen wie früher. Mit dem Unterschied, dass dieses Lachen einem sterbenden Dschinn in der Grube gegolten hatte, nicht den Albernheiten eines jüngeren, unbefangeneren Junis in den Gassen Samarkands.
    Er zog den Stein ein letztes Mal über die Schwertklinge, so kräftig, dass Funken unter seinen Fingern sprühten. Dann rammte er die Waffe vor sich in den Sand und deutete mit einem Nicken auf den Teppich. »Und?«
    »Nimm ihn und reite zurück nach Samarkand.«
    »Nicht ohne Tarik und Sabatea.«
    »Sie waren nicht unter denen, die wir aus der Grotte gerettet haben«, sagte sie ohne jede Gefühlsregung. »Sie sind tot.«
    »Du unterschätzt meinen Bruder.«
    »Ich habe hier draußen bessere Männer als ihn sterben sehen. Wir haben einen hohen Preis gezahlt für unseren Sieg in den Hängenden Städten. Beide wurden zerstört, der halbe Berg ist eingestürzt. Keiner, den wir nicht dort herausgeholt haben, kann das überlebt haben.«
    Von Sabatea wusste er, dass Tarik den Dschinnen in die Hände gefallen war. Gleich darauf hatten die Dschinnkrieger auch sie verschleppt, und er wusste nicht, wohin. Kurz zuvor hatte er mit angesehen, wie die Vorkosterin des Emirs in Sabateas Armen gestorben war – die falsche Vorkosterin, hatte sie behauptet –, aber bevor sie irgendetwas hatte erklären können, war sie fortgebracht worden. Seither hatte er viel Zeit gehabt, über die Ereignisse im Sklavenpferch nachzudenken, über Sabateas letzte Worte an ihn, darüber, dass sie als Einzige keine Scheu vor dem giftigen Blut der Vorkosterin gezeigt hatte.
    Maryams Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Nimm den Teppich und verschwinde von hier, Junis. Keinem der anderen Gefangenen aus den Hängenden Städten ist solch ein Angebot gemacht worden.«
    Wusste sie nicht, dass sie damit nur noch größeren Trotz heraufbeschwor? »Sie alle bekommen die Chance, sich euch anzuschließen. Nur ich soll mich aus dem Staub machen, als hättest du mich mit den Fingern in eurer Kriegskasse erwischt.«
    »Dann hätte ich sie dir abgeschnitten.«
    »Warum willst du mich loswerden?«
    Sie ging vor ihm in die Hocke, und da erst wurde ihm klar, dass ihr Umriss zuvor die Sonne am Himmel verdeckt hatte. Trotz der aufstiebenden Staubwälle rund um das Lager waren die Strahlen grell genug, um ihn zu blenden. Für einige Herzschläge musste er den Blick senken. Fast glaubte er, Maryam hätte das mit Absicht getan. Vielleicht war sie zur Anführerin geworden, weil sie solche Kniffe besser beherrschte als alle anderen. Früher war sie offen und aufrichtig gewesen in allem, was sie tat. Heute inszenierte sie sich, und wahrscheinlich war es das, was ihn ebenso beunruhigte wie faszinierte.
    Sie streckte eine Hand aus und berührte die seine; sie lag noch immer auf dem Knauf des Schwertes, als wollte er die Waffe jeden Moment wieder aus dem Boden reißen.
    »Alle in diesem Lager werden

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