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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Staub. Beim Aufschlag stieß sie sich Steißbein und Rücken, schrie schmerzerfüllt auf und versuchte noch in der Drehung, wieder hochzukommen, fort von dem blitzschnellen Umriss, der über ihr den Himmel verdunkelte und jetzt auf sie herabstürzte.
    Ifranjis Knie rammten auf ihre Oberarme und nagelten sie am Boden fest. Das Mädchen wog so gut wie nichts, aber was ihr an Masse fehlte, machte sie durch Schnelligkeit wett. Ihre Klinge senkte sich auf Sabateas Hals herab.
    Der Schwarze räusperte sich. »Ifranji?«
    »Was?«
    »Sie hat uns doch wirklich nichts getan.«
    »Bei den Dschinnen aller Wüsten – Mumumbwaimubasa!« Sie riss den Kopf herum, mit wirbelnden Zöpfen. »Du kannst mich nicht immer aufhalten, wenn ich gerade Leute töte!«
    Er verschränkte trotzig die Arme über dem Bauch. »Du sollst mich nicht immer so nennen! Nachtgesicht ist mein Name! Nacht. Ge. Sicht.«
    Sie verdrehte die Augen. »Lass mich jetzt in Ruhe arbeiten.«
    »Aber vielleicht ist sie gar kein Feind.«
    »Ganz sicher nicht«, zischte Sabatea unter der Klinge.
    »Du hältst den Mund!«, fuhr Ifranji sie an. »Das hier geht dich nichts an.«
    Nachtgesicht tappte ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden. »Du hast gesagt, heute darf ich die Leiter runterklettern! Das hast du gesagt!« Er zwinkerte Sabatea unauffällig zu, was sie in ihrer Lage ziemlich verwirrte. »Und wenn du sie umbringst, müssen wir erst die Leiche beseitigen und hier saubermachen, und dann wird es dunkel werden, und der Tag ist herum, und ich war schon wieder nicht auf der -«
    »Du bist ohnehin zu fett für die Leiter!«
    »Aber du hast es versprochen!«
    »Damit du aufhörst, mir damit in den Ohren zu liegen! Wahrscheinlich wärst du doch nur runtergefallen oder hättest irgendwas kaputt gemacht!« Sie fuchtelte mit der freien Hand. »Beides, wahrscheinlich!«
    Sabatea sah Nachtgesicht hinter Ifranjis linker Schulter stehen. Vom Boden aus wirkte er noch größer und breiter. Nun aber bewegte sich auch etwas rechts von ihr.
    Schritte. Dann Stimmen. Mehrere Menschen.
    »Was, bitte, ist hier los?« Eine Frau, leicht nuschelnd, als fehlten ihr die Vorderzähne. Ihr Tonfall klang ungehalten und herrisch. In einer Hand hielt sie einen Vogelkäfig. Eine Nachtigall saß darin auf einer Stange.
    »Ich bin beschäftigt!«, fauchte Ifranji, ohne sich umzusehen.
    »Und darf man erfahren, womit genau?«
    Die junge Diebin seufzte wütend. »Sie hat versucht, das Lager zu plündern.«
    »Unsinn!«, raunzte Sabatea.
    Mehrere Frauenstimmen redeten wild durcheinander, ehe die erste Sprecherin ihnen mit heftigen Flüchen Einhalt gebot. »Ist sie ein Skarabäus? Oder von der Kameradschaft?«
    »Das hab ich sie auch gefragt.«
    Nachtgesicht blickte auf seine Zehen. »Keins von beidem, sagt sie.«
    »Sie lügt!«, fuhr Ifranji ihn an.
    »Nein«, ächzte Sabatea, »tut sie nicht. Falls das irgendwen interessiert.«
    Die gezahnte Messerschneide drückte fester gegen ihren Hals.
    »Sie hat meinen Bruder von der Leiter gestoßen!«
    Die Frau im Hintergrund stieß ein Seufzen aus. »Nachtgesicht wär eh runtergefallen.«
    »Siehst du«, rief der Dicke triumphierend, »sogar sie benutzt meinen Namen!« Dann verzog er das Gesicht. »Ich wäre nicht runtergefallen! Ich kann Stürme zähmen und -«
    »Ich hab ihn nicht gestoßen«, rief Sabatea, ehe ihr bewusst wurde, dass sie gern den Rest seines Satzes gehört hätte. Stürme zähmen?
    »Lass sie los«, sagte die nuschelnde Frau zu Ifranji.
    »Nie im Leben!«
    »Wir wissen nicht, wer sie ist, wer sie vermissen wird oder vielleicht sogar schon auf der Suche nach ihr ist.« Die Frau legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens, und zum ersten Mal sah Sabatea ihr Gesicht. Sie hatte graues Haar, obgleich sie nicht älter war als vierzig, und sie trug Männerkleidung. Eine schlecht verheilte Narbe verlief quer über ihre Kehle. »Das Letzte, was wir wollen, ist ein Krieg zwischen den Gilden, während da draußen die Welt untergeht. «
    »Wenn die Dschinne kommen, wird -«
    »Wenn die Dschinne kommen«, fuhr ihr die Frau über den Mund, »wovon längst nicht jeder hier überzeugt ist, dann werden wir genug Sorgen haben, ohne dass du uns noch ein paar mehr aufhalst.«
    Ifranji lockerte den Druck ihrer Knie auf Sabateas Oberarme und zog nach kurzem Zögern auch das Messer zurück. »Sie wird uns nichts als Ärger machen«, prophezeite sie und federte mit einem Sprung auf die Füße. Noch einen Moment länger blieb sie breitbeinig über Sabatea

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