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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Stilisierte Pfauen mit aufgefächerten Schwanzfedern. An der Innenseite führte eine zweite Leiter in die Tiefe eines mehrstöckigen Schachts: das Innere eines Turms, dessen Zwischenetagen vor langer Zeit eingestürzt waren. Tief unten am Boden sah er Steintrümmer und eine Feuerstelle. Außerdem diffuse Gestalten, die im Schein der Flammen zu ihm aufblickten.
    »Kletter rüber auf die andere Leiter und dann nach unten«, wies Ifranji ihn an.
    Die Sprossen unter seinen Händen und Füßen waren abgerundet von der häufigen Benutzung. Er stellte fest, dass die fehlende Sicht auf einem Auge sein Gleichgewichtsgefühl durcheinanderbrachte. Auf dem fliegenden Teppich hatte er davon nichts bemerkt, aber hier, auf dieser Leiter, machte es ihm zu schaffen. Er brauchte viel länger als die Diebin unter ihm, und von oben hörte er Murren und Lachen, als sich die übrigen Frauen über ihn lustig machten. Ihm konnte das nur recht sein. Je weniger sie ihm zutrauten, desto besser für ihn.
    Er hatte Schweißperlen auf der Stirn, als er endlich sicheren Boden erreichte. Er hörte eine Bogensehne knarren und blickte gleich darauf auf eine Pfeilspitze. Die Diebin, die damit auf ihn zielte, war noch ein Kind, nicht älter als zwölf oder dreizehn.
    Eine ältere Frau trat auf ihn zu, grauhaarig, mit einem Krummschwert in der Hand. Doch jemand schob sie beiseite, ungeachtet der Klinge.
    Sabatea rannte ihm nicht entgegen. Warf sich ihm auch nicht um den Hals. Das war nicht ihre Art. Aber er sah ihre Augen funkeln und fragte sich, ob das Tränen waren.
    Er grinste, machte zwei rasche Schritte auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Da drückte auch sie sich fest an ihn und erwiderte den Kuss, den er auf ihre Lippen presste.
    Jemand pfiff leise, eine andere Diebin lachte.
    Das Mädchen mit dem Bogen verzog angewidert den Mund.
    »Seht sie euch an«, sagte Ifranji von oben auf der Leiter, »und erzähl mir noch mal einer, dass die beiden ihren Preis nicht wert sind.«
    Noch mehr Gelächter.
    »Geht es dir gut?«, flüsterte er.
    Sabatea nickte. Er hatte nicht vergessen, wie stark der Wille hinter diesen weißgrauen Augen war, aber er wusste nicht, was man ihr im Palast angetan hatte. Er lächelte erleichtert, als er die alte Verbissenheit wiedererkannte. Ihr Stolz war nicht gebrochen, sie wirkte nicht einmal eingeschüchtert.
    Sie schmiegte das Gesicht an seine Schulter. »Ich hab ihnen von Junis erzählt, damit du ihnen glaubst, dass ich bei ihnen bin. Sie wissen nur seinen Namen und dass er bei den Sturmkönigen ist. Sonst nichts.«
    »Schon gut«, flüsterte er.
    »Ich hab gehört, was du getan hast«, sagte sie. »Wie hast du nur glauben können, du könntest einfach so auf deinem fliegenden Teppich in den Palast eindringen?«
    »Das bist du gewesen?« Die grauhaarige Diebin kam näher. »Da haben wir ja einen schönen Fang gemacht.«
    »Ich glaube nicht, dass euch die Garde auch nur einen Dinar für meinen Kopf zahlen wird.«
    »Käme auf den Versuch an«, spottete Ifranji.
    »Das war mutig«, sagte die Älteste. »Sehr dumm, aber auch mutig.«
    Das junge Mädchen ließ den Bogen sinken und blickte ihn mit großen Augen an. »Es heißt, du führst eine ganze Herde Elfenbeinpferde an und hast sie auf die Gardisten gehetzt! Ist das wahr?« Ihr kindliches Staunen milderte den beunruhigenden Anblick des Bogens in ihren Händen. »Die Leute erzählen sich, dass du inmitten von hundert Zauberpferden geritten bist, wie ein Geistersultan in den alten Geschichten!«
    Sabatea bog den Kopf zurück, um ihn eingehender zu mustern. »Wie ein… Sultan?«
    Er lächelte und dachte unwillkürlich an seine verunglückte Begegnung mit dem Ross auf Kabirs Dach. »Jemand hat vielleicht ein wenig übertrieben.«
    »Wirklich, das ist alles ungeheuer aufregend«, mischte sich Ifranji vollkommen unbeeindruckt ein. »Könnten wir jetzt zum Geschäftlichen kommen? Athiir?« Sie sah die grauhaarige Diebin an. »Je schneller wir die beiden wieder los sind, desto besser.«
    Aus dem Dunkel jenseits des Feuers näherte sich noch jemand, ein massiger Umriss, dreimal so breit wie die drahtigen Diebinnen. Als Tarik den Mann zuletzt gesehen hatte, hatte er nichts als ein Tuch um die Lenden getragen. Jetzt steckte er in einem bunt bestickten Gewand, das ihn noch schwerer erscheinen ließ.
    »Nachtgesicht.« Er nickte dem Mann zu, ohne Sabatea loszulassen. »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Er ist ein Sturmkönig«, flüsterte Sabatea. »Oder war mal einer. Behauptet

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