Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Menschgeborenen, der den Kampf mit dem Jäger nicht scheute. Eine Weile lang hatte es gehofft, der Vertraute der Frau könnte der Richtige sein. Doch dann war es ihm nahe gekommen und hatte seine Unentschlossenheit gespürt. Und, viel schlimmer, es witterte das Böse in ihm, den Odem eines Dschinnfürsten. Es hatte mit dem Auge zu tun, das er unter einem Stück Leder in seinem Gesicht verbarg. Etwas war falsch daran, war durch und durch schlecht. Das Elfenbeinpferd hatte sich wieder zurückgezogen.
Doch nun bedauerte es seine Furcht. Womöglich war es gerade die Zerrissenheit, die den Mann mit dem fremden Auge zu einem Verbündeten machte. Jemand, der selbst etwas von einem Dschinn in sich trug, würde vielleicht auch bereit sein, einen Ifrit zu befreien. Da war Feindschaft zwischen ihm und dem Ifritjäger, und er mochte die Befreiung des Wunschdschinns als willkommenen Schlag gegen seinen Gegner ansehen.
Seit letzter Nacht, seit ihrer missglückten Begegnung, war das Elfenbeinpferd auf der Suche nach dem Mann mit der Augenklappe und konnte ihn nirgends mehr finden. Er war nicht in das Haus zurückgekehrt, auf dessen Dach sie sich gegenübergestanden hatten. Und es entdeckte ihn auch nicht in den überfüllten Gassen der Basare und den Schatten des Diebesviertels. Zu gern hätte es seine Artgenossen um Hilfe gebeten, doch ihre Scheu war größer als der Zusammenhalt mit einem der ihren. Das Zauberpferd war auf sich allein gestellt, und weil es keinen Rat mehr wusste, konzentrierte es sich erneut auf den Ifrit.
Mittlerweile sandte er Signale aus, weil er begriffen hatte, dass das Ross nach ihm suchte. Die magische Flasche dämpfte seine Hilferufe, aber das Pferd erkannte sie dennoch. Wie ein Lichtstrahl, der vom Boden hinauf in die Nacht stach, bewegte sich die Aura des Ifrit durch die Stadt – ein Lichtstrahl, den niemand außer dem Zauberpferd wahrnehmen konnte. Der Jäger ging zu Fuß, die bauchige Flasche schaukelte an seinem Gürtel. Das Elfenbeinpferd schwebte oberhalb des Fackelscheins, der wie goldener Dunst durch Bagdads Gassen waberte. Es flog gerade tief genug, um den Jäger nicht aus den Augen zu verlieren, folgte seinem Weg durch die staubigen Viertel, brach durch den Rauchsäulenwald der Herdfeuer und achtete argwöhnisch auf die Gardisten des Kalifen, die am Himmel Ausschau nach Feinden hielten.
Der Jäger durchmaß das Rund der Stadt mit raschen Schritten, drängte Passanten zur Seite, weckte Ehrfurcht und Zorn mit seiner schwarzen Kettenkleidung, seiner finsteren Miene und Arroganz. Er strahlte Entschlossenheit aus, auch Ungeduld. Die überfeinen Sinne des Pferdes witterten seinen Wunsch, Bagdad den Rücken zu kehren, bevor die Heere der Dschinnfürsten eintreffen würden und der Sturm auf die Mauern begann.
Zahnrädchen und Getriebe im Körper des Zauberpferdes beschleunigten ihren Lauf. Die Federn an seinen Schwingen sträubten sich. Sein Schweif peitschte aufgeregt die Winde.
Vielleicht wollte der Jäger seine Arbeit zu Ende bringen. Den Ifrit bei seinem Auftraggeber abliefern. Seinen Lohn einstreichen und so schnell wie möglich von hier verschwinden. Wenn das Ross den Ifrit befreien wollte, dann war dies die letzte Möglichkeit.
Folge ihm, schnarrte es in seinem mechanischen Verstand. Nur du kannst ihn retten, flüsterte die Magie in seinem Herzen.
Das Zauberpferd stieg höher und folgte dem Hilferuf seines Freundes durch das Gassenlabyrinth.
Der Jäger näherte sich einem niedrigen Gebäude. Das Pferd erkannte den Ort schon von weitem. Ein enger Innenhof. Eine verriegelte Werkstatt.
Das Haus des Teppichknüpfers.
Im Palast
Tarik und Sabatea betraten den Kalifenpalast auf den verborgenen Wegen der Dienerschaft. Verstohlen huschten sie durch die Gänge in den Wänden, die sonst nur von Sklaven und Lakaien benutzt wurden.
»Die Bedienung hier im Palast lässt jedenfalls zu wünschen übrig«, stellte er fest.
Ihre weißen Augen blitzten auf, als sie sich nach ihm umsah. »Was meinst du?«
Sie lief voraus, weil sie die Korridore schon einmal benutzt hatte. Aber er bemerkte, dass sie an jeder Kreuzung unschlüssig zögerte. Die schmucklosen Ziegelwände sahen allesamt gleich aus, jede Ecke wie die vorangegangene, alle Türen identisch, abgesehen von den kleinen nummerierten Schildern, die auf Augenhöhe daran angebracht waren.
»Wenn das hier die Gänge für die Diener sind, warum begegnet uns dann niemand?«, flüsterte er.
»Auf dem Hinweg war hier auch keiner.«
»Da
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