Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
dem Klang der Waffen.
Eine Regentin im versunkenen Punt hatte das Gewicht jedes Zauberrosses in Gold aufwiegen wollen, wenn der Magier ihnen menschliche Stimmen gäbe, um die Herrscherin mit ihrem Gesang zu erfreuen. Dutzende hatte er daraufhin erschaffen, eines perfekter als das andere, doch eine Singstimme hatte er bei keinem zustande gebracht.
Und so hatte er jahrzehntelang Elfenbeinpferde belebt, eines vollkommener als das andere. Doch statt Glück hatten sie nur Unzufriedenheit gesät, statt Frohsinn nur Wut und Verzweiflung. Schon zu Lebzeiten des Magiers waren einige Pferde entkommen, und als er schließlich vor Verbitterung starb, geschmäht von allen Königen, Emiren und Sultanen, da erlangten auch die übrigen ihre Freiheit und galoppierten fortan in Herden über den Himmel wie funkelnder Sternenstaub.
Beim Ausbruch der Wilden Magie waren viele ums Leben gekommen, verrückt vor Angst, erstickt von zügellosem Zauber. Andere waren von Dschinnhorden eingefangen und zu Tode gemartert worden. Eine Handvoll war gar den Dschinnfürsten selbst in die Hände gefallen, die sie zähmten und nach eigenem Willen verformten; keines davon war je wieder gesehen worden.
Doch viele lebten auch weiterhin frei am Himmel über dem Dschinnland, flogen höher, als es die grausamen Kinder der Wilden Magie oder die Menschgeborenen mit ihren Teppichen vermochten, hielten sich fern von den Überresten der Zivilisation und blieben ungestört. Nur einige, die noch immer unter den Experimenten ihres Schöpfers litten und unvollkommen waren, hausten in den Städten der Menschen – hin- und hergerissen zwischen ihrem Drang, frei zu sein, und dem intuitiven Wunsch, Schutz bei den Artgenossen des Magiers zu suchen.
Das Elfenbeinpferd, das auf seiner Suche nach dem gefangenen Ifrit nach Bagdad gekommen war, bedauerte diese Geschöpfe. Niedergeschlagen beobachtete es sie bei ihren melancholischen Flügen über den Dächern der Stadt. Wenn es ihnen zu nahe kam, flohen sie vor ihm, als witterten sie, dass es all die Freiheit verkörperte, die ihnen selbst abhandengekommen war.
Ohne die Unterstützung der anderen hatte es den Spuren des Ifrit allein folgen müssen, und endlich entdeckte es, wo er gefangen gehalten wurde. Der Jäger, den es schon in den Bergen im Osten gewittert hatte, trug den Wunschdschinn in einer Flasche an seinem Gürtel. Dort war er eingesperrt und pochte hilflos gegen die Innenseite seines Kerkers, unfähig, sich aus eigener Kraft zu befreien.
Der Ifrit hatte wie viele seiner Artgenossen seine Wunschmacht verloren. Vor Jahren hatte er einem Menschen zwei Wünsche erfüllt, war aber am dritten gescheitert. Wie bei seinen Brüdern war auch seine Macht auf einen Schlag versiegt, als hätte der zweite erfüllte Wunsch etwas ausgelöst, einen ungeheuerlichen Sog, der die Kraft des dritten Wunsches fortgerissen hatte.
Sie haben unsere Wünsche gestohlen, hatte der Ifrit unter Tränen gemurmelt, verbittert und hilflos. Seither fühlte er sich leer und unnütz und hatte sogar die Lust daran verloren, albernen Schabernack mit den Menschgeborenen zu treiben.
All dies hatte das Elfenbeinpferd bei ihrer gemeinsamen Reise vom Kopet-Dagh nach Westen erfahren. Es hatte schon früher Gerüchte über die verschwundene Wunschmacht der Ifrit gehört – Zauberrösser belauschten vieles auf ihren Reisen durch die hohen Sphären –, doch nun hatte ihm erstmals ein Wunschdschinn selbst davon berichtet. Sie waren Gefährten geworden, Herdenbrüder, der große, ungeschickte Ifrit und das zarte, willensstarke Ross.
Gemeinsam waren sie der Frau im Gebirge begegnet; sie hatte den Ifrit von einer Klinge in seinem Rücken befreit. Später hatten die beiden sie mit ihrem Begleiter beobachtet, bei ihrer Reise auf einem fliegenden Teppich nach Westen. Sabatea war ihr Name, Tarik der seine.
Dann war der Jäger aufgetaucht, der Menschgeborene mit der Flasche am Gürtel.
Das Zauberpferd war noch immer entschlossen, den Wunschdschinn aus seiner Gewalt zu befreien. Nur wie? Der Ifritjäger legte das Flaschengefängnis niemals ab, und es wäre sinnlos gewesen, den Kampf mit ihm zu suchen. Das Elfenbeinpferd war ein friedfertiges Wesen und der Gewalt der Menschen nicht gewachsen. Wie alle seiner Art vermochte es sich durch Tritte, Bisse und Schwingenschläge zur Wehr zu setzen, aber für einen gezielten Angriff war es nicht geschaffen.
Darum musste es einen anderen suchen, der ihm half, den Ifrit zu befreien. Einen Verbündeten, einen
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