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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihr spöttisch ins Gesicht. »Oh, natürlich. Anders als sie. Was willst du mir da einreden, Maryam?«
    »Sie hat recht«, sagte jemand hinter ihm im Zelteingang. Junis hätte nicht einmal die Kinderstimme erkennen müssen, um zu wissen, wer da einmal mehr wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Er seufzte, schloss eine Sekunde lang die Augen und bemerkte, dass Maryam ihre Hand blitzschnell von seinem Arm zurückzog, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
    Jibril trat neben sie an das Lager aus Kissen und Decken. »Du bist anders, weil du vorgibst, nichts wissen zu wollen, und doch in Wahrheit darauf brennst, alles zu erfahren. Die meisten Frauen und Männer dort draußen sind froh darüber, nur Bruchteile des Ganzen zu kennen, weil sie tief in ihrem Inneren ahnen, dass es ihren Verstand übersteigen würde. Aber du nicht, Junis. Du willst alles wissen, sosehr du das auch leugnen magst.«
    »Erklärst du mir gerade allen Ernstes, deine eigenen Leute seien zu dumm? Das übersteigt Zynismus, Jibril. Diese Menschen werden für das sterben, was ihr ihnen vorhin weisgemacht habt.«
    »Nicht zu dumm«, erwiderte Jibril sanft. »Aber sie kennen ihre Grenzen, und wenn sie fragen, ob die Dschinne den Dritten Wunsch gegen uns einsetzen werden, dann wollen sie keine weitschweifigen Erklärungen hören, sondern nur: Können sie uns damit töten oder nicht?«
    »Was zum Teufel ist dieser Dritte Wunsch überhaupt?«
    Jibril und Maryam tauschten diesen Blick, der Junis erst recht in Rage brachte.
    »Siehst du«, sagte der Junge, »das habe ich gemeint. Du willst es wissen. Du willst alles wissen.« Jibril deutete zum Ausgang des Zeltes. »Komm, gehen wir ein Stück, dann will ich es dir erklären.«
    Maryam lächelte, nicht unterkühlt wie sonst, sondern wissend und beinahe mitfühlend, als Junis dem geisterhaften Jungen ins Freie folgte.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte – ein Mann, nicht Mukthir, der durch die Plane zu Maryam ins Zelt huschte.
    Jibril ergriff Junis bei der Hand und zog ihn zu einem Pfad zwischen den Felsen. »Der Dritte Wunsch«, begann er, während er vorausging, »kann uns alle vernichten.« Er lächelte traurig. »Aber darauf bist du schon selbst gekommen, nicht wahr?«

 
Der Hilferuf
 
 
    Längst hatte das Zauberpferd wieder die Witterung des Ifrit aufgenommen, unten in den Gassen, im Dunkel der Nacht über Bagdad. Aus eigener Kraft konnte es ihn nicht befreien.
    Die Aura des Wunschdschinns strahlte zu ihm in die hohen Sphären hinauf wie ein Leuchtfeuer. Das war nicht immer so gewesen. Als es vor mehreren Nächten nach Bagdad gekommen war, auf der Spur des Ifrit und des Menschgeborenen, der ihn gefangen hielt, da war es hilflos gewesen. Kein Hinweis auf das Schicksal seines verschwundenen Gefährten, nur die Witterung anderer Elfenbeinpferde, die sich bei Tag auf den Dächern versteckten und in den Nächten ziellos um die Zwiebeltürme und Minarette kreisten.
    Das Zauberpferd verstand nicht, was die anderen hier hielt. Wie viele seiner Artgenossen lebte es draußen in den Wüsten und Bergen, galoppierte ungebunden durch den Himmel. Die einzige Grenze seiner Freiheit war die Kraft seiner Schwingen. Natürlich hatte es gewusst, dass es manche Elfenbeinrösser in die Städte zog, wo sie bei aller Angst vor Gefangenschaft die Nähe der Menschgeborenen suchten, nicht ahnend, dass sie auch ohne Zügel längst Gefangene ihrer eigenen Unentschlossenheit geworden waren.
    Ein Mensch hatte sie einst erschaffen, aus Magie und Mechanik, aus Fell und Federn. Zuletzt hatte er ihnen den Zauber eingepflanzt, der ihnen Leben schenkte. Spielzeuge hatten sie sein sollen, lustiger Tand für die Herrscher der Menschen. Aber nie waren jene, denen sie zum Geschenk gemacht wurden, zufrieden gewesen. Als läge ein Fluch auf den Zauberrössern: Sie hatten kein Vergnügen erzeugt, nur die Gier nach mehr.
    Der Sultan von Basra, der als Erster ein Elfenbeinpferd erhalten hatte, war anfangs überglücklich gewesen – bis er sich ein Tier mit Bernsteinaugen wünschte, denen der Magier trotz vieler Versuche kein Leben einhauchen konnte.
    Ein König im Osten hatte dem Zauberer die Erfüllung all seiner Wünsche versprochen, wenn er ihm eine ganze Herde der fliegenden Rösser brächte; aber als sie Jahre später aus dem Himmel über seinem Palast herabschwebten und er sie seinen Soldaten übergeben wollte, um von ihren Rücken aus Kriege zu führen, scheuten die Pferde und flohen vor

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