Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
nicht daran gedacht hat, frische Kleidung mit hineinzunehmen und er kann sich nicht dazu überwinden, die schmutzigen Sachen auf dem Boden wieder anzuziehen. Also wickelt er sich ein Handtuch um die Hüften, putzt sich die Zähne und geht zurück ins Schlafzimmer. Er hatte damit gerechnet, Evan wie am Vorabend bereits im Bett vorzufinden, doch das ist nicht der Fall. Er sitzt auf der Matratze am Fußende des Bettes und es macht den Eindruck, als hätte er auf Dan gewartet. Er schaut in Richtung Tür, während Dan nach Unterwäsche wühlt, sie unter seinem Handtuch anzieht und darüber dann eine Jogginghose. Doch als Dan sich zu ihm umdreht, beugt er sich ein Stück vor.
„Bist du sehr müde, oder können wir kurz reden?“
Dan ist zwar müde, aber er glaubt nicht, dass er nach dieser Frage noch einschlafen könnte. „Ähm, nein, wir können reden.“
Dan erinnert sich an seinen Knutschfleck und zieht ein Rundhals-Shirt an, bevor er sich Evan zugewandt auf seiner Bettkante niederlässt. Evan rutscht ebenfalls um die Ecke, so dass sie einander gegenübersitzen, und seufzt. „Okay, ich hoffe es ist kein großes Problem, aber, äh …“
Dan seufzt und wappnet sich. Er hätte wissen müssen, dass an diesem Wochenende alles einfach zu glatt gegangen war.
„Also, du hast doch gesehen, wie genervt Tat heute Morgen war?“
Dan nickt. Er hatte schon damit gerechnet, den Grund dafür bald zu erfahren. „Tja, das hatte damit zu tun, dass sie ein paar von unseren Sicherheitsleuten auf dem Gelände gesehen hat. Sie weiß, dass sie notwendig sind, aber … sie hasst es. Sie möchte einfach nur normal sein, verstehst du?“
Dan nickt. „Warum wusste sie nicht, dass sie da sein würden?“
„Keine Ahnung – vielleicht Wunschdenken? Ich meine, zu Hause braucht sie sie nicht, und solange sie nicht an irgendeinen völlig unerwarteten Ort möchte, begleiten sie sie auch nicht. Aber bei so einer Veranstaltung, wo ihr Name auf der Starterliste stand und im Internet veröffentlicht wurde? Und sie auf einem fast verlassenen Turnierplatz übernachtet? Da braucht sie Schutz.“
„Damit sie nicht entführt wird?“
Evan nickt. „Ja, hauptsächlich. Wenn es irgendein Problem geben sollte, werden sie sich natürlich darum kümmern, aber eine Entführung ist die größte Gefahr.“
Dan zieht die Augenbrauen hoch. Er kann es zwar verstehen, aber er kann sich nicht vorstellen, so zu leben. „Und kann ich dabei irgendwie helfen? Zum Beispiel auf irgendetwas achten?“
Jetzt scheint sich Evan aus irgendeinem Grund unwohl zu fühlen. „Ähm, ich schätze, du könntest einfach die Augen offenhalten. Aber was das Helfen angeht …“ Er schüttelt den Kopf. „Okay, es ist bestimmt keine große Sache. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, aber als ich dich eingestellt habe, musstest du eine Menge Formulare ausfüllen und eine Sache, die du unterschrieben hast, war die Zustimmung zur Anfertigung eines Sicherheits-Untersuchungsberichtes. Was im Grunde bedeutet, dass deine Vergangenheit überprüft wird. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht mal, was genau dabei alles überprüft wird – wahrscheinlich ziemlich viel.“ Er mustert Dan, als wollte er seine Reaktion einschätzen, doch Dan setzt eine ausdruckslose Miene auf. „Egal, jedenfalls habe ich Vertrauen zu dir und deshalb habe ich nicht gerade auf große Eile bestanden, aber als sie sich um das Sicherheitspersonal für dieses Wochenende gekümmert haben, sind sie wohl endlich dazu gekommen, alles zu sammeln, was sie über euch herausgefunden hatten und sie haben mich gerade angerufen und mir gesagt, sie hätten ein paar Fragen an dich.“ Er wirft Dan einen vorsichtigen Blick zu.
„Nur an mich?“, fragt Dan ruhig.
„Ähm, ja. Ich weiß nicht, worum es geht und habe ihnen gesagt, dass ich es auch gar nicht wissen will. Ich vertraue dir schließlich. Und ich könnte ihnen sagen, sie sollen sich nicht die Mühe machen und einfach darüber hinwegsehen, aber … sie sind nun mal Profis. Sie werden es nicht so einfach vergessen, und wenn sie damit beschäftigt sind, dich für verdächtig zu halten, entgeht ihnen vielleicht jemand anders, der wirklich eine Gefahr darstellt und … es geht um meine Schwester. Ich kann es mir nicht leisten, ihnen bei ihrer Arbeit im Weg zu stehen.“ Evan sieht unglücklich aus.
Dan ist wirklich müde. „Ja, kein Problem, mach dir keine Gedanken. Ich … ich weiß nicht genau, aber wahrscheinlich haben sie meine Einträge im
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