Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
putzen.“
„Na gut. Tu, was du nicht lassen kannst.“ Evan murmelt noch etwas, das wie „Sturkopf“ klingt, aber Dan fragt nicht noch mal nach.
Sie legen auf und Dan streckt sich auf der Sitzbank aus, wobei seine Füße immer noch aus der Tür ragen. So bleibt er eine Zeit lang liegen, starrt an die Autodecke und fragt sich, was er da eigentlich tut. Innerhalb von fünf Minuten ist es ihm gelungen, seine Stimmung von aufgeregt und von seinem Leben enttäuscht zu einigermaßen zufrieden, wenn auch immer noch unsicher in Bezug auf die Zukunft zu ändern. Und immer noch ein bisschen verkatert. Er setzt sich wieder auf und schwingt seine Füße in den Pick-up. Um Evan und Jeff muss er sich erst wieder am morgigen Abend Gedanken machen und bis dahin muss er sich um die Ausbildung der Pferde kümmern. Das ist vielleicht nicht viel, aber es reicht ihm. Zumindest vorerst.
Kapitel 38
D AN fährt zum Stall und stürzt sich voller Motivation in die Arbeit. Es fällt ihm schwer zu glauben, dass er die Pferde noch am Morgen zuvor gesehen hat. Es kommt ihm vor, als wären seitdem Wochen vergangen. Die anderen scheinen seine Abwesenheit kaum bemerkt zu haben und Tatiana ist auch da und strahlt so fröhlich wie immer. Er vermutet, dass Evan ihr nichts von den gestrigen Vorfällen erzählt hat und sie scheint sich des, im Namen ihrer Sicherheit, verursachten Traumas nicht bewusst zu sein. Er spürt einen Anflug von Ärger darüber, dass sie in glücklicher Unwissenheit leben kann, während er in die Mangel genommen wird, aber nachdem er ihr zwei Minuten dabei zugehört hat, wie sie von Sunshine und Chaucer und all den anderen aufregenden Dingen in ihrem Leben schwärmt, kann er ihr nicht mehr böse sein. Ihm gefällt es, dass sie unwissend ist und trotz der Gefahren um sie herum einfach Kind sein kann. Ihm wird erneut bewusst, dass Evan bei ihr alles richtig macht.
Dan nimmt Tat mit, um nach den Pferden zu sehen, die am Sonntag am Turnier teilgenommen hatten. Da sie nach der Anstrengung mindestens einige Tage Ruhe brauchen, reitet er sie nicht, doch er lässt sie sich von Robyn im Schritt und Trab am Strick vorführen, um sie auf Lahmheit zu überprüfen und befühlt ihre Muskeln auf der Suche nach auf Verletzungen hindeutende Wärme. Gleichzeitig erklärt er Tat, was er gerade tut und ist wie immer von ihrer Konzentration und Lernwilligkeit beeindruckt. Er hofft zwar irgendwie, dass sie den Sport nie zu ernsthaft betreiben wird, da er nicht dabei zusehen möchte, wie sie große Risiken eingeht, aber er glaubt trotzdem, dass ihr in der Reitsportszene eine große Zukunft bevorsteht, wenn sie es nur will.
Gegen Mittag ruft Ryan an. Er ist gerade erst aufgestanden und Dan zieht ihn mit Bemerkungen zu seinem Rockstarleben auf. Ryan stimmt kleinlaut zu und fasst dann kurz für Dan zusammen, was er alles erlebt hat. Er klingt glücklich und motivierter, als Dan ihn je gehört hat, also freut sich Dan für ihn.
Als Ryan dann fragt, wie es Dan geht, weiß er nicht, wie er antworten soll.
„Ach ja. Auf jeden Fall besser heute. Und das Drama gestern tut mir leid.“
„Mann, da gab es doch eigentlich kein Drama … Du hast nur traurig geklungen.“
„Ja, es … ich weiß nicht. Es sind ein paar Dinge passiert und ich bin nicht besonders gut damit klargekommen und … naja. Aber ich glaube, ich werde mir woanders eine Wohnung suchen. Weißt du, das Haus ist zwar schön, aber es passt einfach nicht richtig zu mir. Und ich glaube, ich brauche zwischendurch eine Atempause vom Leben der Kaminskis.“
„Vor allem, wenn du dann mit ihm ausgehst“, antwortet Ryan ruhig.
Dan ist vorübergehend sprachlos. Er wusste, dass Ryan sein Interesse an Jeff bemerkt hatte, aber … „Was? Warum sollte … ich meine …“
„Mann, an unserem ersten Abend in der Bar dachte ich, er würde mir gleich eine reinhauen.“ Ryan lacht kurz. „Und danach hat er sich zurückgehalten, aber trotzdem … es war nicht gerade unauffällig. Und jemand wie er – der kriegt was er will, oder?“
„Warte mal. Nein … Was meinst du mit ‚jemand wie er‘? Ich dachte, du dachtest … Jeff?“ Dan fällt auf, dass er sich nicht gerade verständlich ausdrückt. Vielleicht kann er das hier als Probe für die Unterhaltung am nächsten Abend betrachten. Er braucht offensichtlich noch Übung.
„Jemand wie er: reich, gut aussehend, intelligent, ehrgeizig – jemand der einfach alles hat. Und wenn ich ehrlich bin, so wie ich ihn mit anderen Leuten umgehen
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