Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
sehen habe, scheint er auch ein netter Kerl zu sein.“
„Ja, aber … ich weiß nicht, Mann. Ich meine … keine Ahnung. Es ist schwierig.“
„Ja, das glaube ich gerne. Er ist schon seit Jahren mit Stevens zusammen, oder?“
„Warte mal – woher weißt du das alles?“
„Kumpel, niemand in der Gegend sorgt für mehr Gesprächsstoff. Er hat alles und ist unverheiratet. Und treibt’s mit Männern und Frauen, und zwar mit vielen. Mein Gott, es ist eine kleine Stadt … da gibt es Leute, die dir sagen könnten, was er zum Frühstück isst.“ Ryan scheint sich über das Szenario zu amüsieren, aber Dan glaubt nicht, dass er denselben Optimismus aufbringen kann.
„Scheiße.“ Dan hatte wirklich nicht in Erwägung gezogen, dass andere Leute über seine Lage Bescheid wissen könnten. Es ist ein weiterer Aspekt, der ihm das Ganze unangenehm macht. Die Chris-Puppe fordert ihn auf, es auf die Kontraseite seiner Liste zu schreiben, aber Dan hat noch nicht zugegeben, dass er tatsächlich eine anfertigt. Je weniger die Puppe weiß, desto besser.
Ryan klingt jetzt ein bisschen nachdenklicher: „Heißt das, du denkst also über beide nach? Dafür würde dich die Stadt lieben.“
„Meine Güte. Die Stadt interessiert sich für so was?“
„Also wirklich, Dan – erinnerst du dich nicht an die Mädchen, die sich an deinem ersten Tag im Restaurant auf dich gestürzt haben? Wenn die Stadt Interesse an dir hat, dann doch wohl erst recht an Kaminski. Und Kaminski in einem Dreier? Das interessiert sie hundertprozentig.“
„Oh Gott“, stöhnt Dan und vergräbt sein Gesicht in den Händen. „Das wird ja immer schlimmer.“
Ryans Stimme ist sanft. „Aber was ist mit dir? Vergiss die Stadt und vergiss Kaminski … was willst du ?“
Dan denkt eine Minute lang darüber nach. „Wenn ich das nur wüsste.“
„Also gut, betrachte es mal so … wenn ihr auf einer einsamen Insel gestrandet wärt, nur ihr drei … würde da was laufen?“
Die Vorstellung bringt Dan zum Lächeln. „Gibt es da Gleitgel?“
„Vielleicht Kokosöl oder so was. Sei doch mal kreativ.“
„Okay, kurze Nebenfrage: Hast du überhaupt kein Problem damit? Ich meine, diese Unterhaltung macht mich völlig fertig und für dich scheint das alles in Ordnung zu sein.“ Dan ist nicht ganz sicher, ob er wirklich die Antwort auf seine Frage hören möchte. „Oder … oder ist es nur eingebildet von mir zu denken, dass es dich ein bisschen stören würde?“
Ryan lässt sich mit seiner Antwort einen Moment Zeit. „Als das mit uns angefangen hat, dachte ich, wir würden nur Freunde bleiben. Und dann bin ich abgehauen, bevor viel mehr daraus werden konnte. Ich … ich habe nicht das Recht dazu, Anspruch auf dich zu erheben, verstehst du? Und, ich weiß nicht … ich glaube, ich bin ziemlich gut darin, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe und nicht darüber zu jammern, was ich nicht habe.“
Dan nickt vor sich hin. Das macht den Ryan-Effekt verständlicher. Und hat ihm ein bisschen Zeit verschafft, um über die Frage mit der einsamen Insel nachzudenken.
„Aha, okay. Also, was die einsame Insel angeht: ja klar. Sie sind beide heiß und ich mag sie beide … hey, wenn du auch da wärst, könntest du mitmachen.“
„Danke. Also hältst du dich nur wegen dem zurück, was andere über dich denken könnten? Ich weiß nicht … sollte dir das wirklich so wichtig sein?“
„Naja … vielleicht? Oder … ich weiß nicht, vielleicht ist das Problem gar nicht, was andere denken, sondern was ich denke. Was ich sagen will … Evan ist mein Chef und das … macht es mir schwer. Und auf einer einsamen Insel säßen wir zusammen fest. Niemand könnte sie einfach verlassen und niemand könnte jemand anderen kennenlernen und lieber mögen.“
„Hmm. Ja, so einfach ist das im Leben wohl nicht.“ Ryan klingt ein bisschen selbstzufrieden, als wäre er sich der Tatsache bewusst, dass sein eigenes Leben eigentlich ziemlich unkompliziert verläuft, aber Dan kann es ihm nicht verübeln.
„Ja danke, das hilft mir weiter.“ Dan lächelt. „Na gut, ich sollte mich wohl wieder an die Arbeit machen. Aber hast du eventuell die Nummer deines Vermieters? Vielleicht kann ich mich mal bei ihm melden und fragen, ob er mich ein paar Monate in der Wohnung bleiben lässt, bis ich etwas Dauerhaftes gefunden habe.“
„Äh … nein, eine Nummer habe ich nicht. Er ist so ein verrückter Hippie. Er töpfert und reist von einer Kunsthandwerksausstellung zur nächsten … er
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