Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
oder nicht, aber sie jagen einander und schnattern wie verrückt. In einem Moment der Selbstüberschätzung springt eines von ihnen von einem Ast der Kiefer zum Ast eines kleineren Baumes auf dem Nachbargrundstück und erreicht ihn nur gerade eben. Das kleine Tier hält sich nur noch mit den Krallen einer Pfote fest und Dan spürt, wie Jeff neben ihm die Muskeln anspannt und halb aufsteht. Dann zappelt das Eichhörnchen ein bisschen, schafft es, sich hochzuziehen und schimpft sofort weiter, als wäre sein Freund daran schuld gewesen. Jeff lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück und Dan lässt ein paar Sekunden verstreichen, bis er sich nicht länger zurückhalten kann.
„Rettest du hier viele Eichhörnchen?“, fragt er mit so ernster Miene wie möglich. Jeff antwortet nicht. „Das war nämlich ziemlich knapp. Wolltest du hinrennen und es auffangen? Oder erst nach dem Sturz Erste Hilfe leisten?“ Jeff sagt immer noch nichts und Dan schaut ihn an.
Jeff kämpft darum, ernst zu bleiben. „Ich hätte wohl alles getan, was ich konnte. Alles, was getan werden musste.“
Dan nickt. „Das … das hast du echt schön gesagt, Mann.“ Sie grinsen immer noch ein wenig, als Evan hinter Dans Pick-up parkt.
Die Einfahrt ist nicht besonders breit und Dan spürt kurz Panik in sich aufsteigen, als er denkt, Evan hätte ihn zugeparkt, doch er beruhigt sich schnell wieder, als er sieht, dass Evan weit genug an der Seite steht, dass Dan noch vorbeikommen würde. Trotzdem, so denkt sich Dan, war diese Reaktion nicht gerade ein Zeichen dafür, dass er sich in dieser Situation wohlfühlt.
Evan steigt aus dem Geländewagen, winkt und nimmt sich anschließend die Zeit, sich seiner Anzugjacke und Krawatte zu entledigen und beides auf den Beifahrersitz zu werfen. Dan weiß nicht, was er davon halten soll. Einerseits ist Evan im Anzug sexy, andererseits ist er mit zwei Kleidungsstücken weniger schon ein bisschen näher an nackt, was eigentlich nur gut sein kann.
Evan kommt langsam, schon beinahe zögerlich, auf die Veranda zu und Dan beschleicht ein ungutes Gefühl. Evan hatte zwar gesagt, er wäre am Telefon freundlich zu Jeff gewesen, aber vermutlich sehen sich die zwei zum ersten Mal seit … seit Dans unglücklichem Auftritt. Er nimmt die Füße vom Geländer. Sie haben Evan den Weg zu Jeff versperrt und Dan glaubt, dass er das schon oft genug getan hat. Jeff steht auf und scheint ebenfalls ein wenig zu zögern, doch als sie sich weit genug genähert haben, setzen beide zu einer Umarmung an und Dan kann sehen, wie Evan die Augen schließt, als er sein Gesicht in Jeffs Halsbeuge schmiegt. Dan fühlt sich furchtbar. Heute Abend geht es um wichtigere Dinge als nur die Frage ob er flachgelegt wird.
Die Umarmung dauert nicht lange, doch als sie sich voneinander lösen, lächeln beide. Evan schaut Dan an. „Hey, du.“ Er wirkt ein bisschen verlegen, aber Dan lächelt ihm einfach zu.
Jeff räuspert sich. „Äh, ich habe einiges in der Küche zu erledigen. Wollt ihr nach hinten auf die Terrasse umziehen, oder …?“
„Wir können dir Gesellschaft leisten, Mann“, antwortet Evan und Dan nickt. Ihm fällt auf, dass die Stühle auf der Veranda dieselben sind, die beim letzten Mal hinten auf der Terrasse standen und er kann sich nicht daran erinnern, hier vorn welche gesehen zu haben. Er fragt sich, ob Jeff absichtlich hier gewartet hatte, damit er nicht mit Dan allein im Haus sein musste, bevor Evan als Anstandswauwau dazukam. Er fragt sich auch, ob Jeff damit sich selbst oder Evan beruhigen wollte. Vielleicht sie beide.
„Aber, ähm … ich muss erst noch was mit Dan besprechen.“ Evan wedelt mit den Blättern in seiner Hand in Jeffs Richtung. „Nur was Geschäftliches. Können wir hier draußen bleiben?“
Jeff nickt und Dan ist verwirrt. Bis jetzt hatte sich Evan nicht sehr für den geschäftlichen Aspekt der Pferde interessiert … also was ist jetzt so wichtig, dass sie gleich darüber reden müssen? Er wirft Jeff einen fragenden Blick zu, doch der zuckt nur die Schultern und verschwindet im Haus. Evan kommt zu ihm, setzt sich auf Jeffs Stuhl und legt die Papiere auf dem Tisch ab.
„Entschuldige das Theater … Ich hatte gehofft, das eher klären zu können, aber … naja, ich habe die Jungs schon darum gebeten, sich zu beeilen, aber wir wollten, dass alles seine Richtigkeit hat. Und ich wollte jetzt mit dir darüber reden, weil es Einfluss auf unser Gespräch nachher haben könnte. Aber ich wollte dir auch klar
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