Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
schweigen sie. Dan ist überrascht, wie schnell San Franciscos üppiges Grün trockenem Buschland weicht, und er fragt Evan danach.
„Ja, durch die Berge und das Meer haben wir hier draußen im Umkreis von hundert Meilen etwa sieben Vegetationszonen.“ Dan sieht ihn verwundert an und Evan lacht. „Ich wollte immer Klimaforscher werden.“
„Und dann hast du’s für das Leben eines milliardenschweren Managers aufgegeben?“
Evan wirkt ein bisschen wehmütig, vielleicht sogar ein bisschen traurig. „Ich hatte nun mal keine wirkliche Wahl.“
Dan erinnert sich an das, was Jeff gesagt hatte: dass das Familienunternehmen nach dem Tod seiner Eltern an Evan übergegangen war. Jetzt wünscht er sich, er wäre der Sache nachgegangen. Die Informationen müssten öffentlich zugänglich sein und wären bestimmt nicht schwer zu finden gewesen. Aber er war zu sehr mit seinem eigenen Schmerz beschäftigt gewesen, um sich mit dem eines anderen zu befassen. Oder wäre es unverschämt gewesen, etwas zu lesen, von dem Evan vielleicht gar nicht wollte, dass er es wusste?
„Das tut mir leid.“ Dan weiß, dass diese Worte unzureichend sind.
Evan reagiert beinahe überrascht: „Oh nein, mach dir deshalb keine Sorgen! Schließlich hätte ich das Geschäft sowieso irgendwann übernommen, so war es eben nur etwas früher, als ich dachte.“
Das war es nicht, was Dan gemeint hatte, aber er belässt es dabei.
Evan isst seine Pommes auf und sucht nach einer Möglichkeit, die Verpackung loszuwerden. Dan nimmt sie ihm wortlos ab und steckt sie in die Tüte mit den anderen Resten. Sie fahren noch ein paar Minuten, und bald beginnt Evan, immer öfter auf Bekanntes hinzudeuten. Sie verlassen den Highway und fahren durch eine kleine Stadt. Evan zeigt Dan ein Restaurant, dass er und Tatiana lieben, und den Baumarkt, der alles führt, was man sich nur wünschen kann, auch wenn er nur ein Viertel so groß ist wie Home Depot, und die Bar, die er und Jeff fast jeden Samstag besuchen, um dort Livemusik zu hören.
Dan weiß, dass Evan versucht, ihn für die Stadt zu begeistern, aber es wirkt nicht so aufdringlich wie noch in Kentucky. Stattdessen wirkt es aufrichtig, als ob Evan diesen Ort liebt und sich wünscht, dass Dan es auch tut.
Als sie gerade dabei sind, die Stadt wieder zu verlassen, klopft Evan Dan auf die Schulter und zeigt auf die Tribünen eines Highschool-Sportplatzes. „Erster Kuss – gleich da drüben.“ Er nickt weise.
„Du warst auf einer öffentlichen Schule?“
„Ich nicht.“ Evan grinst. „Aber sie schon.“
Dan verarbeitet diese neue Information, um sie seiner wachsenden Sammlung hinzuzufügen.
Sie verlassen die Stadt und biegen in eine noch kleinere Straße ein, die sich durch die von wilden Sträuchern und Kiefern bedeckten Gebirgsausläufer windet. Sie gelangen zu einer Art Hochebene und Dan bemerkt, dass das Gelände auf der einen Seite von einem Zaun begrenzt wird. Er ist aus Vinyl, die Art, die wie Holz aussieht, aber stabiler ist und länger hält und Dan fällt auf, dass die Löcher für die Pfähle frisch gegraben wurden. Er möchte noch nicht einmal daran denken, wie viel es gekostet haben muss, diesen Zaun so weit entfernt von jeglichen Ställen oder Gebäuden aufstellen zu lassen. Dan fragt sich, ob das Evans Land ist, oder ob die Kaminskis Nachbarn haben, die genau so reich sind wie sie.
„Also hier fängt unser Grundbesitz an“, erklärt Evan wie als Antwort auf Dans Gedanken. „Hier sind es ungefähr zweihundert Morgen, aber wir haben noch weitere hundert gekauft, die nur an die Ecken angrenzen. Da bauen wir auch die Geländestrecke, aber wir haben beschlossen, besser alles einzuzäunen – wenn ein Pferd entwischt, müssen wir es zwar fangen, aber zumindest müssen wir nicht befürchten, dass es auf die Straße laufen könnte.“ Evan scheint auf Dans Zustimmung zu hoffen.
„Das ist echt super.“ Bei großen Pferdehöfen ist das relativ üblich, obwohl Dan weiß, dass die meisten von ihnen nicht die teuersten Zäune für die gesamte Begrenzung benutzen. „Ich freue mich schon darauf, den Rest zu sehen.“
„Die Jungs haben sich wirklich ins Zeug gelegt. Ende des Monats wird zwar noch nicht alles komplett fertig sein, aber es wird nur noch der letzte Schliff fehlen."
Dan nickt, als Evan von der Straße in eine lange Zufahrt abbiegt. Die Zäune befinden sich jetzt auf beiden Seiten, und links wird ein großer Stall sichtbar. Ein Tor versperrt den Weg dorthin. Evan hält vor der
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