Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
sie herausfinden, welche Tür du als Letztes geöffnet hast. Es sind Orwellsche Methoden und dafür habe ich auch noch bezahlt!“
„Es ist ein ausgezeichnetes Sicherheitssystem, und wenn du an dein Handy gehen würdest, müsste ich dich auch nicht verfolgen.“
Evan blättert durch seine Unterlagen, während Dan seinen Code eingibt, und auf seinem Gesicht zeichnet sich Bedauern ab.
„Darum muss ich mich tatsächlich kümmern … Linda, glaubst du, du könntest Dan ein bisschen herumführen und ihm alles zeigen?“
Sie lächelt. „Es wäre mir ein Vergnügen. Und ich kann Ihnen auch einen Drink anbieten.“ Sie führt Dan den Flur entlang, während Evan durch eine Tür zu ihrer Linken verschwindet.
Es stellt sich heraus, dass das Haus wesentlich größer ist, als es aussieht. Dan vermutet, dass man absichtlich versucht hat, es von außen kleiner wirken zu lassen, indem man Teile nach hinten verlagert, durch Büsche verdeckt oder übereinander angeordnet hat. Drinnen gibt es einen Pool und ein Langschwimmbecken im Fitnessraum, draußen erwartet sie eine riesige Terrasse mit einem weiteren Pool,und hinter der Hausecke kann Dan einen Tennisplatz erkennen. Linda folgt seinem Blick. „Tatiana hat früher jeden Tag gespielt, aber in den letzten ein oder zwei Jahren dreht sich alles um Pferde.“
„Dann arbeiten Sie schon länger für Evan?“
„Oh, ich kenne ihn schon, seit er ein kleiner Junge war. Ich war die Assistentin seines Vaters, der mich direkt nach meinem Universitätsabschluss eingestellt hat. Deshalb kann ich ihn so herumkommandieren. Aber lassen Sie sich nicht täuschen – ich weiß, dass er das Sagen hat, und wenn es um etwas Wichtiges geht, höre ich auf ihn. Er braucht nur eine feste Hand, die ihm hilft, sich zu organisieren.“
Dan lässt seine Gedanken nicht zu lange bei der „festen Hand“ verweilen.
Linda geht mit Dan zum Gästehaus hinüber, lässt ihn den Tür-Code ausprobieren und führt in hinein. Er hatte mit einer Art kleiner Hütte gerechnet, doch es handelt sich um ein normal großes Haus mit einem offenen Wohn- und Essbereich, einer eigenen Küche und drei Schlafzimmern. „Es wird wirklich kaum benutzt. Evans Eltern haben es als eine Art Rückzugsort für Künstler zur Verfügung gestellt, aber Evan hat für Kunst nicht allzu viel übrig, und ich glaube, er bevorzugt auch etwas mehr Privatsphäre, wenn er zu Hause ist.“
Sie kehren zum Haupthaus zurück und Dan wird mit der Haushälterin Tia bekannt gemacht, die schon von Anfang an für die Familie arbeitet. Sie bringt ihnen Getränke, und sie setzen sich draußen an den Pool und warten auf Evan. Dan wirft einen kurzen Blick auf seinen Terminplan.
„Das ist also alles für heute? Mich eingewöhnen?“
„Das ist alles, was ich für Sie geplant habe. Evan muss wirklich einiges aufarbeiten und ich weiß, dass er Ihnen den Hof selbst zeigen möchte, mit Tatiana und Jeff, glaube ich … also, sofern Sie nicht allzu ungeduldig sind, können Sie sich einfach entspannen und die Aussicht genießen.“
„Halte ich Sie von irgendetwas ab? Ich meine, nicht, dass ich mich nicht über die Gesellschaft freue, aber wenn Sie Wichtigeres zu tun haben, komme ich auch allein zurecht.“
Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. „Naja, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sollte ich hineingehen und sehen, ob Evan mich für irgendwelche Recherchearbeiten braucht … aber kann ich Ihnen vorher noch etwas bringen? Ein Buch, oder …“
Hinter ihnen ertönt eine tiefe Stimme. „Schon in Ordnung, Linda, ich werde ihm Gesellschaft leisten.“
Dan dreht sich um, sieht Jeff und spürt ein Kribbeln in seinem Magen. Er dachte, er wäre über das, was er in Kentucky gefühlt hatte, hinweggekommen, aber bei Jeffs Anblick wird ihm klar, dass das ein Irrtum war. Im Sonnenlicht des späten Nachmittags sieht Jeff großartig aus. Dan kann die Wärme seines Lächelns beinahe spüren.
Jeff überquert die Terrasse und lässt sich im Liegestuhl gegenüber von Dan und Linda nieder, die sich elegant erhebt und ins Haus geht.
Jeff betrachtet ihn einen Moment lang, dann lächelt er erneut. „Willkommen in Kalifornien, Dan.“
Kapitel 11
D AN lehnt sich in seinem Stuhl zurück und lässt sich die Sonne auf die geschlossenen Augenlider scheinen. Hier fühlt er sich so geborgen, als wäre er sicher in einen Kokon eingehüllt – nur die Wärme der Sonne, der kühle Drink in seiner Hand, das Plätschern des Wassers gegen den Rand des Pools … und Jeff. Er schlägt
Weitere Kostenlose Bücher