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Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Titel: Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sherwood
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neben Dan hergeht. Evan geht zum Ticketschalter und dann begleitet ihn Jeff durch die Sicherheitsschleuse, während Evan zurückbleibt. Dan versteht es nicht ganz, doch er macht sich nicht allzu viele Gedanken darüber. Er versucht, sich auf Kleinigkeiten zu konzentrieren, sich von den wichtigen Dingen abzulenken, sich von Justin abzulenken. Eine Zeit lang rechnet er, zählt sich durch die Dreierreihe, dann die Viererreihe, bis er den Faden verliert und von vorn beginnen muss. Er weiß, dass es ihn seltsam erscheinen lässt, abwesend, aber wenn er sich nicht ablenkt, wird er wieder zusammenbrechen und das war auf einer einsamen Wiese allein mit Jeff schon schlimm genug. Er kann sich nicht vorstellen, dass man in einem Flughafen voller Menschen Verständnis dafür hätte.
    Der Flug wird aufgerufen und Jeff begleitet Dan. Als sie am Eingang der Fluggastbrücke ankommen, reicht Jeff dem Flugbegleiter zwei Tickets. Dan ist endlich aufmerksam genug, um zu bemerken, dass etwas nicht stimmt.
    „Warte, fliegst du etwa mit mir?“ Jeff lächelt und Dan schüttelt den Kopf.
    „Nein, Mann … es tut mir leid, ich schaff das schon. Ich war nur … es hat mich nur überrascht oder so was. Ich kann mich zusammenreißen, keine Sorge.“
    Jeff legt die Hand in Dans Nacken und schüttelt ihn sanft. „Ich mache mir keine Sorgen, Kleiner. Ich muss sowieso ein paar Angelegenheiten in Kentucky regeln, also kann ich das genauso gut jetzt machen.“
    „Angelegenheiten? Seit wann musst du Angelegenheiten in Kentucky regeln?“ Dans Verstand ist immer noch ein bisschen getrübt, aber er kann sich nicht daran erinnern, dass Jeff das schon einmal erwähnt hätte.
    Jeff lächelt. „Willst du da wirklich ausgerechnet jetzt darüber reden?“ Sie gehen die Brücke hinunter und werden dann nach links zu ihren Plätzen geführt. Jeff wartet, um Dan den Vortritt zu lassen und nimmt dann den Platz am Gang. Dan fühlt sich beschützt.
    Dan verbringt den größten Teil des Fluges damit, aus dem Fenster zu starren, die Wolken zu betrachten und im Stillen zu rechnen. Alle anderen Gedanken führen unweigerlich zu Justin zurück. An Pferde zu denken, ist aus offensichtlichen Gründen unmöglich, aber Dan kann auch nicht an Filme denken, ohne sich an die zu erinnern, die er mit Justin gesehen hat, an Musik, ohne dass ihm Justins Lieblingslied einfällt, oder an Politik, ohne dass er sich daran erinnert, wie viel Leidenschaft Justin den für ihn wichtigen Themen entgegengebracht hat. Soweit Dan sich erinnern kann, haben sie sich nie gemeinsam mit Mathematik beschäftigt. Er ist bei der Siebzehnerreihe angekommen, als sie zum Anlegen der Sicherheitsgurte aufgefordert werden. Die vielen Kleinigkeiten um das Landen und das Verlassen des Flugzeugs herum helfen Dan dabei, es bis in den Flughafen zu schaffen. Doch als sich die Sicherheitstür zum Ankunftsbereich öffnet und er einen finster dreinblickenden Chris dort warten sieht, bleibt er stehen, dreht sich um und geht in die Richtung zurück, aus der sie gekommen sind.
    Jeff lässt ihn ein paar Schritte machen, dann greift er nach Dans Arm und führt ihn aus dem Weg der anderen Reisenden. Jeff sieht ihn besorgt an und Dan bringt heraus: „Gib mir einen Moment, nur einen Moment.“ Der Flug war wie eine kurze Atempause von der Realität gewesen. Er hatte nie mit Justin in einem Flugzeug gesessen, also konnte er, solange er sich vom Nachdenken abhielt, so tun, als wäre Justin noch am Leben und erwarte ihn nach der Landung. Doch Dan weiß, dass ihm, sobald er durch diese Tür geht, sobald er Chris‘ Schmerz sieht, keine Möglichkeit mehr bleibt, sich der Realität noch länger zu verschließen.
    Jeff wartet geduldig und lässt Dan ein paar Mal tief durchatmen, dann geht er mit einer Hand in Dans Rücken hinter ihm her. Dan kommt es vor, als werde er gelenkt, aber auf angenehme Art und Weise. Diesmal schafft er es durch die Tür, und Chris sieht sie und wartet darauf, dass sie näherkommen.
    „Hey, Danny.“ Chris‘ Stimme ist schwach und krächzend. Dan nickt ihm zu und Chris reicht Jeff die Hand. „Hallo Jeff, danke, dass du mitgeflogen bist.“
    Jeff nickt und mustert Dan. „Kann ich dich mit Chris alleine lassen, Kleiner?“ Dans Blick ist verständnislos. Wofür allein lassen? Jeff versucht es noch einmal: „Chris wird dich zu deiner Wohnung fahren, okay?“
    Dan starrt ihn an. Die Wohnung, in der er mit Justin gelebt hat? Sie glauben wirklich, dort möchte er hin? Er setzt sich in Bewegung

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