Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Beerdigung einen Kater haben?“
Dan kann sich nicht vorstellen, dass es die Sache schlimmer machen würde. „Eigentlich hatte ich gehofft, dabei auch betrunken zu sein.“
„Verdammt“, sagt Chris leichthin. „Ich hätte mehr als eine Flasche kaufen sollen.“
Dan lässt einen tiefen, zittrigen Atemzug entweichen. „Das passiert alles wirklich, oder?“
Einen Moment lang herrscht Stille, dann leert Chris sein Glas. „Ja. Ja, das passiert wirklich.“
Sie sitzen noch eine Weile schweigend da, bis Dan schließlich nach der Flasche greift und beide Gläser auffüllt. „Okay, was muss ich sonst noch wissen?“
Dan besucht die Archers an diesem Nachmittag nicht mehr. Er wäre nicht mehr unbedingt abgeneigt, aber als er die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas betrachtet und ihm klar wird, dass er nach diesem Glas zu betrunken sein wird, um sich einer trauernden Familie aufzudrängen … da trinkt er das Glas leer. Und dann noch ein paar mehr. Chris beherrscht sich etwas besser. Als Dan so langsam die Augen zufallen, bringt Chris ihn ins Bett. Dan versucht, sich zu widersetzen, weist Chris darauf hin, dass es erst Nachmittag ist und erinnert ihn daran, dass er doch Tante Debbies Makkaroni essen sollte, aber Chris schubst ihn aufs Bett und Dan beschließt, dort zu bleiben. Es ist warm und gemütlich.
Als er aufwacht, hört er die Geräusche der Pferde, die in den Stall gebracht und gefüttert werden. Vor seinem Fenster geht die Sonne unter. Er hat keinen Kater, also vermutet er, dass er immer noch betrunken ist, aber um ganz sicher zu gehen, gießt er sich noch ein Glas ein. Er überlegt kurz, ob das mit dem Alkohol zu einem Problem werden könnte, beschließt aber dann, dass es zumindest für die nächsten paar Tage erlaubt ist. Für die nächsten paar Tage ist alles erlaubt, was ihn davon abhält, laut loszuschreien.
Er steht auf, geht in die Küche und holt die Auflaufform heraus, an der ein Klebezettel haftet: Ofen, 180°, eine Stunde . Das wird er wohl schaffen.
Während er wartet, geht er in der Wohnung auf und ab. Chris hatte gesagt, das Bestattungsinstitut wäre auf der Suche nach Fotos und Andenken für den Raum, in dem Justin aufgebahrt sein wird, und so hatten sie die Kisten danach durchwühlt. Nicht, dass Dan besonders viele Andenken gehabt hätte. . Um die Dokumentation seiner sportlichen Laufbahn hatten sich Justins Eltern gekümmert, und für Fotos hatte Dan noch nie viel übrig gehabt. Als Dan vom Verkauf des Hofs gehört hatte und ausgezogen war, hatte er Justins Sachen zusammen mit seinen gepackt, also hatten er und Chris auf der Suche danach fast Dans gesamten Besitz durchwühlt. Er ist immer noch im ganzen Wohnzimmer verteilt und Dan denkt darüber nach, alles aufzuheben. Stattdessen hebt er sein Telefon ans Ohr. Und nimmt es dann wieder herunter. Er fühlt eine seltsame Mischung aus Trunkenheit und Hyperaktivität, die ihn irgendwie verrückt macht.
Er möchte Jeff anrufen, aber so langsam fühlt er sich dabei ganz schön unwohl. Er möchte Jeffs Mitleid nicht und möchte nicht jämmerlich wirken. Außerdem fühlt er sich ein wenig schuldig. Er denkt jetzt zwar nicht mehr ernsthaft an Sex, aber er kann nicht abstreiten, dass er sich von dem Mann angezogen fühlt, und es kommt ihm falsch vor, so kurz nach Justins Tod mit ihm reden zu wollen. Und durch den Alkoholnebel wirkt das Ganze abwechselnd viel einfacher und viel komplizierter.
In einem der Augenblicke, als alles einfach erscheint, nimmt er das Handy, sucht die Nummer des Hotels und drückt auf „Wählen“. Er beschließt, dass das Schicksal entscheiden soll. Wenn Jeff da ist, wird er mit ihm sprechen, aber wenn er nicht abnimmt, wird er keine Nachricht hinterlassen.
Jeff hebt beim zweiten Klingeln ab und Dan hätte beinahe wieder aufgelegt. Als Jeff zum zweiten Mal „Hallo?“ sagt, reißt Dan sich schließlich zusammen.
„Hey, Jeff, sorry. Hier ist Dan.“
„Hi, Kleiner. Wie geht’s dir?“
„Ganz okay. Wieder ein bisschen betrunken, aber ich glaube, das ist gut … oder zumindest nicht schlecht.“ Dan traut sich einfach: „Magst du Makkaroni mit Käse?“
Der Themenwechsel bringt Jeff nicht aus der Ruhe: „Selbst gemacht schon, aber nicht als Fertiggericht.“
Klar, das hätte Dan vorhersehen können. „Ich habe gerade welche im Ofen. Sie sollen wirklich gut sein. Hast du schon zu Abend gegessen?“
„Nein, noch nicht.“
„Es ist schon fast neun. Warum hast du noch nicht gegessen?“ Wie du mir,
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