Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
so ich dir, denkt sich Dan – wenn Jeff sich in die Planung seiner Mahlzeiten einmischt, kann er sich auch in Jeffs einmischen.
„Ich hatte ein spätes Mittagessen.“ Dan hört, wie sich ein Lächeln in seine Stimme schleicht. „Und ich habe heute Nachmittag mit Chris gesprochen und er meinte, du hättest Tante Debbies Käsemakkaroni, also habe ich auf eine Einladung gewartet.“
Dan zieht kurz in Erwägung, sich zu ärgern. Ist er wirklich so berechenbar? Und warum reden Chris und Jeff ständig miteinander? Artet das langsam in eine Verschwörung aus? Aber das ist ihm alles zu kompliziert und Dan fehlt die Energie, sich damit zu befassen.
Jeff bemerkt die lange Pause. „Dan? Alles in Ordnung?“
„Ich habe nur darüber nachgedacht, ob ich alles aufessen kann, bevor du hier bist. Es ist zwar ziemlich viel, aber ich glaube, es wäre möglich.“
„Ich bin schon unterwegs. Soll ich noch was mitbringen?“
„Wenn du irgendetwas außer Wild Turkey oder Milch trinken willst …“
„Okay, bis in zwanzig Minuten.“
Dan überlegt, ob er duschen soll, und könnte sich treten. Putzt er sich etwa für ein Date heraus? Er beginnt den ganzen Mist im Wohnzimmer aufzuräumen, denn das fällt nicht unter Herausputzen, sondern ist einfach eine Frage der Höflichkeit. Allerdings wird er kurz abgelenkt, als er über das Buch Conditioning the Equine Athlete stolpert. Er und Justin hatten es gleichzeitig gelesen und sich ein paarmal darum gestritten. Doch dann hatten sie angefangen, einander Bemerkungen an den Rand zu schreiben, und daraus war ein Spiel geworden. Es hatte ganz unschuldig begonnen, indem Dan etwas hervorgehoben hatte, dass sie beim Training ausprobieren könnten, aber mit der Zeit waren die Anmerkungen immer zweideutiger geworden und bestanden aus Vorschlägen von beiden, was sie doch mal im Bett oder unter der Dusche oder an der Wand in der Küche ausprobieren könnten … Dan ist froh, dass ihm das Buch jetzt in die Hände gefallen ist, bevor er es an jemanden verleihen konnte. Vor seinem inneren Auge blitzt kurz Tatiana auf, wie sie das Buch liest und Dan erschauert. Er möchte es nicht wegwerfen, aber er muss einen besseren Aufbewahrungsort dafür finden. Er denkt kurz darüber nach, es dem Bestattungsinstitut für die Aufbahrung zu überlassen.
Es klopft an der Tür, die wie immer nur angelehnt ist, und Jeff betritt die Wohnung. Er sieht Dan von Krempel umgeben auf dem Boden sitzen und geht zu ihm. „Und? Ist noch was da?“
Dan grinst. „Meine Drohungen waren vielleicht ein bisschen übertrieben. Es ist noch im Ofen.“
Jeff zieht eine Augenbraue hoch. „Ich meinte den Bourbon.“ Danmach Anstalten, aufzustehen, aber Jeff bremst ihn. „Keine Sorge, ich hol ihn mir schon. Wo finde ich Gläser?“ Er geht in die Küche und findet mit Hilfe von Dans Anweisungen Gläser und die Flasche auf dem Küchentisch. Jeff gießt sich etwas ein und bringt die Flasche mit, um Dans Glas aufzufüllen.
Er setzt sich auf die Couch, an die Dan sich lehnt, und Dan kommt der Gedanke, dass er nur ein Stückchen näher rücken bräuchte, um mit der Schulter Jeffs Bein zu berühren. Aber er tut es nicht. Jeffs Blick fällt auf das Buch in Dans Hand und dann auf die über das Zimmer verteilten Stapel von Sachen. „Räumst du auf?“, fragt er sanft.
„Wir haben nach Sachen gesucht. Für die Totenwache. Warst du schon mal bei einer?“
Jeff wirkt überrascht. „Ja, schon. Du nicht?“ Dan schüttelt den Kopf und Jeff runzelt die Stirn. „Du stehst morgen in der Empfangsreihe?“
„Sieht so aus. Es klingt irgendwie komisch. Ich stehe da und Leute laufen vorbei und sagen nette Dinge über Justin?“
Jeff grinst, dann rutscht er von der Couch herunter und setzt sich zu Dan auf den Boden. Ihre Schultern berühren sich jetzt eindeutig. Dan achtet darauf, dass er den Druck weder verstärkt noch verringert und sitzt deshalb beinahe bewegungslos. „So in etwa. Normalerweise kennen die Gäste einige Leute in der Reihe besser als andere, also heben sie sich das Beste für diejenigen auf, die sie kennen. Würde ich dich zum Beispiel nicht kennen, würde ich zu dir hingehen, deine Hand schütteln und sagen: ‚Ich bin Jeff Stevens. Ich habe geschäftlich mit Justins Eltern zu tun. Mein herzliches Beileid.‘ Und dann würdest du sagen …“ Jeff zieht erwartungsvoll eine Augenbraue hoch.
„Ich bin Dan? Justin und ich waren … Gott, muss ich der Sache wirklich einen Namen geben? Wie ‚ein Paar‘ oder
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