Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Gesicht mit Schlamm bespritzt wurde, hat er die ganze Zeit gelächelt.“ Sie verstummt und wirkt hin- und hergerissen zwischen der Verlegenheit darüber, so etwas gesagt zu haben und der Freude, die ihr diese Erinnerung bereitet. „Es sah einfach aus, als würde er das tun, wozu er bestimmt war.“
Dan kann es nicht glauben. Er hat fast vier Stunden von diesem Mist durchgehalten, ohne seine Würde zu verlieren und jetzt wird er wegen einer Fünfzehnjährigen zusammenbrechen? Er holt tief und zittrig Atem. Ihm stehen Tränen in den Augen, aber sie laufen ihm noch nicht über das Gesicht. Wenn sie jetzt weitergeht, hält er vielleicht durch.
Sie ist bereits dabei, sich von ihm zu entfernen, als sie sich noch einmal zu ihm umdreht und sagt: „Du kannst dich so glücklich schätzen, ihn gekannt zu haben“, und Dan hat verloren. Im Moment weint er nur, aber er spürt, wie die Schluchzer sich anbahnen und er weiß, dass er da raus muss. Karl sieht besorgt aus und führt Tatiana zur Seite, und Dan verlässt den Raum. Es warten nur noch wenige Leute, aber das ist ihm jetzt sowieso egal. Er tastet sich bis nach hinten in den Flur vor, doch das ist nicht weit genug weg, also geht er weiter, bis er durch eine Hintertür ins Freie gelangt. Als er draußen angekommen ist, wirft er sich gegen die Außenwand des Gebäudes, hebt eine Faust über den Kopf und schlägt sie gegen die Ziegelmauer, während sein Körper von Schluchzern geschüttelt wird. Justin ist nicht mehr da. Es war Glück, dass er ihn kennen durfte, dass er ihn lieben durfte und unglaubliches Glück, dass seine Liebe erwidert wurde, doch jetzt ist all das vorbei und Dan ist allein und er weiß nicht, wie er das ertragen soll. .
Er weint so heftig, dass seine ganze Brust schmerzt. Er möchte aufhören, aber kann es nicht. Justin ist nicht mehr da; sein Lächeln ist nicht mehr da; sein Lachen ist nicht mehr da; das dumme kleine Grinsen, das Dan so genervt hat, ist nicht mehr da. Er drischt noch einmal auf die Wand ein und hört sich ein eigenartiges Geräusch machen, eine Art jammerndes Knurren. Justin wird ihn nie wieder küssen, nie wieder mit diesem schelmischen Blick Dans Bauch entlang streicheln, ihn nie wieder berühren und er weiß einfach nicht, wie er sich damit abfinden soll. Er schnappt schluchzend nach Luft und seine Beine wollen ihn nicht mehr tragen, aber es ist ihm egal und er lässt sich einfach seitwärts an der Wand hinabrutschen. Er kommt allerdings nicht weit, bevor kräftige Hände ihn an den Armen packen und ihn vorsichtig hochheben. Dan kämpft beinahe gegen sie an, möchte lieber zu Boden fallen, dort im Selbstmitleid zerfließen und warten, bis irgendwann sein Herz explodiert und ihn tötet, damit er bei Justin sein kann, doch er ist zu müde. Stattdessen sackt er einfach in sich zusammen. Der Schmerz ist noch da und die Schluchzer lassen nicht nach, doch er spürt einen warmen Körper auf jeder Seite. Zwei Männer, die sich seine Arme um die Schultern legen, ihn auf eine Fensterbank hieven und sich dann schnell rechts und links neben ihn setzen um ihn aufrecht zu halten.
Dan beugt sich vornüber, stützt die Ellbogen auf die Knie und die Stirn auf seine Arme und weint weiter. Eine Hand streichelt ihm beruhigend den Rücken, und dann hört er Schritte knirschen und etwas Kühles und Feuchtes legt sich in seinen Nacken. Ein paar Mal denkt er, er hat sich ausgeweint und atmet tief durch, doch dann bahnen sich weitere Schluchzer an und es geht wieder los.
Irgendwann ist es vorbei. Er fühlt sich erschöpft, aber hat sich wieder in der Gewalt. Ihm wird etwas in die Hand gedrückt und er hört Jeffs Stimme sagen: „Okay, Kleiner, trink einen Schluck.“ Er sitzt immer noch vornübergebeugt, aber richtet sich jetzt gehorsam auf und führt die Flasche an den Mund. Er verschluckt sich, als die kühle Flüssigkeit über seine Zunge läuft.
Chris ist auch da und lacht leise. „Er hat wohl Bourbon erwartet.“
Jeffs Hand hört auf, Dan den Rücken zu streicheln und klopft stattdessen vorsichtig. „Vielleicht solltest du damit mal eine Pause einlegen. Du kannst die Dinge nicht ewig verdrängen.“ Er führt die Hand mit der Flasche wieder an Dans Mund und dieser nimmt gehorsam einen zweiten Schluck. Jetzt, wo er weiß, was er zu erwarten hat, ist das Wasser angenehm. Er greift mit einer Hand nach dem Taschentuch, das jemand nass gemacht und in seinen Nacken gelegt hat, und wischt sich damit das Gesicht sauber. Es ist zwar nicht mehr kühl,
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