Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
aber es ist besser als nichts. Als er fertig ist, hält er es einfach fest, doch Jeff nimmt es ihm mit der Flasche zusammen sanft aus der Hand, gießt etwas Wasser darauf, wringt es aus und gibt es ihm zurück. Diesmal ist es kühl auf seinem Gesicht und er könnte vor Dankbarkeit fast wieder weinen.
Eine Zeit lang sitzen die drei so da, bis Dan sich schließlich etwas besser fühlt und sich aufrichtet, auch wenn Jeffs Arm um seine Schultern gelegt bleibt und Chris‘ Anwesenheit auf der anderen Seite ihm weiterhin Halt gibt. Noch ein bisschen später hat Dan sich wieder soweit gefangen, um verlegen zu sein.
„Scheiße Leute, es tut mir leid …“, fängt er an, aber kommt nicht weit.
„Halt den Mund, Danny.“
„Ja, aber …“
„Danny, ernsthaft, ich will es nicht hören.“ Chris‘ Stimme ist fest, aber er hat Tränen in den Augen. „Justin war mein bester Freund, und ihr zwei wart ein großartiges Paar. Ein kleiner Zusammenbruch von dir ist ja wohl das Mindeste , was sein Andenken verdient.“
Von dieser Seite hatte Dan die Dinge noch nicht betrachtet. Aber dann hätte er trotzdem nicht Jeff mit hineinziehen dürfen. Er wendet sich Jeff zu und öffnet den Mund, um sich zu entschuldigen, aber der hebt eine Hand, um abzuwinken. „Ich betrachte die Makkaroni als angemessene Entschädigung für meine Rolle hierbei.“ Er lächelt und fährt mit einer Hand über Dans Schulter, greift ihn dann im Nacken und schüttelt ihn leicht.
Dan bringt ein Lächeln und ein Nicken zustande. Offenbar hat er seine Fassung gerade rechtzeitig wiedergewonnen, denn der Bestatter steckt seinen Kopf aus der Hintertür und macht den Eindruck, als wolle er etwas sagen. Chris geht hinüber und unterhält sich leise mit ihm, dann kommt er zurück und hockt sich neben Dan.
„Danny, sie wollen für heute schließen und den Sarg wegbringen. Wenn du ihn sehen willst, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt.“ Dan schaut ihn unsicher an und Chris sagt: „Aber es muss nicht jetzt sein. Es gibt einen Zeitplan, aber wenn du noch nicht so weit bist, können wir alles so ändern, wie es nötig ist.“
Dan denkt darüber nach. Er ist müde, aber er fühlt sich auch irgendwie gereinigt, als hätte das Weinen etwas von dem Mist davongespült, der seinen Gefühlen im Weg gestanden hatte. Eigentlich hält er es für einen guten Zeitpunkt, um sich zu verabschieden. Er steht auf und versucht, seinen Anzug zu richten. „Nein, ich bin in Ordnung. Ich sollte es jetzt machen.“
Chris und Jeff scheinen ein bisschen zu zweifeln, doch er steht auf und sie folgen ihm zur Tür. Er geht den Flur entlang und bleibt vor dem Eingang des Raums mit Justins Sarg stehen. Jeff und Chris warten hinter ihm und der Bestatter kommt auf ihn zu. „Mr. undMrs. Archer sind schon gegangen, also lassen Sie sich ruhig Zeit.“
Dan nickt und betritt den Raum. Er hört, wie die Türen sich leise hinter ihm schließen.
Er sieht sich um. Dies ist der Raum, in dem ein Großteil der Andenken ausgestellt sind. Es gibt Fotos von Justin in unterschiedlichem Alter auf verschiedenen Pferden, und Dan berührt mit dem Finger ein Foto von Justin, auf dem er Willow auf dem Dressurplatz des Stalls reitet. Tatiana hatte recht: Selbst während des normalen Trainings sah Justin glücklich aus. Er sah aus, als würde er tun, wozu er bestimmt war. Dan sieht sich einige andere Fotos an und ist überrascht davon, auf wie vielen er abgebildet ist. Darunter ist eines, das er noch nie gesehen hat, auch wenn er sich an den Tag erinnern kann. Sie hatten mit den Fosters das Sommerhaus eines Bekannten besucht. Chris war zum Arbeiten zurück in die Stadt gefahren, aber Dan und Justin waren dort geblieben und den ganzen Tag geschwommen und Boot gefahren. Das Foto ist bei Sonnenuntergang aufgenommen. Dan sitzt, halb von einem riesigen angespülten Baumstamm gestützt, am Seeufer, und Justin lehnt an seiner Brust. Dans eine Hand spielt mit Justins Haar, während die Finger der anderen mit Justins verflochten sind. Beide sitzen dem Sonnenuntergang zugewandt und ihre Gesichter leuchten in seinem Licht. Justin schaut auf den See hinaus, doch Dan schaut auf Justin hinab und die Liebe in seinem Blick ist deutlich zu erkennen. Dan fragt sich, von wem das Foto stammt und warum derjenige ihm nie einen Abzug hat zukommen lassen.Er fragt sich außerdem, warum Justins Eltern möchten, dass er sich als „einen Freund“ bezeichnet, aber gleichzeitig Fotos ausstellen, die so deutlich zeigen, wie viel mehr er
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