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Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Titel: Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sherwood
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war.
    Doch das lenkt alles nur von dem Hauptgrund für sein Hiersein ab. Dans Blick landet auf dem Sarg in der Ecke. Er weiß, dass er es schnell hinter sich bringen muss. Sein Weinkrampf hat ihn zwar für eine Weile gereinigt, aber er kann spüren, wie die Gefühle schon wieder in ihm aufsteigen, und für Justin möchte er so rein sein, wie es nur geht. Er atmet tief durch und durchquert den Raum.
    Als er sich über den Sarg beugt, verschlägt es ihm kurz den Atem. Justin sieht lebendiger aus als während des ganzen letzten Jahres,lebendig genug, dass Dan für einen winzigen, absurden Moment hofft, dass sein Wunsch wahr geworden ist. Doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass dir Lebendigkeit nur eine oberflächliche Illusion ist, erzeugt durch kunstfertig aufgetragenes Make-up Justin ist nicht mehr da. Dan würde Justin gerne berühren, entscheidet sich aber dagegen. In der Klinik hatte er Justin ständig berührt und auf eine Reaktion gehofft, aber nie eine bekommen. Damals war seine Haut wenigstens noch warm gewesen. Dan möchte nicht, dass seine letzte körperliche Berührung mit diesem dynamischen, heißblütigen Mann durch die Erinnerung an Grabeskälte und das wächserne Gefühl von Einbalsamierung überschattet wird. . Er wirft einen letzten Blick auf Justins Körper und wendet sich ab. Davon muss er sich nicht verabschieden. Das ist nicht Justin.
    Aber er verlässt den Raum nicht, sondern geht zurück zu dem Foto vom See und berührt stattdessen dieses. Er findet keine Worte, doch er spürt die viele Liebe in seinem Herzen und versucht, sie durch seine Fingerspitzen hinauszusenden, sie durch das Foto dorthin zu schicken, wo auch immer Justin jetzt sein mag. Er hat wieder angefangen zu weinen, aber er weiß, dass es in Ordnung ist, weiß, dass er nicht die Kontrolle über sich verlieren wird. Und er lächelt auch ein bisschen, als er an diesen Tag zurückdenkt und an all die anderen schönen Tage, die sie miteinander verbracht haben. Es hätten mehr sein sollen, aber er ist dankbar für die, die er hatte. Er weiß jetzt auch die Antwort auf die Frage, die er sich am Vorabend an Montys Box gestellt hatte. Ja, es ist es wert. Der Schmerz der Trauer ist schrecklich und hart zu ertragen, aber für das Glück der Liebe lohnt er sich. Dan wird es nie bereuen, Justin gekannt und geliebt zu haben, auch wenn ihm diese Liebe viel zu früh genommen wurde.
    Er wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und sammelt sich einen Augenblick lang. Dann nimmt er das Foto in seinem billigen Holzrahmen von seinem Platz und geht zur Tür. Er schiebt eine Seite auf, geht hinaus und ist nicht überrascht, als er dort Chris und Jeff warten sieht. Sie mustern ihn, und er bringt ein Lächeln zustande.
    Jeff nähert sich ihm. „Alles klar, Kleiner?“
    Dan wendet sich ihm leicht lächelnd zu. „Du musst dir einen neuen Spitznamen ausdenken.“ Jeff schaut ihn verständnislos an und Dans Lächeln wird breiter. „Evan ist ‚Kleiner‘. Für mich kannst du etwas anderes finden, und bis dahin kannst du mich Dan nennen.“ Dann dreht er sich zu Chris um. „Ich weiß nicht, wem das gehört“ – er hält das Foto hoch – „aber ich behalte es.“ Chris nickt mit einem schiefen Lächeln. Dan schaut durch die gläserne Vordertür nach draußen. „Es ist fast Vollmond, viel Licht – habt ihr zwei Lust, reiten zu gehen?“
    Jeff mustert ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
    Dans Lächeln ist ein bisschen unsicher, aber gibt nicht nach. „Nö, ich bin total fertig. Aber ich glaube nicht, dass ein kleiner Ausritt es schlimmer machen wird.“ Er schaut Chris an. „Bist du dabei?“ Chris nickt schweigend und wirkt amüsiert und Dans Blick kehrt zu Jeff zurück. „In deinem Alter brauchst du vielleicht deinen Schlaf, aber wir verstehen das. Ich bin sicher, dass es Chris und mir in zehn, fünfzehn Jahren genauso geht. Kein Problem.“
    Jeffs Grinsen wird breiter. „Du kannst so mit mir reden, aber ich darf dich nicht ‚Kleiner‘ nennen? Okay, Dan . Los geht’s. Gehen wir reiten.“
    Sie treten auf den Parkplatz hinaus und Jeff holt seine Reisetasche aus seinem Mietwagen, bevor sich alle drei in Chris‘ Pick-up quetschen. Der Mond scheint hell, die Luft ist warm und sie fahren mit offenen Fenstern. Es ist nicht perfekt, aber es ist gut, und das genügt Dan für den Augenblick.

Kapitel 16

    J EFF wirkt leicht überrascht, als Chris am Hof angekommen nicht den Motor abstellt. Dan klettert

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