Sturms Flug
Bewegung, Asad warf einen hastigen Blick in Richtung des Alukoffers, der im Durchgang zum Cockpit stand und den Mara erst in diesem Moment entdeckte.
Der Arm mit dem Messer schoss nach vorn.
Asad war schneller. Die Maschinenpistole in seinen Händen brüllte zweimal kurz hintereinander, hustete Feuer und Blei.
Die Stewardess stieß einen spitzen Schrei aus. Auch weiter hinten im Flugzeug machte sich das Entsetzen lautstark Luft.
Der Fackelträger riss ungläubig die Augen auf, als die Geschosse seine Brust zerfetzten. Das Messer polterte zu Boden, die Hand mit der unverändert brennenden Magnesiumfackel presste sich auf die Wunde. Im fahlen Licht sah seine schwarze Haut plötzlich unnatürlich bleich aus. Dann brach sein Blick.
Asad drückte abermals ab, diesmal aus schierem Jähzorn. Die MP i spuckte eine ganze Salve aus, der Fackelträger, der mit dem Rücken zum Ausstieg stand, wurde regelrecht die Gangway hinuntergepustet.
Mara starrte ihm hinterher und hielt die Luft an.
Eine Sekunde lang herrschte Stille.
Der weiße Fackelschein erlosch, fiel in sich zusammen, ließ bodenlose Dunkelheit zurück. Für einen Moment ersoff alles um sie herum in einer Schwärze, die so endgültig war, dass sie die Hand nicht vor Augen sehen konnte.
Dann hörte sie ein tiefes, ungemein bösartiges Fauchen, und im nächsten Moment wurde das verschwundene weiße Licht durch orangefarbenes ersetzt.
Die Flammen schlugen in den Himmel, als die Benzinkanister explodierten.
Kapitel 45
Ein heißer Luftschwall wehte herein und weckte in Mara die Vorstellung einer Backofentür, die kurz geöffnet wurde, um einen Blick auf den Braten zu werfen, der in der Röhre schmorte. Die Hitze wehte ihr mitten ins Gesicht, sodass sie den Eindruck hatte, jemand ziehe ihr die Haut ab. Doch dann schlug dieser Jemand die Backofentür wieder zu, und die Hitze verschwand ebenso schnell, wie sie gekommen war. Zurück blieben der bestialische Gestank von brennendem Benzin sowie dünner Rauch, der ein Kratzen im Hals verursachte.
Sie hoffte, nein, betete, dass sich Bernd und die Punkerin rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten. Bitte, lieber Gott , schoss es ihr in den Sinn, mach, dass die Flammen nicht auf das Flugzeug übergreifen! Dann tat sie den Gedanken als unwahrscheinlich ab, da der Flugzeugrumpf aus Metall bestand. Doch was, wenn sich die mittlerweile gefüllten Kerosintanks zu stark erhitzten?
Asad nahm derweil den Kerl mit den Sandalen aufs Korn, der sich anschickte, eine Pistole gegen ihn zu richten, da es ihm offenbar nicht gefiel, was aus dem Fackelträger geworden war.
Sie jubelte innerlich. Wenn sich die Verbrecher gegenseitig umbrachten, war das umso besser für alle anderen.
Die Maschinenpistole ratterte, doch der Schwarze mit der Pistole sprang aus der Schusslinie, wobei er dummerweise genau auf Mara landete.
Sie ächzte.
Eine Kugelgarbe fetzte in den Boden, ein herumfliegender Splitter riss ihr die Wange auf, während Teppichfasern in ihren Mund gerieten.
Beide versuchten sich in Sicherheit zu bringen, indem sie zwischen die Sitzreihen krochen, doch dabei kamen sie sich gegenseitig ins Gehege und behinderten einander.
Die Rückenlehnen zitterten im Kugelhagel. Eine heiße Patronenhülse landete im Ausschnitt ihres Badeanzugs, und im ersten Moment fühlte es sich an, als würde man ihr eine glühende Zigarette auf der Haut ausdrücken.
Die Stewardess schrie ununterbrochen. Dann schrie auch der Sandalenträger, als ein Projektil geradewegs über seine Schädelplatte schrammte und dort einen blutigen Striemen hinterließ.
Asad machte zwei, drei Schritte, dann stand er genau vor den Flüchtigen und richtete die Mündung der MP i auf sie.
Doch sein diabolisches Grinsen gefror, als der Schlagbolzen der Waffe auf ein leeres Patronenlager traf.
Der letzte Entführer, der bis dahin unschlüssig in der Mitte der Kabine verweilt hatte, rannte auf das Geschehen zu. Im Laufen zückte er ein Messer, das genauso hundsgemein aussah wie das des zur Fackel gewordenen Fackelträgers.
Sie hatte keine Ahnung, ob auch er sich gegen Asad stellte oder ihm zu Hilfe eilen wollte. Folglich war er ein unkalkulierbares Risiko, das ausgeschaltet werden musste. Sie rammte dem Sandalenträger, dessen Beine auf ihren lagen, den Ellenbogen gegen die Schläfe. Hölle, tat das weh! Ohne auf die Schmerzen zu achten, wand sie ihm die Pistole aus den Fingern, registrierte unterbewusst, dass es sich dabei um eine Walther P 99 handelte, also um die gleiche
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